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Kapitelinhalt 25. Kapitel: Jesus über Sinn und Zweck der irdischen Lebensschule. Zeitliche oder ewige Glückseligkeit? Was hast du hinübergebracht ins Jenseits?

Originaltext 1. Auflage 1898 durch Project True-blue Jakob Lorber

Text nach 2. Auflage 1929 Lorber-Verlag

Versnummerierung nach 3. Aufl. 1963, Lorber-Verlag

01] (Jesus): „Aber so ein Volk unter guten und sanften Regenten, und unter friedevollen und gesegneten Jahren zu sehr laß, geil und vollends naturmäßig sinnlich wird, und auf nichts anderes mehr denkt, als wie es sich auf der Erde für sein Fleisch einen Himmel der Himmel schaffen könnte! - siehe, so was kann und darf die gute, nur für's rein geistige (und somit ewige) Wohl eines jeden Menschen über alles besorgte Gottheit nimmer dulden, noch also belassen, weil ein irdischer Fleischhimmel nach der ewigen nothwendigsten Urordnung Gottes stets den Tod des Geistes in sich führt und enthält. Gleich wie ein Knabe, der im größten Wohlleben sich schon von der Wiege an befindet, für jede geistige Entwicklung und Fortbildung entweder gar keinen oder nur sehr wenig Sinn haben wird, also auch ein Volk, dem es irdisch zu gut gienge.

02] Gehe in die Paläste der Reichen, und erkundige dich da nach der rechten von Gott angeordneten Bildung, und du wirst es zumeist finden, daß da selten eine zu Hause ist; gehe aber dann in die Hütte eines armen Landmannes, und du wirst ihn in der Mitte der Seinigen betend und das wenige Brod segnend antreffen! - Sage, was gefällt dir besser? - Du sagst, der arme Landmann in seiner armen Hütte. Ich sage dir, auch Mir! denn dieser betet aus seinem Geiste, erzieht dadurch seine Kinder geistig, und erhebet sie zu Gott; des Reichen Gott aber ist nur sein Fleisch, das er durch alle erdenklichen Wohlgenüsse anbetet und hochverehrt, und erzieht also auch seine Kinder auch nur fleischlich für's Fleisch, des Fleisches wegen; solch eine Erziehung aber kann doch Gott unmöglich gefallen, weil durch sie jener heilige Zweck, dessenwegen Gott die Menschen geschaffen hat, ewig nie erreicht werden kann!

03] Und siehe, derselbe Fall ist es auch mit einem ganzen Volke. Wird es irdisch zu wohlhabend, so wird es sinnlich, stets mehr und mehr, - und weil es ihm zu wohl gehet, so braucht es auch keinen Gott mehr, und vergißt am Ende des wahren Gottes ganz, und macht dafür sich selbst, oder was seinen Sinnen am meisten zusagt, zu einem Gotte, und das ist noch allzeit der Ursprung des Götzen- und somit Heiden-)thums gewesen! (wie auch nun vielfach wieder.)

04] Du sprichst freilich bei dir: Wozu sei denn die Gottheit dann höchst weise und allmächtig, wenn Sie so was nicht verhüten könne? Ich aber sage dir: Wenn die Gottheit die absolutest frei werden sollenden Geister mit Ihrer Allmacht richtete, da wäre es mit der Freiheit wohl auf ewig gar! Denn die Allmacht würde da anstatt der freiesten Geister ‚nur gerichtete Spielpuppen' darstellen, aber ewig nie sich frei von der Gottheit ganz unabhängig selbst bestimmende Geister, die in ihrer Vollendung selbst Götter werden sollen!

05] Was aber die Einwirkung der göttlichen Weisheit betrifft, so verfügt diese eben solche Zustände über entartete Menschen, durch die sie wieder auf den Weg zum rechten Ziele gebracht werden können. Es ist zwar das auch ein Gericht, und gewisserart eine Nöthigung, aber nur den Außenmenschen berührend, auf daß der innere desto eher und leichter erwache, und seine wahre Bestimmung wieder ergreifen möchte und könnte. Die Allmacht aber würde den ganzen Menschen richten und tödten!

06] Bedenke daher nun, ob du nun wohl noch ein Recht hast, die Gottheit zu beschuldigen - als thäte Sie entweder nichts für die Menschen, oder so Sie was thäte, blos nur Hartes, Liebloses - und somit auch allerbarst Schlechtes! - ?

07] Findest du nun immer noch das Erden-Leben so verächtlich? Ist der Erfinder desselben in deiner Kritik noch gewisser Art ein Wesen, das Sich solch einer Erfindung durchaus nicht zu rühmen hätte?

08] Ich meine, so du nur irgend einen Funken eigenen Lichtes und des Heglischen besitzest, so mußt du es ja doch einsehen, und zwar aus endlos vielen Erfahrungen, daß auf der Erde, wo alles vergänglich sein muß, denn doch unmöglich je eine wahre Glückseligkeit zu suchen und zu finden ist, und das, wie gesagt, eben darum, weil sie nach der natürlichsten Ordnung aller Dinge der Außenwelt - mit der Zeit nothwendig veränderlich, und am Ende ganz und gar vergänglich sein muß!

