Jakob Lorber: 'Die zwölf Stunden'


8. Stunde

Das Äußere. Pazifische Inseln. Ausbeutung und Misshandlung der gutmütigen Inselbewohner.

Originaltext Erstauflage 1864

Originaltext in neuer Rechtschreibung

durch Project True-blue Jakob Lorber

01] Nachdem wir das Festland Australien über- und durchblicket haben, so wollen wir nun noch den bedeutenderen Inseln einen kurzen Besuch abstatten, um auch da zu sehen, wie es alldort zugeht.

02] Ich sagte nur die bedeutenderen Inselstaaten; denn es giebt noch eine Menge von unzähligen kleinen Inseln im Weltmeere, welche aber sammt und sämmtlich entweder von den Festlanden, oder aber auch von den größeren Inselstaaten aus beherrscht werden.

03] Denn wahrlich, ihr dürftet nicht viel über tausend kleine Inselchen in dem Weltmeere ausfindig machen, welche nicht von der euch bekannten europäischen Hauptdespotie wären benagt und beschnüffelt worden.

04] Und diese Haupt-Weltstöberische Nation hat nur jene Inselchen mehr oder weniger ungeschoren gelassen, wo sie sich nach der allergenauesten Ueberzeugung überzeugt hat, daß es alldort für ihr Rattengebiß nichts zu nagen giebt.

05] Sehet nur her auf die Tafel; Ich will euch die ganze Erde von Pol zu Pol vor euren Augen ausbreiten, und es soll kein Punkt verschwiegen werden.

06] Sehet her! Die große Strecke zwischen Asien, Australien und Amerika; sehet die Menge der Inselchen, wie sie über den großen Wasserspiegel gleich den Sternen am Firmamente hervorblicken! Damit ihr euch aber von der kaufmännischen Habsucht dieser weltstöberischen Nation einen Begriff machen könnet, so will Ich auch die Namen schriftlich zu einer jeden Insel hinzusetzen, wie sie gesetzt wurden von den habsüchtigen Entdeckern.

07] Nun jetzt leset! Sehet alle auch noch so unwirthbaren, entlegensten Schlupfwinkel der Erde! Sehet nur auf die Schrift, und ihr werdet euch gleich überzeugen, für welche Nation der Erde alle Klimate zugänglich sind. Denn diese Menschen machen sich nichts daraus, ob ihnen unter dem Aequator die Segel vor Hitze brennend werden, oder ob sie auf der andern Seite den dreivierten Theil des Jahres zwischen Eisbergen einfrieren, und ihre Schiffe oft viele Klaftern unter dem Schnee begraben liegen.

08] Kurz und gut, ihr werdet wenig andere Namen finden, als die dieser Weltwechsler. Daher wollen wir uns noch zu den bedeutenden Inselstaaten machen, um da das Thun und Treiben dieser Nation in Augenschein zu nehmen.

09] Sehet daher über den östlichen Theil nördlich eine bedeutend große Insel unter dem Namen Neu-Guinea. Diese Insel wird ebenfalls zu Australien gerechnet. Sie hat auch nur wenig Berge, und ist der Entstehung nach jünger noch als Australien; denn Australien ist erst kaum etwas über 3000 Jahre alt; die Insel Guinea aber ist nahe 700 Jahre jünger denn Australien.

10] Dieses Land wurde jedoch von einigen asiatischen Völkern um Vieles früher entdeckt, denn Australien; und so haben es die Engländer und auch Holländer schon beiweitem cultivirter gefunden, denn später das Festland Australien selbst. Was war nun natürlicher, als daß durch den Kanonendonner dieser weltsüchtigen Nation ein solcher Fund ohne Weiteres in den vollen Besitz genommen wurde.

11] Hier werden freilich keine Deportirten abgesetzt; aber die armen Einwohner dieser Insel sind selbst beinahe um kein Haar besser daran, als die Sclaven in Nordamerika.

12] Diese Menschen werden zwar einigermaßen cultivirt; aber nicht etwa darum, daß sie gebildet würden ihrer selbst willen in der sogenannten christlichen Religion oder in andern Wissenschaften, sondern nur aus der Ursache werden sie gebildet, aus welcher Ursache bei euch die Pferdewildlinge abgerichtet werden, d. h. um geschickter und tauglicher zu werden, englische Lasten zu tragen, für sie zu arbeiten und zu kämpfen, und wenn die Herren prassen, diesen hernach ebenfalls ein Lohn zum Theile wird, der nicht besser, sondern oft schlechter ist als der, den bei euch das Zugvieh nach gethaner Arbeit erhält;

13] denn diese Hauptweltmäkler wollen durchaus nicht das Brod im Angesichte ihres Schweißes essen, sondern sie stellen sich mit müßigen Händen an allen Enden der Erde auf, reißen ihr Maul weit auseinander, und lassen sich von den ungerecht unterjochten Völkern, wie ihr zu sagen pflegt, die gebratenen Vögel in's Maul jagen.

14] Nun sehet nur hierher in die Mitte der Tafel; da ist die Insel ganz ausgebreitet. Sehet die Arbeiter an, wie sie beinahe ganz nackt unter den glühenden Strahlen der Sonne die schwersten Arbeiten verrichten müssen.

