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Kapitelinhalt 62. Kapitel: Bittere, aber heilsame Kur der Wiener Fleischeshelden. Robert ermuntert sie in weiser Rede zum Eintritt ins Haus.

Originaltext 1. Auflage 1898 durch Project True-blue Jakob Lorber

Text nach 2. Auflage 1929 Lorber-Verlag

Versnummerierung nach 3. Aufl. 1963, Lorber-Verlag

01] R. Blum: „Sehet einmal zu diesem Fenster hinaus in den herrlichen Garten, der dieses Haus umgiebt, weit und breit, und saget mir, was ihr da sehet?"

02] Die Drei gehen sogleich ans Fenster und schauen hinaus; aber kaum einen Blick durch dasselbe gemacht, schaudern sie förmlich zurück, und der J. nimmt das Wort und spricht: „Aber Brüder! Um Gottes des Herrn Willen, was ist denn das? Sind das Menschen, Thiere oder Teufel!? Es scheint alles durch einander gemengt zu sein!? Nein, so was hätte ich in der Nähe dieses Hauses wohl ewig nicht vermuthet! Wahrlich, da sieht man ja auf einmal alle Scheußlichkeiten der alten, schmutzigsten heidnischen Mythologie auf einem Haufen beisammen - plastisch und tatsächlich!? Ich bitte dich, lieber Bruder, verschließe doch die Pforte des Hauses fest, und die Thüre dieses Zimmers, sonst laufen wir Gefahr, daß diese Bestien zu uns herein dringen, und uns Alle beim Butzen und Stängel rein auffressen!"

03] Spr. Bl.: „O, fürchtet euch dessen nicht; sie sehen im Grunde nicht gar so abschreckend aus, als wie sie auf den ersten Blick von hier euch Vorkommen; daß sie euch aber also abschreckend vorkommen, das rührt daher, weil sie euch noch von Wien aus darum in dem Zornmagen haben, weil sie meinen, ihr hättet sie an den Windischgrätz verrathen! Werden sie einmal vom Gegentheile überwiesen sein, so werden sie euch dann auch sogleich etwas menschlicher vorkommen; denn wisset, das sind allerlei Wiener Individuen, die in den ominösen Oktobertagen als Kämpfer für die irdische Freiheit gefallen sind, durch die Waffen der kaiserlichen Soldaten, und glauben nun, daß dieser Fall gar nie möglich gewesen wäre, so besonders der Bruder M. an ihnen nicht einen heimlichen Verräther gemacht hätte! Werden sie aber vom Gegentheile überführt, dann wird auch etwas Anderes mit der Hülfe Gottes mit ihnen zu machen sein! Und sollen unter ihnen auch Einige sein, die sich nimmer sollen eines Besseren belehren lassen, nun, so wird der Herr schon wissen, mit Seiner Macht solche Böcke von den besseren Schafen also abzuscheiden, daß sie weder uns, und ebenso wenig der andern bessern Heerde mehr gefährlich sein können!

04] Daher werden wir denn auch sie herein kommen lassen, und werden sie da nach dem Willen des Herrn in die Arbeit nehmen! Denn da wir doch auch sehr viel schuld daran waren, daß sie durch unsere Reden und Gesetze dahin gekommen sind, wo sie sich nun elend genug befinden, so ist es nun auch vor allem unsere Pflicht, sie auf einen besseren Weg zu bringen; und so folget mir nun hinaus zu ihnen, im Namen des Herrn. (Am 25. März 1849)

05] Blum begiebt sich nun in der Mitte des M. und B. hinaus in den Garten, allwo sich noch die schon bekannten Wiener befinden, nebst ihren ganz matt gewordenen Konkubinen, und ihren genothzüchtigten Töchtern; Ich aber folge den drei Vorgängern mit dem J. an Meiner Seite, sobald in den Garten, wo wir die Menge in einem ersichtlich sehr unbehaglichen Zustande antreffen,

