Jakob Lorber: 'Robert Blum - Seine Erfahrungen und Führung im Jenseits'
Text nach Erstauflage 1898 (Faksimile, Band 2), inhaltlich und stilistisch unverändert hier in neuer Rechtschreibung
186. Kapitel: Minerva disputiert und rechtet weiter. Sahariels übergroße Langmut. Graf Bathianyi ärgert sich über die Unverbesserliche und wird selbst rechthaberisch. Minervas Abgang.
(Am 25. April 1850)
01] (Miklosch:) „Spricht Kado: „„Was ich mit dir effektuierte bisher, das war nicht mein, sondern dieser mächtigen Gottesfreunde Werk; wenn ich nun allein mit dir zu tun bekäme, wohin würde ich kommen, da du mir allein in jeder Hinsicht zu mächtig wärst; daher tue ich nun freudigst, was diese beiden mächtigen Gottesfreunde von mir verlangen. Es gibt nichts mehr, was dir nicht wäre gesagt worden; du hast so viel Lektionen und Witzigungen empfangen, als wie viel es der Welten im endlosesten Raume gibt, aber es war das alles vergeblich, da dir dein hochmütigster Wahn-Sinn stets lieber war, als die strahlendste Weisheit der vielen Gottesboten an dich; deine Sache ist: Alleinherrschaft über alle Himmel, über alle Materie, und über alle Höllen; du willst drei Herrscherkronen, drei Zepter und drei Schwerter, das ist und war, wie gesagt, stets deine Sache, und ist für dich auch zugleich das unbesiegbare Hindernis deiner von Gott zu bewerkstelligen beabsichtigten Freiwerdung, zu der du in dieser deiner Natur wohl ewig nimmer gelangen wirst. Und nun soll ich, aus mir selbst nichts als ein ärmster schwächster Teufel, allein bei dir verbleiben, und mit dir alle möglichen bereits erschöpften Bekehrungs-Versuche machen, auf dass du am Ende mich verschlängest wie eine böseste Riesenschlange ein Kaninchen, was dein eigentlichster geheimer Plan ist, den ich nun nur zu gut und klar durchschaue; o siehe, dazu wird sich ein Kado nimmer gebrauchen lassen. Darum gehe ich mit diesen beiden lieben Gottesfreunden. Du wolltest ja frei sein; und sieh', diese Freiheit ist dir nun eingeräumt, und du kannst tun, was du willst; dass du nichts Gutes tun wirst, davon sind wir alle vollkommen überzeugt; aber wir sind auch davon überzeugt, dass du diesmal dir ein Grab zum ewigen Tode bereiten wirst, weil du uns nicht folgen wolltest, und verlangtest von uns, das wir von dir zu verlangen von Gott das Recht hatten, zu deiner Freiwerdung. Tue nun aus deiner eigenen Macht, was du willst; aber erwarte von Gott ja nimmer eine dir zugelassene Gewalt; denn diese wird dir nimmer werden.""
02] Spricht die Minerva: „„So bitte ich euch alle Drei, dass ihr noch eine Weile bei mir verbleibt, und Versuche zu meiner doch noch immer möglichen Besserung macht; denn am Willen fehlt es mir ja doch sicher nicht.""
03] Spricht Sariel: „„O ja, das sicher nicht; da du nur viel zu viel Willen hast; aber was für einen? das ist eine andere Frage. Aber wir wollen, da du es verlangst, deinem Begehren nachkommen, und noch einige Augenblicke mit dir die möglichste Geduld haben; sollen diese an dir nichts ändern, dann wirst du verlassen werden auf immer; also sei es.""
04] Spricht die Minerva: „„Nun denn, da ihr mir das Zugeständnis gemacht habt, so bitte ich euch, dass ihr euch ganz kurz und klar erklärt, was ich zu tun habe, um frei zu werden vor Gott und aller Schöpfung."" - Spricht Sariel: „„Schönste, da brauchst du gar nichts zu tun, sondern so zu bleiben, wie du nun bist; denn frei vor Gott und allen Seinen Geschöpfen warst du seit deinem Anbeginne her. Es fragt sich nur, ob du in Gott deinem Schöpfer und Herrn wahrhaft frei werden willst? Was du aber zu tun hast, um solch eine allein wahre Freiheit zu erlangen, das weißt du so gut als wir; und so kann ich dir darüber auch keinen andern Rat erteilen, als: Handle darnach freiwillig; wolle und tue das, was wir wollen und tun, so wirst du auch das erlangen, was wir dir im Namen des Herrn verheißen haben. Willst du aber das nicht, so ist unsere Geduld an dir vergeblich.""