15] Sehet, da steigen Viele auf den Bäumen herum, und müssen von selben eine Art Wolle sammeln, die allda viel schöner und feiner ist, denn eine ähnliche in Ostindien; wieder sehet hier andere, die sich mit dem Anbau des Zuckerrohres beinahe Tag und Nacht beschäftigen. Sehet hier wieder Andere, die da in den Tiefen der Erde nach Gold und allerlei Edelsteinen wühlen müssen.

16] Sehet hier wieder Andere, die gleich Lastthieren ihre müßigen Herren in Sänften herumtragen müssen; und sehet hier wieder andere, welche beim Baue von Befestigungswerken und großen Magazinen verwendet und um den schlechtesten Sold oft jämmerlich mißhandelt werden.

17] Es wären noch eine Menge elender Situationen zu betrachten; allein wenn ihr dieses Wenige nur in den rechten Augenschein nehmt, so mag es euch genügen, wenn ihr noch das hinzusetzet, daß diese weltsüchtige Nation fast mit allen den eroberten Inselstaaten auf eine solche politische Weise zu Werke geht, wie es einst die Römer in Hinsicht auf das Fremdgötterthum gemacht haben.

18] Denn, wenn sie sich überzeugen, daß irgend ein heidnisches Volk auf einer Insel gutmüthiger Art ist, da wird vom Christenthume nicht viel Erwähnung gemacht, sondern sie lassen sich dafür unterrichten in dieser heidnischen Religionsform; und wenn sie nun dadurch zur Einsicht gekommen sind, daß eine solche armselige Religion für ihren großen Weltbeutel besser taucht, denn die christliche, so sagen sie gleich Meinem lieben Paulus: Wir wollen Alles mit Allen sein, um von Allen Etwas zu gewinnen; freilich nicht wie Paulus, der Allen Alles sein wollte, um sie für Mich zu gewinnen, sondern wie schon gesagt, mit Allen Alles.

19] Nur wenn irgend eine heidnische Religion sehr eigennützige Grundsätze hat, da wird freilich die christliche Religion mit dem schwersten Kanonencaliber gepredigt; und hat diese heidnische Nation die christliche Religion angenommen, so versteht sich dann schon von selbst, welcher Alles umfassende Lohn - den Heilsverkündigern gebührt.

20] Und so sehet her denn wieder auf die Tafel. Sehet, wieder eine andere Insel. Sie wird Neu-Brittanien genannt, und da sehet etwas weiter herauf noch eine Insel, man nennt sie Neu-Irland. Ich meine, da werdet ihr nicht lange herum fragen dürfen, wer die Herren dieser bedeutenden zwei Inseln sind.

21] Seht, da unten besser, wieder eine bedeutende Insel, umgeben von mehreren kleineren Inseln: Neu-Calcedonien. Braucht nicht zu fragen, wer die Herren dieser bedeutenden Ländereien sind, und wie es dort zugeht; sehet nur theilweise nach Nordamerika, Australien und Neu-Guinea.

22] Nun sehet da herab südlich im östlichen Theile von Australien eine bedeutende, aber sehr magere und schwer zugängliche Insel: Van-Diemens-Insel genannt. Sehet, da sieht's ziemlich mager aus; daher wird auch sogar den Holländern gestattet, daß diese Insel, wenn auch sonst nichts, so doch einen holländischen Namen trägt.


23] Trotz dieses holländischen Namens haben aber doch auch die Engländer sich den allerbesten Landungsplatz ausersehen. Nur der westliche Theil steht den Niederländern zollfrei offen.

24] Was aber den bedeutenden Fischfang im Osten anbelangt, so wissen da die Engländer recht wohl ihre Netze in's Meer zu tauchen.

25] Nun verlassen wir diese Insel, und wenden uns ziemlich südlich herab; da sehet zwei sehr bedeutende Inseln neben einander, welche nur durch die sogenannte Koksstraße getrennt sind.

26] Es ist Neu-Seeland; und sehet noch ein wenig südlicher eine nicht unbedeutende Insel unter dem Namen Cornwallis. Seht, diesen Inseln haben die Engländer gegen einen bedeutenden Getreidetribut eine freie Souverainetät gelassen. Das heißt, die Beherrscher dieser Inseln sind noch in ihrem Amte gelassen, und zwar aus verschiedenen Gründen.

27] Der Hauptgrund ist dieser, weil den Engländern auf diese Weise die Regierung dieser äußerst weit entlegenen Länder nichts kostet, und weil sie ihnen vermöge ihrer äußerst gastfreundlichen Gesinnung, wie schon früher erwähnt wurde, sehr zusagt, aus welchem Grunde das Christenthum hier auch sehr magere Fortschritte macht.

28] Der zweite Grund, warum diese weltsüchtige Nation gegen diese Länder noch keine stärker donnernden Expeditionen unternommen hat, sind die damit verbundenen zu großen Unkosten.

29] Der dritte Grund ist dieser, weil dieses Land großen Schiffen vermöge der häufigen Stürme und der vielen Klippen und Sandbänke nicht leichtlich zugänglich ist.

30] Und so gäbe es noch verschiedene andere eigennützige Gründe, warum diese entfernten, aber doch sehr fruchtbaren Seeländer noch nicht vollends in die despotischen Klauen dieser weltberühmten Nation gekommen sind.

