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Das Zoelibat - eine unverheiratete Priesterschaft

(Woodrow, Kap. 16, S. 120-122)

Inhaltsübersicht:


Das Zölibat - Ursprung und Auswirkung

»Der Geist aber sagt ausdrücklich, daß in späteren Zeiten manche vom Glauben abfallen werden, indem sie auf betrügerische Geister und Lehren von Dämonen achten, durch die Heuchelei von Lügenrednern, die in ihrem eigenen Gewissen gebrandmarkt sind, die VERBIETEN, ZU HEIRATEN . . .« (1.Tim.4,1-3).

In diesem Abschnitt warnt Paulus davor, daß ein Verlassen des wahren Glaubens in künftigen oder letzten Zeiten stattfinden werde. »Die Stelle weist nicht unbedingt auf die letzten Zeiten der Welt hin«, schreibt Adam Clarke in seinem bekannten Kommentar, »sondern auf jede folgende Periode, in der die Gemeinde existiert.« 1

Tatsächlich fand dieser Abfall vom Glauben, wie diejenigen wissen, die die Geschichte kennen, schon in den ersten Jahrhunderten statt.

Die ersten Christen betrachteten die Anbetung heidnischer Götter als Dämonenanbetung (1.Kor.10,19 .21). Daraus läßt sich folgern, daß sich die Warnungen des Paulus gegen die Lehren der Dämonen gewiß auf die Lehren der heidnischen Mysterien bezog. Spezielle Betonung legte er auf die Lehre des »Verbotes der Ehe«.

In der Mysterienreligion bezog sich dieses Verbot nicht auf alle Anhänger. Es war vielmehr eine Lehre, die das priesterliche Zölibat meinte.

Hislop weist daraufhin, daß solche unverheirateten Priester Mitglieder der höheren Klassen der Priesterschaft der Königin Semiramis gewesen sind. »Dies mag seltsam erscheinen, dennoch schreiben die Berichterstatter der Antike der zügellosen Königin die Erfindung des klerikalen Zölibats zu, und zwar in seiner schärfsten Form.« 2

Nicht alle Nationen, in denen sich die Mysterienreligion ausbreitete, forderten das priesterliche Zölibat, wie z.B. Ägypten, wo es den Priestern erlaubt war zu heiraten.

Jedoch »weiß jeder Gelehrte, daß die Anbetung der Kybele, einer babylonischen Göttin, im heidnischen Rom in ihrer ursprünglichen Form geschah, das heißt, mit einem zölibatären Klerus. 3

Anstatt, daß die Lehre des »Verbotes der Ehe« der Reinheit dienlich gewesen wäre, waren die Exzesse der zölibatären Priester des heidnischen Rom so schlimm, daß der Senat erwog, sie aus der römischen Republik auszuweisen.

Später, als sich das priesterliche Zölibat im päpstlichen Rom etabliert hatte, kamen ähnliche Probleme auf. »Als Papst Paul V versuchte, die genehmigten Bordelle in der 'Heiligen Stadt' abzuschaffen, erhob der römische Senat Einspruch gegen die Durchführung des päpstlichen Entwurfes. Die Männer des Senats begründeten dies mit der Feststellung, daß die Existenz solcher Häuser das einzige Mittel sei, die Priester von der Verführung ihrer Frauen und Töchter abzuhalten.« 4

Rom war in dieser Zeit nur dem Namen nach eine »Heilige Stadt«. In Berichten wird geschätzt, daß es um die 6.000 Prostituierte in dieser Stadt gab mit einer Bevölkerung, die eine Anzahl von 100.000 Personen nicht überstieg. 5

s. Pornokratie bei Päpsten

Von Historikern wissen wir, daß »alle Klerikalen sich Mätressen hielten, und alle Konvente des Kapitals einen schlechten Ruf hatten6

Auf Anweisung von Papst Gregor wurde ein Fischteich in Rom, der sich in der Nähe eines Klosters befand, ausgetrocknet. Auf dem Grund fanden sich mehr als 6.000 Säuglingsschädel.

Kardinal Peter D'Ailly sagte, er wage die Unmoral, die in Nonnenklöstern herrschte, nicht zu beschreiben, und daß »den Schleier nehmen« einfach eine andere Weise war, eine öffentliche Prostituierte zu werden.

Die Schändlichkeiten waren im 9. Jahrhundert so schlimm, daß St. Theodor Studita sogar verbot, weibliche Tiere auf der Klosterbesitzung zu halten!

Im Jahre 1477 wurden in dem katholischen Kloster von Kercheim Nackttänze und Orgien abgehalten, die wie die Geschichtsschreibung berichtet, schlimmer als diejenigen waren, die in den öffentlichen Häusern der Prostitution zu sehen sind.7

Priester wurden bekannt als »die Ehemänner aller Frauen«. Albert der Große, Erzbischof von Hamburg, ermahnte seine Priester: »Si non caste, tamen caute« (Wenn ihr nicht keusch sein könnt, seid wenigstens vorsichtig).