06] und Bl. sie auch sogleich fragt, wie es ihnen nun ergehe? Da schreien sie nahe Alle zugleich auf: „Miserabel, elend und schlecht! Helfet uns, oder bringet uns um dieses elende Sauleben; das wird uns eine Leberwurst sein! Ist das nicht rein zum Teufels werden!? Jetzt stell dirs vor, was wir hier in diesem dreckigen, nach faulen Pomeranzen riechenden, Geisterreiche alles für schöne und merkwürdige Erfahrungen gemacht haben! Es ist wahr, wir haben es mit der Menscherei ein wenig zu arg getrieben; aber wir sind Viecher, und waren nie was anderes, weil wir nie zu etwas Besserem sind erzogen worden, woran natürlich nicht wir, sondern unsere weisen und milden Regenten die alleinige Schuld tragen, und so unterhielten wir uns denn auch hier auf jene beliebte Art, gleich dem Vater Adam mit der Eva, wodurch dann der erste Brudermörder Kain, dergleichen es jetzt zu Millionen giebt, das Dasein erhielt; aber nun höre, was an der Sache hier im Geisterreiche ganz besonders und zugleich auch ganz niederträchtig verflucht merkwürdig ist! Wir sind dir, was kaum glaublich, hier fast durch die Bank angesteckt worden! Oh, das ist ja doch verflucht, hier, im Geisterreiche angesteckt! und das wie!? Hörst Brüderl, das war so ein Paradieserl! wenn's hier nur irgend eine Hülfe gäbe! aber da ist überall nichts, wo man nur hinschaut! Du siehst also nun, wie es uns geht; daher sei doch so gut und verschaffe uns irgend eine Hülfe, oder bringe uns Alle um, wenn's dir möglich ist, denn es ist ja doch 10,000 Male besser, gar nicht zu sein, als zu sein unter gar so scheußlich bittern und schlechten Umständen!

07] Apropo, noch was; sage uns auch, wer deine Begleiter sind? Den Einen kennen wir schon; das ist der sogenannte eigentliche Hausherr dieses Hauses, ein recht rarer Mann Gottes! aber die andern Drei kennen wir nicht; geh' und sag' uns, wer sie sind?"

08] Spr. Blum: „Meine armen kranken Freunde, seid ihr denn gar so blind, daß ihr den M., B. und J. nicht mehr erkennen möget?" -

09] Schreien Mehrere: „Botz tausend und fix Laudon! was! die drei Hauptlumpen sind das! Na, hätt' mer uns a eher den Tod eingebild't, als daß wir besonders den Hauptspitzbuben M. nochmal zu Gesicht kriegen werd'n! Aber sein Glück, daß wir nun Alle so miserabel san! sonst hätten wir ihm hier wohl einen ganz kuriosen Dank für sein Oberkommando in Wien zukommen lassen! aber weil wir für eine handfeste Dankbezeugung zu schwach sein, so kann er sich unterdessen blos mit dem vertrösten, daß wir ihn allesammt für einen recht ausgepickten Lumpen und Spitzbuben ansehen, und in der Wahrheit anerkennen, und wünschen ihm, was er sich selbst sicher gar nicht wünscht! - Also - M., B. und J.; Na, so kommt da aber alles G'sindl zusammen! wirklich a schön's Paradieserl das!"

10] Spr. Bl.: „Saget ihr mir, geschieht es euch nun leichter, daß ihr diese meine Freunde also beschimpfet habt?" Sagen die Männer: „Na, das just am End nicht; aber wir haben's ihnen ja sagen müssen, weil sie es wirklich verdient haben! Du weißt es ja selbst, wie und warum?!"

11] Spr. Blum: „Höret, lassen wir das nun gut sein, was vorüber ist, das ist vorüber! Keiner aus uns allen, mit Ausnahme meines früheren Freundes, der nun mit J. sich bespricht, kann von sich sagen und behaupten, daß er nie gefehlet habe! Ich glaube vielmehr, daß wohl ein Jeder aus uns die Skala aller Todsünden nicht einmal, sondern zu sehr often Malen durchgemacht hat, nur mit dem Unterschiede, daß Einer bald in der einen, und ein Anderer in einer andern Todsünde als exzellent sich erwiesen hatte; und es wäre sehr dumm von mir, so ich nun diese Drei von euch Beschuldigten als unschuldig vor euch hinstellen wollte; sie haben ihre gehörige Portion Sünden begangen, aber wir haben es unsererseits auch durchaus nicht gespart. Wer aus uns vor Gottes Richterstuhle eigentlich für die Hölle reifer wäre, das dürfte dem ewigen Meister des Lebens wohl nicht viel Kopfbrechens und Nachdenkens kosten! Aber da meine ich, da wir schon Alle durch die Bank vor Gott kaum das werth sind, als wie hoch uns der gute - Fürst Windischgrätz in dem Stadtgraben und in der Au - taxirt hat, so sollen wir uns gegenseitig hier wohl gar nicht mehr anschuldigen und anklagen, sondern uns die Hände unter der allgemeinsten gegenseitigen Amnestie reichen, uns gegenseitig Alles vergeben, und also hier in diesem neuen Reiche und Leben auch eine neue Kolonie aus lauter Freunden und Brüdern gründen; und ich meine, daß uns das in der Folge viel bessere Früchte tragen wird, als so wir uns auch hier noch richten wollten, wo ohnehin ein Jeder aus uns ein ganz gehörig vollgemessenes Maß des Gerichtes auf seinen Schultern zu tragen hat!? - Was meinet ihr da, wie gefällt euch dieser mein sicher bestgemeinter Antrag?!"