31] Aber nun sehet, da fahren eben einige englische Schiffe, welche da sind ein Mittelding zwischen Kauffarthei- und Kriegsschiffen, wie ihr sehet, gerade nach diesen Ländern; denn jetzt ist alldort schon das Getreide und andere brauchbaren Früchte eingebracht. Denn ihr werdet wohl wissen, daß euer Frühling alldort der Herbst ist.

32] Sehet, und so werden diese Schiffe gerade zur rechten Zeit dahin gelangen. Zählet sie einmal, wie viel daß ihrer sind? Sehet eine ziemliche Karavane mit groß und klein gerechnet 170 an der Zahl; aber damit ihr ihr Thun und Treiben alldort in den Augenschein nehmen möget, so will Ich im Geiste diese Schifffahrt beschleunigen.

33] Nun sehet her; wir sind schon an Ort und Stelle. Sehet, wie diese armen Völker, meistens noch echte Kainiten, vollbeladen mit Körben und von den Engländern eigens dazu hinterlassenen Säcken und Kisten an die Küste eilen, um den vermeintlichen Göttertribut abzustatten; denn diese Armen halten diese Weltsüchtigen für Wesen höherer Art, die zur Erde mittels solcher schönen schwimmenden Häuser von den Wolken gestiegen sind, auf daß sie nach ihrer Meinung am Ende ihrer Welt die Opfer empfingen, die ihnen gebühreten.

34] Daß sie solche höhere Wesen sind, schließen sie daraus, weil sie von diesen Häusern eben so gut blitzen und donnern, und gewaltige Donnerkeile werfen, wie aus den Wolken.

35] Da nun die Tributsnehmer mit solchen Volksschwächen vertraut sind, so geben sie ihre Ankunft auch durch den Kanonendonner zu erkennen, und wenn sie nach einem Aufenthalte von einigen Wochen Alles in ihre Schiffe eingepackt haben, so wird dann als Bezahlung diesen armen Völkchen noch ein großartiges Kanonen- und Raketen-Spectakel gegeben; und dieses Spectakel sagt dann den Einwohnern, daß die Götter hinreichendes Opfer bekommen haben.

36] Damit aber einen solchen Gratisfund auch nicht irgend eine andere Nation macht, so sind kleine Inseln, die diese großen Inseln umgeben, gar wohl mit englischen Forts versehen.

37] Und so sind dadurch diese drei großen Länder selbst als immerwährend gefangen; denn an den einigen Punkten, da diese Länder landungsfähig sind, haben die Engländer ihre Feuerschlünde kreuz und quer aufgepflanzt.

38] Wo aber das Land, wie schon gesagt, unzugänglich ist, da bedarf es auch keiner Wachen. Und so sind diese Welt- und Wassersüchtigen trotz der Souverainetät dieser Länder als die Beherrscher von der Küste bis in's Innerste anzusehen.

39] Hier üben sie freilich keine Grausamkeit aus, d. h. sie schwingen nicht ihre Sclavenpeitsche und Höllenfackel über diese Armen; aber Ich sage: Eben hier ist der Ort, wo diese Menschen sich selbst zu den größten Scheusalen der Erde herab stempeln;

40] denn so lange irgend ein Mensch aus Habsucht und Geiz seine Mitmenschen tyrannisirt, so ist er wohl zu vergleichen einem Teufel, der ein baarer Diener des Satans fist; denn mag die Tyrannei noch so arg sein, so ist doch wenigstens gewiß, daß der gemißhandelte Theil wenigstens bis in den innersten Tropfen des Marks gedemüthigt wird, und es wird ihm, wenn auch auf eine tyrannische Weise, doch wenigstens ein Begriff vom Christenthume beigebracht, in Folge dessen solche Arme im Hinblicke auf Mein Kreuz ihr Elend erträglich und verdienstlich erdulden.

41] Aber wo aus schändlicher Habsucht ein Volk von allem höheren Lichte gänzlich ab- und ausgeschlossen wird, und auf der andern Seite aber dessenungeachtet lügenhafterweise aller Welt ausposaunt wird, welche segenvollen Fortschritte solche Nation macht, während sie im Geheimen in der schändlichsten Finsterniß gelassen wird; höret, solche Kunststücke vermag kein Teufel auszuführen, sondern da muß ein Großmeister Hand an's Werk legen.

42] Sehet, das ist und gehört zu den größten Gräueln der Erde! Wahrlich, so ein Tyrann tausend unschuldige Menschen durch ein ganzes Jahr hindurch mit den schauerlichsten Marterwerkzeugen möchte um das Leben bringen, daß seine Marterei eine wäre, wie sie keines Menschen Zunge auszusprechen vermöchte, so möchte Ich ihm eher Gnade erzeigen, als solchen Scheusalen aus dem Arschloche des Höllenfürsten.

