Zurück zur Themaübersicht Kath. Mysterienkult


Die Tonsur


Ein weiterer Brauch der Katholischen Kirche, der auch in früheren Zeiten und unter Nicht-Christen bekannt war, ist das Tragen einer Tonsur. Die »Katholische Enzyklopädie« schreibt, daß die Tonsur »ein von der Kirche eingeführter heiliger Ritus ist, durch den . . . ein Christ durch das Scheren seines Haares in den Orden des Klerus aufgenommen wird. . .

Gehen wir in die Geschichte zurück, finden wir in der einfachen Kirche nichts von der Tonsur . . . Auch später mißbilligte Hieronymus (340-420) die Sitte, daß Mitglieder des Klerus ihren Kopf Schoren«! 19, zum sechsten Jahrhundert jedoch war dann die Tonsur ziemlich bekannt.

Das Konzil von Toledo erließ die strikte Vorschrift, daß alle Klerikalen die Tonsur erhalten mußten. Heute jedoch wird der Brauch in vielen Ländern nicht mehr praktiziert.

Es ist bekannt und wird bestätigt, daß dieser Brauch »in der ersten Kirche nicht gefunden wurde«. Er war jedoch bekannt unter heidnischen Völkern! Buddha rasierte sein Haupt im Gehorsam gegenüber einem angeblich göttlichen Befehl.

Die Priester von Osiris wurden an ihren geschorenen Köpfe erkannt. Die Priester des Bacchus empfingen auch die Tonsur.

Tonsur eines Mönches, Bild von Carlo Crivelli

In der Katholischen Kirche wurde die Form der Tonsur, die in Großbritannien angewandt wurde, die Keltische genannt. Es wurde nur ein Teil der Haare über der Stirn abrasiert.

Gemäß der östlichen Form wurde der Kopf ganz kahl geschoren.

Die römische Tonsur

Nach der römischen Form jedoch war die runde Tonsur üblich, die als Tonsur des St. Petrus bekannt ist, wobei nur ein runder Kranz gelassen, und der obere Teil des Kopfes kahl geschoren wurde.

Die keltische Tonsur der Priester in Großbritannien wurde zum Spott die Tonsur des Simon Magus genannt. 20

Warum bestand Rom jedoch auf die runde Tonsur? Wir können keine genaue Antwort geben, wir wissen jedoch, daß dies »eine alte Praktik der Priester des Mithra war, die mit ihren Tonsuren die Sonnenscheibe imitierten. Da der Sonnengott der »vielbeklagte Gott« war und dieser seine Haare auf eine kreisförmige Weise geschnitten hatte, so schnitten sich die Priester, die um ihn zu weinen hatten ihre Haare in gleicher Weise.

So schneiden sich in vielen Ländern diejenigen, die ihre Toten beweinen, ihnen zur Ehre die Haare kreisförmig. 21 Daß dies ein sehr alter Brauch ist - sogar zur Zeit des Mose schon bekannt, können wir klar aus der Bibel erkennen. Solches war für Priester des Alten Bundes verboten: »Sie sollen keine Glatze auf ihrem Kopf schen« (3.Mose 21,5). Und daß es sich bei dieser »Glatze« um eine runde Tonsur handelte, ist in 3.Mose 19,27 angedeutet: »Ihr sollt nicht den Rand eures Haupthaares rund scheren«.


Anmerkungen:

19. The Catholic Encyclopedia, Bd. 14, S. 779, Art. »Tonsure«

20. The Catholic Encyclopedia, Bd. 14, S. 779, Art. »Tonsure«

21. Hislop, The Two Babylons, S. 222 (S. 125-126)