05] Spricht die Minerva: „„Ich müsste also zuvor eine Sklavin werden, um also dann erst aus der Sklaverei in die sicher sehr geknechtete Freiheit überzugehen. O das wird sich bei mir sehr schwer tun lassen, weil in mir ein gewisses Gefühl gegen jede Erniedrigung meines Wesens sich auf das allerentschiedenste ausspricht. Gibt es denn keinen andern Weg, als diesen, den zu wandeln ich unmöglich vermag?"
06] Spricht Sariel: „„Wie es nur Einen Gott, Eine göttliche Ordnung und nur Eine Wahrheit gibt, so gibt es auch nur einen rechten Weg, der zu Gott und der wahren ewigen Freiheit führt; wer diesen nicht betreten und wandeln will, der bleibt ewig ferne von Gott, Seiner Ordnung, Wahrheit und Freiheit. Wer aber in der einzig alleinigen Wahrheit, die in Gott ist von Ewigkeit, nicht frei wird, der bleibt dir gleich ein elendster Sklave in Ewigkeit. Also, nun sage du aber auch uns ganz kurz, bestimmt und entschieden, was du nun tun wirst. Willst du mit uns zum Herrn Jesus hin, oder willst du nicht hin?""
07] Spricht die Minerva: „„Ich wollte, so ich's könnte; aber ich kann das nicht, weil es mir vorderhand nun nicht möglich ist. Aber ich will mir, so ihr mir noch eine kurze Geduld schenken wollt, nun alle erdenkliche Mühe geben, euch folgen zu können; so ich euch in der möglichsten Kürze diese Sache bekannt geben werde, ob - oder nicht; dann könnt ihr denn auch sogleich tun, was immer euch eure Ordnung gebietet:""
„Spricht Sariel: „„Gut, gut; auch noch diesen Gefallen wollen wir dir erweisen. Mache dich daher nur sogleich an die Bekämpfung deines bösesten Hochmutes.""
08] (Miklosch): „Aha, aha, da seht nun einmal hin, wie die lose Minerva nun druckt und schluckt, und die Augen verdreht, als wenn es ihr noch so ernst wäre, sich zu bessern. O das muss eine allerdurchtriebenst feinste Kanaille sein!"
09] Spricht der Graf Batthyany: „Freunde, bei der ist, wie man auf der Erde gesagt hat, Taufe samt Chrisam in dem Grund und Boden verdorben; bei der alten Hure schaut keine Besserung mehr heraus. Eine dreifache Krone im Herzen und im Kopfe, und dazu eine Besserung durch die Demut. Ich bitte euch, lasst euch nicht auslachen; so wenig ich je wieder auf der Erde einen Grafen spielen werde, so wenig wird die sich einmal bessern. Ich habe doch alles vernommen, was ehedem Kado allein, und was nun alle Drei mit dieser Prima Donna der Hölle gesprochen und verhandelt haben; wie weit sind sie denn mit ihr gekommen? Auf demselben Flecke stehen sie noch, wo sie mit ihr zu verhandeln angefangen haben. Das Strahlenkleid wohl hat sie angezogen, weil das ihren Stolz und ihre unbegrenzt herrschsüchtigste Eitelkeit erhöht; aber zu etwas, das nach nur irgend einer geringsten Demütigung riecht, werden die Drei sie nie bewegen; ich meine, dass sogar ein Papst Roms eher zu irgend einer Nachgiebigkeit zu bewegen wäre, natürlich durch sehr viel Gold und Silber, als wie diese echteste ZentralHöllenkanaille. Ich meine, man solle das Luder möglicherweise irgend wohin auf ewig fest bannen, und sich dann weiter nicht mehr um dasselbe umsehen und kümmern; denn bessern wird es sich wohl ewig nimmer.""
10] Spricht Miklosch: „Weißt du, lieber Freund, lassen wir das dem Herrn über; Er wird es am besten wissen, was Er mit diesem sonderbaren Wesen tun wird. Mich aber interessiert nun die Geschichte ganz besonders; fürs erste die ungeheure Geduld unseres allgütigsten, liebevollsten, heiligsten Vaters, und fürs zweite aber auch die wirklich mehr als merkwürdigste Art, wie sich die Pseudominerva überall und zumeist auf eine so gar bescheidene Weise durchwindet, wenn es gilt, dass sie sich umkehren solle. Sie ist wirklich eine Minerva in ihrer freilich leider bösen Art, der keine zweite in die Nähe kommen kann. Ich begreife bloß nur das nicht, wie sie bei ihrem urhässlichsten Charakter so ungeheuer bis zum rein rasend werden äußerlich schön sein kann. Aber es gibt ja auf der Welt auch Ähnliches; die schönsten Tiere sind gewöhnlich auch die bösesten, die schönsten Blumen giftig, und die schönsten Weiber gewöhnlich eines sehr schlüpfrigen Charakters. Unter allen kirchlichen Anstalten auf der Erde steht die römische in der äußern Pracht und Schönheit sicher bei weitem oben an, und im Innern ist sie ohne Zweifel die schlechteste. Und so scheint es mir wenigstens, dass gerade in der vollendetsten lediglich äußern Schönheitsform der eigentliche Hauptcharakter des Höllenwesens zu suchen ist."