43] Ihr sehet diese unaussprechliche Grausamkeit freilich wohl nicht gar so ein, als wenn ihr sehen würdet, wie auf einer andern Insel die Menschen bei den Füßen an einen Baumast aufgehängt werden, so daß der Kopf zur Erde hinab reicht, allda sie dann von einer eigenen Art kleiner grüner Ameisen verzehrt werden, und oft am 6ten oder 7ten Tage unter den unaussprechlichsten Schmerzen ihr Leben aushauchen, und dann erst so lange hängen bleiben, bis der letzte Marktropfen aus ihren Gebeinen von den besagten Ameisen verzehrt worden ist;

44] ja Ich sage, euch würden die Haare an der Stelle schneeweiß zu Berge steigen, wenn ihr auf einem andern Orte sehen würdet, wie die Menschen an große Schleifsteine gehalten bis auf die letzte Faser zusammen geschliffen werden, ja ihr würdet euere Augen unvermeidlich schließen, wenn ihr auf einer andern Insel Menschen mit geknebelten Armen und Füßen auf Baumästen an den Geschlechtstheilen würdet aufgehängt antreffen, und das weibliche Geschlecht aber, durch die Schamlippen einen Strick gezogen, hernach erst an den Füßen des männlichen Geschlechtes hängend.

45] Ich könnte euch dergleichen Grausamkeiten noch in einer Unzahl anführen; allein ihr würdet darinnen nichts erblicken, als allerlei Kreuzigungen, durch welche den Menschen das irdische Leben genommen wird.

46] Aber sehet, alle diese Grausamkeiten sind kaum als ein Thautropfen gegen das Weltmeer zu betrachten, was eigentlich eine solche geistige Mißhandlung der armen Menschheit ist; denn mag Jemand vom Leibe ein Glied nach dem andern trennen, so wird der Leib eine solche Marter nur bis auf einen gewissen Grad aushalten.

47] Ist es der Seele einmal zu bunt geworden, dann löst sie sich alsobald von ihrer Hülle in Vereinigung mit dem Geiste ab, und da mag hernach der Tyrann den Leib zwicken, geißeln, brennen, schleifen, und kurz was für Grausames ihm noch beliebt, mit denselben vornehmen, so ist das nicht viel anders, als so Jemand von Euch seinem ausgezogenen Rocke Solches anthun möchte; denn der Leib ist nur so lange schmerzfähig, als die Seele in selbem haftet.

48] Hat sich diese empfohlen, wenn es ihr zu bunt geworden ist, so hat auch, wie schon gesagt, aller Schmerz aufgehört.

49] Allein eine solche Mißhandlung der Seele und des Geistes, eine solche gewinnsüchtige Anlegung der Sclavenketten dem unsterblichen Geiste, das ist mehr, ja Ich sage unendlich mal mehr als alle körperlichen Grausamkeiten, die auf der ganzen Erde verübt werden. Denn meinet ihr, es sei ein Leichtes, solche Sclaven-Geister in ihrer Freiheit hernach zu bekehren?

50] O sehet, der menschliche Geist ist ein freier Geist; wenn er aber einmal eine Richtung genommen hat, wer vermag sie zu ändern, um den Geist nicht zu vernichten?

51] Und denket euch, wie es um das Herz des Vaters sein kann, wenn Er gleich einem sorgsamen Hauswirthe unthätig zusehen muß, wie Ihm der Hagel Seine Früchte vernichtet.

52] Daher sage Ich: Wehe euch Tyrannen, ihr werdet mit euren Brüdern, den Teufeln, ihr Loos theilen; aber unendlichmal wehe euch, die ihr Macht in den Händen habt, allen Völkern der Erde ein wahres Licht zu bringen, und ihr thut es nicht, sondern schleudert dieselben aus schnöder Habsucht und Weltgierde noch in größere Labyrinthe der Finsterniß, als sie zuvor in ihrer Unschuld gelegen sind.

53] Ja, Ich sage noch einmal: unendlichmal wehe euch, wenn der zahlende Tag für euch kommen wird; wahrlich, ihr werdet empfangen, was Meine Gottheit in Ihrer allerinnersten Tiefe Ihres Zornfeuers zu erfinden und zu erdenken vermag! - Mehr brauche Ich nicht zu sagen.

54] Denn einen Menschen um seinen Gott zu bringen, ist der Gräuel höchster; mehr brauche Ich euch nicht zu sagen.

55] Mein Wort zu den niedrigsten habsüchtigen und geizigen Zwecken zu gebrauchen, ist eben so, wie alles Vorhergehende, der Gräuel höchster; mehr brauche Ich euch durchaus nicht zu sagen!

56] So auch, was die andern Inselstaaten bis auf Japan, darüber die neunte Stunde handeln wird, betrifft, so ist bis auf eine Insel in der Mitte des Weltmeeres unter dem Namen Otaheity, beinahe dasselbe, wie bei den früheren Inseln der Fall.

57] Mit dieser Insel geht es auch beinahe wie mit Neuseeland; nur daß man hier auf einigen Punkten derselben für's Erste europäische Waffenübungen eingeführt hat, und hie und da auch das Christenthum; denn diese Insel, so klein sie auch gegen die andern ist, so versieht sie aber jetzt beinahe die sämmtlichen englischen Inselstaaten mit Schwefel und bestem Salnitersalze, aus welcher Ursache dort auch sehr bedeutende Pulverfabrikationen angelegt sind; denn der Boden dieser Insel ist beinahe pur Schwefel, aus welchem Grunde sich alldort auch einer der größten Feuerspeier befindet, dessen Krater mehrere Stunden im Umfange hat, und stets voll glühender Lava ist.