12] Schreien Alle: „Ja, ja, du hast vollkommen recht, und dein Antrag gefällt uns außerordentlich wohl; aber nur die Gesundheit, die Gesundheit thut uns vor Allem noth; denn du weißt, daß ein leidender Mensch oder Geist nicht leicht zu einem gesunden Beschlusse kommen kann, und a Weaner schon gar nicht! denn ein kranker Weaner ist für die Sau zu schlecht!"

13] Spr. Bl.: „No, no, lasset das nur gut sein; erhebet euch! und kommet Alle zu mir ins Haus! dort werden sich schon Mittel finden - euch wieder gesund zu machen. Denn da Draußen habe ich weder einen Arzt, noch eine Apotheke; denn hier ist fürs äußerliche mit keinem Arzte was zu machen, weil hier alle Uebel von Innen aus geheilt werden müssen, so es einem Kranken geholfen werden solle, und dazu ist es auch nöthig, daß ihr euch in einem Hause befindet, und hier zwar in diesem meinem Hause, das mit allem möglichen reichlichst eingerichtet, und bestens versehen ist! - Erhebet euch daher nur, und folget mir!"

14] Auf diese Worte Blum's erheben sich Alle, auch die weiblichen Wesen, und hatschen, so gut es nur immer geht, uns nach ins Haus, und zwar in das schon bekannte Zimmer, das da groß genug ist, um viele Tausend Gäste aufzunehmen.

01] Spricht Robert weiter: "Sehet einmal zu diesem Fenster hinaus in den herrlichen Garten, der weit und breit dieses Haus umgibt, und saget mir, was ihr da sehet?"

02] Die drei gehen sogleich ans Fenster und schauen hinaus. Aber kaum (haben sie) einen Blick durch dasselbe gemacht, schaudern sie förmlich zurück. Und Jellinek nimmt das Wort und spricht: "Aber Brüder! Um Gottes, des Herrn, Willen, was ist denn das? - Sind das Menschen, Tiere oder Teufel!? Es scheint alles durcheinandergemengt zu sein! - Nein, so was hätte ich in der Nähe dieses Hauses wohl ewig nicht vermutet! Wahrlich, da sieht man ja auf einmal alle Scheußlichkeiten der alten, schmutzigsten Heidenmythologie auf einem Hausen beisammen - plastisch und tatsächlich! Ich bitte dich, lieber Bruder, verschließe doch die Pforte des Hauses und die Türe dieses Zimmers fest, sonst laufen wir Gefahr, daß diese Bestien zu uns hereindringen und uns alle bei Butz und Stengel rein auffressen!"

03] Spricht Robert: "Oh, fürchtet euch dessen nicht! Sie sehen im Grunde nicht gar so abschreckend aus, als wie sie auf den ersten Blick von hier euch vorkommen. Daß sie euch aber also abschreckend vorkommen, das rührt daher, weil sie euch noch von Wien aus darum ,im Zornmagen' haben, weil sie meinen, ihr hättet sie an den Windischgrätz verraten! Werden sie einmal vom Gegenteile überwiesen sein, so werden sie euch dann auch sogleich etwas menschlicher vorkommen. Denn wisset, das sind allerlei Wiener Individuen, die in den verhängnisvollen Oktobertagen als Kämpfer für die irdische Freiheit durch die Waffen der kaiserlichen Soldaten gefallen sind. Sie glauben nun, daß dieser Fall gar nie möglich gewesen wäre, so besonders der Bruder Messenhauser an ihnen nicht einen heimlichen Verräter gemacht hätte! Werden sie aber vom Gegenteile überführt, dann wird auch etwas anderes mit der Hilfe Gottes mit ihnen zu machen sein! Und sollten unter ihnen auch einige sein, die sich nimmer eines Besseren belehren lassen, nun, so wird der Herr schon wissen, mit seiner Macht solche Böcke von den besseren Schafen also abzuscheiden, daß sie weder uns und ebensowenig der andern, bessern Herde mehr gefährlich sein können!