11] Spricht der Graf Batthyany: „Ja, ja, da hast du ganz recht, es ist also; die schönsten Länder der Erde werden gewöhnlich von den schlechtesten Menschen und bösesten Tieren bewohnt, und das Unkraut wuchert ungeheuer. In den schönsten Palästen wohnen zwar äußerlich gewöhnlich die schönsten und üppigsten Menschen; aber welches Geistes Kinder sind sie zu allermeist? Was äußerlich zu sehr glänzt, das ist meistens des Teufels."
12] Spricht auch der nebenstehende General: „Ja wohl wahr, wohl wahr; je mehr Orden auf dem Rocke, desto mehr Menschen muss man umgebracht haben, und Tausende zu Sklaven und zu Bettlern gemacht; das weiß ich aus Erfahrung. Die Orden stehen zwar gut; aber unter den Orden das Gewissen steht schlecht, so noch eines da ist; und das ist auch Satan in deutlichster Art, nicht wahr, liebe Freunde und Brüder im Herrn."
(Am 28. April 1850)
13] Spricht Graf Batthyany: „Ja, ja, es ist hie und da auch manchmal etwas daran, aber freilich nicht allzeit, da es doch auch Männer gibt und gab, die ihre Ehrenzeichen sich auf die redlichste Art von der Welt erworben haben; ich habe zwar auf Orden nie etwas gehalten, und war da ein reiner Nordamerikaner; aber dessen ungeachtet gibt es neben den freilich vielleicht auf eine unrechtliche Art erworbenen Orden auch recht viele Verdienstorden, deren Besitzer rechtliche und biedere Menschen sind, und somit auch auf dem rechtlichsten Wege zu solch ihren Namen und ihre Taten ehrenden Auszeichnungen gekommen sind; und so ist nicht anzunehmen, dass unter jeder mit Orden geschmückten Brust ein schlechtes, oder gar kein Gewissen zu Hause sei; da hast du Bruder ein wenig zu viel gesagt. In Medio beati, bleiben wir daher schön in der Mitte, so werden wir vor dem Herrn sicher am besten bestehen können."
14] Spricht der General: „Du hast in deiner Weise ganz recht, aber ich in meiner auch; denn ich verdamme ja auch nicht jede geschmückte Brust; aber der erste Schmuck jeder Brust ist und bleibt ewig die reinste und wahrste Liebe zu Gott und zu dem Nächsten; wo diese einer noch so rechtlich geschmückten Brust mangelt, da gelten bei mir alle andern noch so rechtlich erworbenen Ehrenanhängsel nichts. So aber der Herr Selbst sagte: So ihr alles getan habt, so bekennt es in euch, dass ihr pur unnütze und faule Knechte waret; wie solle da ein wahrer Nachfolger Christi des Herrn, sich ein ehrendes Verdienstzeichen auf seinen Rock können anhängen lassen. Ich meine, gegen den wird doch Niemand etwas einzuwenden haben; denn das ist Gottes Wort."
15] SprichtGraf Batthyany etwas, wie man so zu sagen pflegt, touschier: „Ja, ja, und noch einmal ja, ja, ja; du hast recht; denn Recht bleibt Recht; und es versteht sich von selbst, dass es ohne die Liebe kein Recht, und ohne das Recht auch keine wahre Liebe gibt und geben kann."
16] Spricht Miklosch: „Brüder, wie ich's merke, so kommt ihr vor dem Herrn und allein ewig wahren Richter in eine Art Rechts-Kampfes wegen Nichts und wieder Nichts. Hört, da, wenige Schritte zu eurer Rechten steht der Herr voll Liebe, Güte und Sanftmut; das ist der allein wahre und vollkommene Richter; Ihn fragt um den rechten Bescheid; und ihr werdet dann sogleich erfahren, wer aus euch das vorzüglichere Recht hat. Wer aber wird hier im Gottesreiche vor dem Herrn Selbst einen irdischen Ordensstreit beginnen wollen, der gerade jetzt bei diesen vielleicht für die ganze Ewigkeit wichtigsten Betrachtungen der Erscheinung dort im Norden eben so am ungeeignetsten Platze ist, wie die Faust eines Riesen auf dem Auge eines zarten und augenkranken Kindes."
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