58] Und somit genüge es euch für die heutige 8te Stunde; denn vermöge der kleinen Einleitung, die Ich euch in dieser Stunde sowohl körperlich als geistig gegeben habe, wird euch die nächstfolgende 9te Stunde anschaulichere Aufschlüsse verschaffen. Amen.

01] Nachdem wir das Festland Australien über- und durchblickt haben, so wollen wir nun noch den bedeutenderen Inseln einen kurzen Besuch abstatten, um auch da zu sehen, wie es alldort zugeht.

02] Ich sagte nur die bedeutenderen Inselstaaten; denn es gibt noch eine Menge von unzähligen kleinen Inseln im Weltmeer, welche aber samt und sämtlich entweder von den Festlanden, oder aber auch von den größeren Inselstaaten aus beherrscht werden.

03] Denn wahrlich, ihr dürftet nicht viel über tausend kleine Inselchen in dem Weltmeer ausfindig machen, welche nicht von der euch bekannten europäischen Hauptdespotie wären benagt und beschnüffelt worden.

04] Und diese haupt-weltstöberische Nation hat nur jene Inselchen mehr oder weniger ungeschoren gelassen, wo sie sich nach der allergenauesten Überzeugung (Durchforschung, d. Ed.) überzeugt hat, dass es alldort für ihr Rattengebiss nichts zu nagen gibt.

05] Seht nur her auf die Tafel; Ich will euch die ganze Erde von Pol zu Pol vor euren Augen ausbreiten, und es soll kein Punkt verschwiegen werden.

06] Seht her! Die große Strecke zwischen Asien, Australien und Amerika; seht die Menge der Inselchen, wie sie über den großen Wasserspiegel gleich den Sternen am Firmament hervorblicken! Damit ihr euch aber von der kaufmännischen Habsucht dieser weltstöberischen Nation einen Begriff machen könnt, so will Ich auch die Namen schriftlich zu einer jeden Insel hinzusetzen, wie sie gesetzt wurden von den habsüchtigen Entdeckern.

07] Nun, jetzt lest! Seht alle auch noch so unwirtbaren, entlegensten Schlupfwinkel der Erde! Seht nur auf die Schrift, und ihr werdet euch gleich überzeugen, für welche Nation der Erde alle Klimate zugänglich sind. Denn diese Menschen machen sich nichts daraus, ob ihnen unter dem Äquator die Segel vor Hitze brennend werden, oder ob sie auf der anderen Seite den dreivierten Teil des Jahres zwischen Eisbergen einfrieren, und ihre Schiffe oft viele Klafter unter dem Schnee begraben liegen.

08] Kurz und gut, ihr werdet wenig andere Namen finden als die dieser Weltwechsler. Daher wollen wir uns noch zu den bedeutenden Inselstaaten machen, um da das Tun und Treiben dieser Nation in Augenschein zu nehmen.


09] Seht daher über den östlichen Teil nördlich eine bedeutend große Insel unter dem Namen Neu-Guinea. Diese Insel wird ebenfalls zu Australien gerechnet. Sie hat auch nur wenige Berge, und ist der Entstehung nach jünger noch als Australien; denn Australien ist erst kaum etwas über 3 000 Jahre alt; die Insel Guinea aber ist nahe 700 Jahre jünger denn Australien.

10] Dieses Land wurde jedoch von einigen asiatischen Völkern um Vieles früher entdeckt denn Australien; und so haben es die Engländer und auch Holländer schon bei weitem kultivierter gefunden denn später das Festland Australien selbst. Was war nun natürlicher, als dass durch den Kanonendonner dieser weltsüchtigen Nation ein solcher Fund ohne Weiteres in den vollen Besitz genommen wurde?

11] Hier werden freilich keine Deportierten abgesetzt; aber die armen Einwohner dieser Insel sind selbst beinahe um kein Haar besser daran als die Sklaven in Nordamerika.

12] Diese Menschen werden zwar einigermaßen kultiviert; aber nicht etwa darum, dass sie gebildet würden ihrer selbst willen in der sogenannten christlichen Religion, oder in andern Wissenschaften, sondern nur aus der Ursache werden sie gebildet, aus welcher Ursache bei euch die Pferdewildlinge abgerichtet werden, d. h., um geschickter und tauglicher zu werden, englische Lasten zu tragen, für sie zu arbeiten und zu kämpfen, und wenn die Herren prassen, diesen hernach ebenfalls ein Lohn zum Teil wird, der nicht besser, sondern oft schlechter ist als der, den bei euch das Zugvieh nach getaner Arbeit erhält.

13] Denn diese Hauptweltmäkler wollen durchaus nicht das Brot im Angesichte ihres Schweißes essen, sondern sie stellen sich mit müßigen Händen an allen Enden der Erde auf, reißen ihr Maul weit auseinander und lassen sich von den ungerecht unterjochten Völkern, wie ihr zu sagen pflegt, die gebratenen Vögel ins Maul jagen.

14] Nun seht nur hierher in die Mitte der Tafel; da ist die Insel ganz ausgebreitet. Seht die Arbeiter an, wie sie beinahe ganz nackt unter den glühenden Strahlen der Sonne die schwersten Arbeiten verrichten müssen.