04] Daher werden wir sie denn auch hereinkommen lassen und werden sie da nach dem Willen des Herrn in Arbeit nehmen! Denn da wir doch auch sehr viel Schuld daran waren, daß sie durch unsere Reden und Gesetze dahin gekommen sind, wo sie sich nun elend genug befinden, so ist es nun auch vor allem unsere Pflicht, sie auf einen besseren Weg zu bringen! Und so folget mir nun hinaus zu ihnen, im Namen des Herrn!"


05] Robert begibt sich nun in Mitte des Messenhauser und Becher hinaus in den Garten, allwo sich noch die schon bekannten Wiener nebst ihren ganz matt gewordenen Dirnen und ihren vergewaltigten Töchtern befinden. Ich aber folge den drei Vorgängern mit dem Jellinek an Meiner Seite sobald in den Garten, wo wir die Menge in einem ersichtlich sehr unbehaglichen Zustande antreffen.

06] Als Robert sie auch sogleich fragt, wie es ihnen nun ergehe, da schreien sie beinahe alle zugleich: "Miserabel elend und schlecht! Helfet uns, oder bringet uns um, dieses elende Schweineleben, das wird uns eine Leberwurst sein! Ist das nicht rein zum Teufels werden!? Jetzt stell dir's vor, was wir hier in diesem dreckigen, nach faulen Pomeranzen riechenden Geisterreiche alles für schöne und merkwürdige Erfahrungen gemacht haben! Es ist wahr, wir haben es mit der Menscherei ein wenig zu arg getrieben. Aber wir sind Viecher und waren nie was anderes, weil wir nie zu etwas Besserem erzogen worden sind, woran natürlich nicht wir, sondern unsere weisen und milden Regenten die alleinige Schuld tragen. Und so unterhielten wir uns denn auch hier auf jene beliebte Art gleich dem Vater Adam mit der Eva, wodurch dann der erste Brudermörder Kain, dergleichen es jetzt zu Millionen gibt, das Dasein erhielt! Aber nun höre, was an der Sache hier im Geisterreiche ganz besonders und zugleich auch ganz niederträchtig verflucht merkwürdig ist, wir sind dir, was kaum glaublich, hier fast durch die Bank angesteckt worden! Oh, das ist ja doch verflucht, hier, im Geisterreiche, angesteckt! Und das wie!? Hörst Brüderl,das wär so ein Paradieserl! Wenn's hier nur irgendeine Hilfe gäbe! Aber da ist überall nichts, wo man nur hinschaut! - Du siehst also nun, wie es uns geht! Aaher sei doch so gut und verschaffe uns irgendeine Hilfe, oder bringe uns alle um, wenn's dir möglich ist! Denn es ist ja doch zehntausendmal besser, gar nicht zu sein, als unter gar so scheußlich bittern und schlechten Umständen!

07] Apropos, noch was! - Sage uns auch, wer deine Begleiter sind? Den einen kennen wir schon; das ist der sogenannte eigentliche Hausherr dieses Hauses, ein recht rarer Mann Gottes! Aber die anderen drei kennen wir nicht! Geh und sag' uns, wer sie sind!"

08] Spricht Robert: "Meine armen, kranken Freunde, seid ihr denn gar so blind, daß ihr den Messenhauser, Becher und Jellinek nicht mehr erkennen möget?"