Ein weiterer deutscher Bischof begann damit, von den Priestern in seinem Gebiet, für jede weibliche Person, die genommen wurde, und jedes Kind, das geboren wurde, eine Steuer zu verlangen. Er entdeckte, daß elftausend Frauen von den Geistlichen seiner Diözese gehalten wurden. 8

Die »Katholische Enzyklopädie« schreibt, daß die Tendenz derer, die diese Skandale aussuchen um Details zu übertreiben, »mindestens genauso offensichtlich ist, wie die Tendenz der Verteidiger der Kirche, diese unbequemen Seiten in den Geschichtsbüchern allesamt zu übergehen«! 9

Wir bezweifeln nicht, daß, wie bei so vielen anderen Dingen auch, Extreme auf beiden Seiten existiert haben. Wir sehen auch, daß gerade bei Berichten über unmoralisches Verhalten die Gefahr der Übertreibung besteht. Aber selbst wenn man das berücksichtigt, sind die Probleme, die die Lehre des »Verbotes der Ehe« mit sich gebracht haben, zu offensichtlich, als daß sie ignoriert werden könnten. Die »Katholische Enzyklopädie« gibt zu, obwohl sie versucht, das Zölibat zu erklären und zu rechtfertigen, daß es viele Mißbräuche gegeben hat.

»Wir wollen den sehr niedrigen Stand der Moral, auf den das katholische Priestertum in verschiedenen Perioden der Weltgeschichte und in verschiedenen sich christlich nennenden Ländern gelegentlich herabgesunken ist, nicht beschönigen oder ihn in Frage stellen. . . die Korruption war weitverbreitet. . . wie könnte es auch anders sein, wenn von allen Seiten Männer brutaler Natur und ungezügelter Leidenschaften in die Bistümer hineingebracht wurden, die dem Klerus, über den sie herrschten, ein äußerst schlechtes Beispiel boten? . . . Eine große Zahl des Klerus, nicht nur Priester, sondern auch Bischöfe, nahmen sich öffentlich Frauen und zeugten Kinder, denen sie ihre Privilegien vererbten.«" 10

Es gibt keine Regel in der Bibel, die von einem Pastor fordert, unverheiratet zu sein. Die Apostel waren verheiratet (1.Kor. 9,5), und ein Bischof sollte »Mann einer Frau« sein (1.Tim. 3:2).

Sogar die »Katholische Enzyklopädie« schreibt: »Wir finden im Neuen Testament keinen Hinweis dafür, daß das Zölibat Pflicht war für die Apostel oder für die von ihnen Ordinierten.«" Die Lehre des »Verbotes der Ehe« entwickelte sich nur allmählich in der katholischen Kirche. Als das Dogma vom Zölibat eingeführt wurde, waren viele der Priester verheiratete Männer. Es stellt sich allerdings die Frage, ob ein Priester, dessen Frau starb, wieder heiraten sollte.

Beim Konzil von Neu-Caesarea im Jahre 315 wurde eine Regel aufgestellt, die einem Priester unter Strafe der Amtsenthebung verbietet, eine neue Ehe einzugehen. Später, »wurde bei einem römischen Konzil, das von Papst Siricius im Jahre 386 abgehalten wurde, ein Edikt verhängt, das Priestern und Diakonen verbot, ehelichen Verkehr mit ihren Frauen zu haben, und der Papst unternahm Schritte, daß das Gebot in Spanien und anderen christlichen Ländern durchgesetzt werden sollte.«12

Dem aufmerksamen Leser wird in diesen Aussagen der »Katholischen Enzyklopädie« das Wort »verbieten« bzw. »Verbot« auffallen. Die Bibel gebraucht das gleiche Wort: »verbieten« bezüglich der Warnung vor »dem Verbieten des Heiratens« - aber genau im entgegengesetzten Sinne. Die Bibel bezeichnet das Heiratsverbot als eine »Lehre von Dämonen«.

Wenn wir all das bedenken, sehen wir, daß sich die Vorhersage des Paulus erfüllt hat (1.Tim.4,1-3). Fand ein Verlassen des ursprünglichen Glaubens statt? Ja. Schenkten Menschen heidnischen Lehren, das sind dämonische Lehren, Beachtung? Ja. Wurde es Priestern verboten, zu heiraten? Ja. Und aufgrund dieses aufgezwungenen Zölibats sind viele Priester, wegen der Unzucht, in die sie fielen, »in ihrem eigenen Gewissen gebrandmarkt« und »reden wegen der Heuchelei Lügen« (siehe 1.Tim.4,1-3). Die Kirchengeschichte zeigt, daß sich jeder Aspekt dieser Prophetie erfüllt hat!


Anmerkungen

1. Clarke's Commentary, Bd. 6, S. 601

2. Hislop, The Two Babylons, S. 219

3. Hislop, The Two Babylons, S. 220

4. Hislop, The Two Babylons, S. 220

5. Durant, The Story of Civilization: The Reformation, S. 21

6. D'Aubigne, History of the Reformation, S. 11

7. Flick, The Decline of the Medieval Church, S. 295

8. D'Aubigne, History of the Reformation, S. 11

9. The Catholic Encyclopedia, Bd. 3, S. 483, Art.«Celibacy«

10. The Catholic Encyclopedia, Bd. 3, S. 483+485

11. The Catholic Encyclopedia, Bd. 3, S. 481

12. The Catholic Encyclopedia, Bd. 3, S. 484


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