15] Seht, da steigen viele auf den Bäumen herum, und müssen von selben eine Art Wolle sammeln, die allda viel schöner und feiner ist denn eine ähnliche in Ostindien; wieder seht hier andere, die sich mit dem Anbau des Zuckerrohres beinahe Tag und Nacht beschäftigen. Seht hier wieder andere, die da in den Tiefen der Erde nach Gold und allerlei Edelsteinen wühlen müssen.

16] Seht hier wieder andere, die gleich Lasttieren ihre müßigen Herren in Sänften herumtragen müssen; und seht hier wieder andere, welche beim Bau von Befestigungswerken und großen Magazinen verwendet und um den schlechtesten Sold oft jämmerlich misshandelt werden.

17] Es wären noch eine Menge elender Situationen zu betrachten; allein wenn ihr dieses Wenige nur in den rechten Augenschein nehmt, so mag es euch genügen, wenn ihr noch das hinzusetzt, dass diese weltsüchtige Nation fast mit allen den eroberten Inselstaaten auf eine solche politische Weise zu Werke geht, wie es einst die Römer in Hinsicht auf das Fremdgöttertum gemacht haben.

18] Denn wenn sie sich überzeugen, dass irgend ein heidnisches Volk auf einer Insel gutmütiger Art ist, da wird vom Christentum nicht viel Erwähnung gemacht, sondern sie lassen sich dafür unterrichten in dieser heidnischen Religionsform; und wenn sie nun dadurch zur Einsicht gekommen sind, dass eine solche armselige Religion für ihren großen Weltbeutel besser taugt denn die christliche, so sagen sie, gleich Meinem lieben Paulus: Wir wollen alles mit allen sein, um von allen etwas zu gewinnen; freilich nicht wie Paulus, der allen alles sein wollte, um sie für Mich zu gewinnen, sondern wie schon gesagt, mit allen alles.

19] Nur wenn irgendeine heidnische Religion sehr eigennützige Grundsätze hat, da wird freilich die christliche Religion mit dem schwersten Kanonenkaliber gepredigt; und hat diese heidnische Nation die christliche Religion angenommen, so versteht sich dann schon von selbst, welcher alles umfassende Lohn — den Heilsverkündigern gebührt.

20] Und so seht her denn wieder auf die Tafel. Seht, wieder eine andere Insel. Sie wird Neu-Britannien genannt, und da seht etwas weiter herauf noch eine Insel, man nennt sie Neu-Irland. Ich meine, da werdet ihr nicht lange herumfragen dürfen, wer die Herren dieser bedeutenden zwei Inseln sind.

21] Seht, da unten besser, wieder eine bedeutende Insel, umgeben von mehreren kleineren Inseln: Neu-Kaledonien. Braucht nicht zu fragen, wer die Herren dieser bedeutenden Ländereien sind, und wie es dort zugeht; seht nur teilweise nach Nordamerika, Australien und Neu-Guinea.

22] Nun seht da herab südlich im östlichen Teil von Australien eine bedeutende, aber sehr magere und schwer zugängliche Insel: Van-Diemens-Insel (Tasmanien, d. Ed.) genannt. Seht, da sieht's ziemlich mager aus; daher wird auch sogar den Holländern gestattet, dass diese Insel, wenn auch sonst nichts, so doch einen holländischen Namen trägt.

23] Trotz dieses holländischen Namens haben aber doch auch die Engländer sich den allerbesten Landungsplatz ausersehen. Nur der westliche Teil steht den Niederländern zollfrei offen.

24] Was aber den bedeutenden Fischfang im Osten anbelangt, so wissen da die Engländer recht wohl ihre Netze ins Meer zu tauchen.

25] Nun verlassen wir diese Insel, und wenden uns ziemlich südlich herab; da seht zwei sehr bedeutende Inseln nebeneinander, welche nur durch die sogenannte Koksstraße getrennt sind.

26] Es ist Neu-Seeland; und seht noch ein wenig südlicher, eine nicht unbedeutende Insel unter dem Namen Cornwallis. Seht, diesen Inseln haben die Engländer gegen einen bedeutenden Getreidetribut eine freie Souveränität gelassen. Das heißt, die Beherrscher dieser Inseln sind noch in ihrem Amt gelassen, und zwar aus verschiedenen Gründen.

27] Der Hauptgrund ist dieser, weil den Engländern auf diese Weise die Regierung dieser äußerst weit entlegenen Länder nichts kostet, und weil sie ihnen vermöge ihrer äußerst gastfreundlichen Gesinnung, wie schon früher erwähnt wurde, sehr zusagt, aus welchem Grund das Christentum hier auch sehr magere Fortschritte macht.

28] Der zweite Grund, warum diese weltsüchtige Nation gegen diese Länder noch keine stärker donnernden Expeditionen unternommen hat, sind die damit verbundenen zu großen Unkosten.

29] Der dritte Grund ist dieser, weil dieses Land großen Schiffen vermöge der häufigen Stürme und der vielen Klippen und Sandbänke nicht leicht zugänglich ist.

30] Und so gäbe es noch verschiedene andere eigennützige Gründe, warum diese entfernten, aber doch sehr fruchtbaren Seeländer noch nicht vollends in die despotischen Klauen dieser weltberühmten Nation gekommen sind.