09] Schreien mehrere: "Potz tausend und fix Laudon! Was!? Die drei Hauptlumpen sind das!? Na, hätt mer uns a eher den Tod eingebild't, als daß wir besonders den Hauptspitzbuben Messenhauser nochmal zu Gesicht kriegen werd'n! Aber sein Glück, daß wir nun alle so miserabel san! Sonst hätten wir ihm hier wohl einen ganz kuriosen Dank für sein Oberkommando in Wien zukommen lassen! Aber weil wir für eine handfeste Dankbezeugung zu schwach sein, so kann er sich unterdessen bloß mit dem vertrösten, daß wir ihn allesamt für einen recht ausgepickten Lumpen und Spitzbuben ansehen und in der Wahrheit anerkennen und ihm wünschen, was er sich selbst sicher gar nicht wünscht! Also Messenhauser, Becher und Jellinek! - Na, so kommt da aber alles G'sindl zusammen! - Wirklich a schön's Paradieserl das!".

10] Spricht Robert: "Saget mir, geschieht es euch nun leichter, daß ihr diese meine Freunde also beschimpst habt!?" - Sagen die Wiener: "Na, das just am End' nicht. Aber wir haben's ihnen ja sagen müssen, weil sie es wirklich verdient haben! Du weißt es ja selbst, wie und warum?!"

11] Spricht Robert: "Höret, lassen wir das nun gut sein, was vorüber ist, das ist vorüber! Keiner aus uns allen, mit Ausnahme meines früheren Freundes, der nun mit Jellinek sich bespricht, kann von sich sagen und behaupten, daß er nie gefehlet habe! Ich glaube vielmehr, daß wohl ein jeder von uns die Skala aller Todsünden nicht einmal, sondern zu sehr often Malen durchgemacht hat - nur mit dem Unterschiede, daß einer bald in der einen und ein anderer in einer andern Todsünde sich als hervorragend erwiesen hat. Und es wäre sehr dumm von mir, so ich nun diese drei von euch Beschuldigten als unschuldig vor euch hinstellen wollte. Sie haben ihre gehörige portion Sünden begangen; aber wir haben sie unsererseits auch durchaus nicht gespart. Wer von uns vor Gottes Richterstuhle eigentlich für die Hölle reifer wäre, das dürfte dem ewigen Meister des Lebens wohl nicht viel Kopfzerbrechen und Nachdenken kosten! Aber da meine ich, da wir schon alle durch die Bank vor Gott kaum das wert sind, als wie hoch uns der gute Fürst Windischgrätz in dem Stadtgraben und in der Au taxiert hat, so sollten wir uns gegenseitig hier wohl gar nicht mehr anschuldigen und anklagen, sondern uns die Hände unter der allgemeinsten gegenseitigen Amnestie (Straferlassung) reichen, uns gegenseitig alles vergeben und so hier in diesem neuen Reiche und Leben auch eine neue Kolonie aus lauter Freunden und Brüdern gründen! Und ich meine, daß uns das in der Folge viel bessere Früchte tragen wird, als so wir uns auch hier noch richten wollten, wo ohnehin ein jeder von uns ein ganz gehörig vollgemessenes Maß des Gerichtes auf seinen Schultern zu tragen hat! Was meinet ihr da, wie gefällt euch dieser mein sicher bestgemeinter Antrag?!"

12] Schreien alle: "Ja, ja, du hast vollkommen recht, und dein Antrag gefällt uns außerordentlich wohl! Aber nur die Gesundheit, die Gesundheit tut uns vor allem not! Denn du weißt, daß ein leidender Mensch oder Geist nicht leicht zu einem gesunden Beschlusse kommen kann, und ,a Weaner' (ein Wiener) schon gar nicht! Denn ein kanker ,Weaner' ist für die Sau zu schlecht!"

13] Spricht Robert: "Nun, nun, lasset das nur gut sein! - Erhebet euch und kommet alle zu mir ins Haus! Dort werden sich schon Mittel finden, euch wieder gesund zu machen! Da draußen habe ich weder einen Arzt noch eine Apotheke. Denn hier (im Geisterreiche) ist fürs Äußerliche mit keinem Arzte etwas zu machen, weil hier alle Übel von innen aus geheilt werden müssen, so einem Kranken geholfen werden soll. Und dazu ist es auch nötig, daß ihr euch in einem Hause befindet, und zwar hier in diesem meinem Hause, das mit allem Möglichen reichlichst eingerichtet und bestens versehen ist! - Erhebet euch daher nur und folget mir!"

14] Auf diese Worte Roberts erheben sich alle, auch die weiblichen Wesen, und hatschen, so gut es nur immer geht, uns nach ins Haus, und zwar in das schon bekannte Zimmer, das da groß genug ist, um viele tausend Gäste aufzunehmen.

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