31] Aber nun seht, da fahren eben einige englische Schiffe, welche da sind ein Mittelding zwischen Kauffahrtei- und Kriegsschiffen, wie ihr seht, gerade nach diesen Ländern; denn jetzt ist alldort schon das Getreide und andere brauchbare Früchte eingebracht. Denn ihr werdet wohl wissen, dass euer Frühling alldort der Herbst ist.

32] Seht, und so werden diese Schiffe gerade zur rechten Zeit dahin gelangen. Zählt sie einmal, wie viel ihrer sind? Seht eine ziemliche Karawane mit groß und klein gerechnet 170 an der Zahl; aber damit ihr ihr Tun und Treiben alldort in den Augenschein nehmen mögt, so will Ich im Geiste diese Schifffahrt beschleunigen.

33] Nun seht her; wir sind schon an Ort und Stelle. Seht, wie diese armen Völker, meistens noch echte Kainiten, vollbeladen mit Körben und von den Engländern eigens dazu hinterlassenen Säcken und Kisten an die Küste eilen, um den vermeintlichen Göttertribut abzustatten; denn diese Armen halten diese Weltsüchtigen für Wesen höherer Art, die zur Erde mittels solcher schönen schwimmenden Häuser von den Wolken gestiegen sind, auf dass sie nach ihrer Meinung am Ende ihrer Welt die Opfer empfingen, die ihnen gebührten.

34] Dass sie solche höhere Wesen sind, schließen sie daraus, weil sie von diesen Häusern ebenso gut blitzen und donnern, und gewaltige Donnerkeile werfen, wie aus den Wolken.

35] Da nun die Tributsnehmer mit solchen Volksschwächen vertraut sind, so geben sie ihre Ankunft auch durch den Kanonendonner zu erkennen, und wenn sie nach einem Aufenthalt von einigen Wochen alles in ihre Schiffe eingepackt haben, so wird dann als Bezahlung diesen armen Völkchen noch ein großartiges Kanonen- und Raketen-Spektakel gegeben und dieses Spektakel sagt dann den Einwohnern, dass die Götter hinreichendes Opfer bekommen haben.

36] Damit aber einen solchen Gratisfund auch nicht irgendeine andere Nation macht, so sind kleine Inseln, die diese großen Inseln umgeben, gar wohl mit englischen Forts versehen.

37] Und so sind dadurch diese drei großen Länder selbst als immerwährend gefangen; denn an den einigen Punkten, da diese Länder landungsfähig sind, haben die Engländer ihre Feuerschlünde kreuz und quer aufgepflanzt.

38] Wo aber das Land, wie schon gesagt, unzugänglich ist, da bedarf es auch keiner Wachen. Und so sind diese Welt- und Wassersüchtigen trotz der Souveränität dieser Länder als die Beherrscher von der Küste bis ins Innerste anzusehen.

39] Hier üben sie freilich keine Grausamkeit aus, d. h., sie schwingen nicht ihre Sklavenpeitsche und Höllenfackel über diese Armen; aber Ich sage: Eben hier ist der Ort, wo diese Menschen sich selbst zu den größten Scheusalen der Erde herabstempeln.

40] Denn so lange irgendein Mensch aus Habsucht und Geiz seine Mitmenschen tyrannisiert, so ist er wohl zu vergleichen [mit] einem Teufel, der ein barer Diener des Satans ist; denn mag die Tyrannei noch so arg sein, so ist doch wenigstens gewiss, dass der misshandelte Teil wenigstens bis in den innersten Tropfen des Marks gedemütigt wird, und es wird ihm, wenn auch auf eine tyrannische Weise, doch wenigstens ein Begriff vom Christentum beigebracht, in Folge dessen solche Arme im Hinblicke auf Mein Kreuz ihr Elend erträglich und verdienstlich erdulden.

41] Aber wo aus schändlicher Habsucht ein Volk von allem höheren Licht gänzlich ab- und ausgeschlossen wird, und auf der andern Seite aber dessen ungeachtet lügenhafterweise aller Welt ausposaunt wird, welche segenvolle Fortschritte solche Nation macht, während sie im Geheimen in der schändlichsten Finsternis gelassen wird; höret, solche Kunststücke vermag kein Teufel auszuführen, sondern da muss ein Großmeister Hand ans Werk legen.


42] Seht, das ist und gehört zu den größten Gräueln der Erde! Wahrlich, so ein Tyrann tausend unschuldige Menschen durch ein ganzes Jahr hindurch mit den schauerlichsten Marterwerkzeugen möchte um das Leben bringen, dass seine Marterei eine wäre, wie sie keines Menschen Zunge auszusprechen vermöchte, so möchte Ich ihm eher Gnade erzeigen, als solchen Scheusalen aus dem Arschloch des Höllenfürsten.

43] Ihr seht diese unaussprechliche Grausamkeit freilich wohl nicht gar so ein, als wenn ihr sehen würdet, wie auf einer andern Insel die Menschen bei den Füßen an einen Baumast aufgehängt werden, so dass der Kopf zur Erde hinab reicht, allda sie dann von einer eigenen Art kleiner grüner Ameisen verzehrt werden, und oft am sechsten oder siebten Tag unter den unaussprechlichsten Schmerzen ihr Leben aushauchen, und dann erst so lange hängen bleiben, bis der letzte Marktropfen aus ihren Gebeinen von den besagten Ameisen verzehrt worden ist.

44] Ja, Ich sage, euch würden die Haare an der Stelle schneeweiß zu Berge steigen, wenn ihr auf einem andern Ort sehen würdet, wie die Menschen an große Schleifsteine gehalten bis auf die letzte Faser zusammen geschliffen werden, ja, ihr würdet eure Augen unvermeidlich schließen, wenn ihr auf einer andern Insel Menschen mit geknebelten Armen und Füßen auf Baumästen an den Geschlechtsteilen würdet aufgehängt antreffen, und das weibliche Geschlecht aber, durch die Schamlippen einen Strick gezogen, hernach erst an den Füßen des männlichen Geschlechtes hängend.

45] Ich könnte euch dergleichen Grausamkeiten noch in einer Unzahl anführen; allein ihr würdet darinnen nichts erblicken als allerlei Kreuzigungen, durch welche den Menschen das irdische Leben genommen wird.

46] Aber seht, alle diese Grausamkeiten sind kaum als ein Tautropfen gegen das Weltmeer zu betrachten, was eigentlich eine solche geistige Misshandlung der armen Menschheit ist; denn mag jemand vom Leib ein Glied nach dem andern trennen, so wird der Leib eine solche Marter nur bis auf einen gewissen Grad aushalten.

47] Ist es der Seele einmal zu bunt geworden, dann löst sie sich alsobald von ihrer Hülle in Vereinigung mit dem Geist ab, und da mag hernach der Tyrann den Leib zwicken, geißeln, brennen, schleifen, und kurz, was für Grausames ihm noch beliebt mit denselben vornehmen, so ist das nicht viel anders, als so jemand von euch seinem ausgezogenen Rock solches antun möchte; denn der Leib ist nur so lange schmerzfähig, als die Seele in selbem haftet.

48] Hat sich diese empfohlen, wenn es ihr zu bunt geworden ist, so hat auch, wie schon gesagt, aller Schmerz aufgehört.

49] Allein eine solche Misshandlung der Seele und des Geistes, eine solche gewinnsüchtige Anlegung der Sklavenketten dem unsterblichen Geist, das ist mehr, ja, Ich sage, unendlichmal mehr als alle körperlichen Grausamkeiten, die auf der ganzen Erde verübt werden. Denn meint ihr, es sei ein Leichtes, solche Sklaven-Geister in ihrer Freiheit hernach zu bekehren?

50] O seht, der menschliche Geist ist ein freier Geist; wenn er aber einmal eine Richtung genommen hat, wer vermag sie zu ändern, um den Geist nicht zu vernichten?

51] Und denkt euch, wie es um das Herz des Vaters sein kann, wenn Er gleich einem sorgsamen Hauswirt untätig zusehen muss, wie Ihm der Hagel Seine Früchte vernichtet.

52] Daher sage Ich: Wehe euch Tyrannen, ihr werdet mit euren Brüdern, den Teufeln, ihr Los teilen; aber unendlichmal wehe euch, die ihr Macht in den Händen habt, allen Völkern der Erde ein wahres Licht zu bringen, und ihr tut es nicht, sondern schleudert dieselben aus schnöder Habsucht und Weltgier noch in größere Labyrinthe der Finsternis, als sie zuvor in ihrer Unschuld gelegen sind.

53] Ja, Ich sage noch einmal: Unendlichmal wehe euch, wenn der zahlende Tag für euch kommen wird; wahrlich, ihr werdet empfangen, was Meine Gottheit in Ihrer allerinnersten Tiefe Ihres Zornfeuers zu erfinden und zu erdenken vermag! - Mehr brauche Ich nicht zu sagen.

54] Denn einen Menschen um seinen Gott zu bringen, ist der Gräuel höchster; mehr brauche Ich euch nicht zu sagen.

55] Mein Wort zu den niedrigsten, habsüchtigen und geizigen Zwecken zu gebrauchen, ist ebenso wie alles Vorhergehende der Gräuel höchster; mehr brauche Ich euch durchaus nicht zu sagen!

56] So auch, was die anderen Inselstaaten bis auf Japan, darüber die neunte Stunde handeln wird, betrifft, so ist bis auf eine Insel in der Mitte des Weltmeeres unter dem Namen Otaheity (Tahiti, d. Ed.) beinahe dasselbe wie bei den früheren Inseln der Fall.

57] Mit dieser Insel geht es auch beinahe wie mit Neuseeland; nur dass man hier auf einigen Punkten derselben fürs Erste europäische Waffenübungen eingeführt hat, und hie und da auch das Christentum; denn diese Insel, so klein sie auch gegen die andern ist, so versieht sie aber jetzt beinahe die sämtlichen englischen Inselstaaten mit Schwefel und bestem Salnitersalz, aus welcher Ursache dort auch sehr bedeutende Pulverfabriken angelegt sind; denn der Boden dieser Insel ist beinahe pur Schwefel, aus welchem Grund sich alldort auch einer der größten Feuerspeier befindet, dessen Krater mehrere Stunden im Umfang hat, und stets voll glühender Lava ist.


58] Und somit genüge es euch für die heutige achte Stunde; denn vermöge der kleinen Einleitung, die Ich euch in dieser Stunde sowohl körperlich als geistig gegeben habe, wird euch die nächstfolgende neunte Stunde anschaulichere Aufschlüsse verschaffen. Amen.

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