09] Wer sich aber nach Meiner Lehre Schätze sammelt, die kein Rost angreift, und die Motten nicht zerstören, der allein nur kann von einer wahren Glückseligkeit reden: denn was für ewig bleibet, wird doch offenbar besser sein, als was dem scharfen Zahne der Zeit unterliegt?

10] Was wohl hast du selbst nun von all' deinen rein irdischen Glückseligkeitsbestrebungen? Siehe, ein viertel Loth Pulver und eben so viel Blei hat allen deinen Mühen für die irdische Glückseligkeit ein vollkommenes Ende für ewig gemacht, - ob du das gerade verdient oder nicht verdient hast, das lassen wir nun dahingestellt sein; denn Ich habe das gleiche Loos ertragen müssen, nur mit dem Unterschiede, - Ich - für Gott und Geist, du aber - für die Welt und für ihre vermeintliche materielle Glückseligkeit; Ich - für's ewige, und du - für's zeitliche Wohl der Menschen;

11] wie Ich, so auch du kannst nun sagen: Herr vergebe ihnen; denn was sie thaten, das thaten sie in ihrem blinden Eifer, glaubend, was Rechtes zu thun! - Also darüber ist nicht viel mehr zu reden; aber - was hast du nun für die sichere Ewigkeit mit herübergebracht!? - Siehe Freund, das ist eine ganz andere Frage! - Wird dir die, für dich so gut wie für immer vergangene, Welt wohl was zu geben im Stande sein? - Denke nur einmal darüber nach, und sage Mir, wie du es nun hier anfangen wirst?!"

01] Rede Ich weiter: "Aber so ein Volk unter guten und sanften Regenten und unter friedevollen und gesegneten Jahren zu sehr laß, geil und völlig naturmäßig-sinnlich wird und auf nichts anderes mehr denkt, als wie es sich aus der Erde für sein Fleisch einen Himmel der Himmel schaffen könnte, - siehe, so etwas kann und darf die gute, nur fürs rein geistige Wohl eines jeden Menschen über alles besorgte Gottheit nimmer dulden noch also belassen, weil ein irdischer Fleischhimmel nach der ewigen, notwendigsten Urordnung Gottes stets den Tod des Geistes in sich führt und enthält. Gleich wie ein Knabe, der sich schon von der Wiege an im größten Wohlleben befindet, für jede geistige Entwicklung und Fortbildung gar keinen oder nur sehr wenig Sinn haben wird, also auch ein Volk, dem es irdisch zu gut ginge.

02] Gehe in die Paläste der Reichen und erkundige dich da nach der rechten, von Gott angeordneten Bildung, und du wirst es zumeist finden, daß da selten eine (gottgewollte Herzensbildung) zu Hause ist. Gehe aber dann in die Hütte eines armen Landmannes, und du wirst ihn in der Mitte der Seinigen betend und das wenige Brot segnend antreffen! Sage, was gefällt dir besser? - Du sagst: der arme Landmann in seiner armen Hütte! Ich sage dir: auch Mir! Denn dieser betet aus seinem Geiste, erzieht dadurch seine Kinder geistig und erhebt sie zu Gott. Des Reichen Gott aber ist nur sein Fleisch, das er durch alle erdenklichen Wohlgenüsse anbetet und hochverehrt. Und also erzieht er auch seine Kinder, auch nur fleischlich fürs Fleisch, des Fleisches wegen. Solch eine Erziehung aber kann doch Gott unmöglich gefallen, weil durch sie jener heilige Zweck, dessentwegen Gott die Menschen geschaffen hat, ewig nie erreicht werden kann.

03] Und siehe, derselbe Fall ist es auch mit einem ganzen Volke. Wird es irdisch zu wohlhabend, so wird es stets mehr und mehr sinnlich, und weil es ihm zu wohl gehet, so braucht es auch keinen Gott mehr, vergißt am Ende des wahren Gottes ganz und macht dafür sich selbst, oder was (sonst) seinen Sinnen am meisten zusagt, zu einem Gott. Und das ist noch allzeit der Ursprung des Götzentums gewesen!


04] Du sprichst freilich bei dir: »Wozu ist denn die Gottheit dann höchst weise und allmächtig, wenn Sie so etwas nicht verhüten kann?« - Ich aber sage dir: Wenn die Gottheit die absolut frei werden sollenden Geister mit Ihrer Allmacht richtete, da wäre es mit der Freiheit wohl auf ewig gar! Denn die Allmacht würde da anstatt der freiesten Geister nur gerichtete Spielpuppen darstellen, aber ewig nie von der Gottheit ganz frei und unabhängig sich selbst bestimmende Geister, die in ihrer Vollendung selbst Götter werden sollen!

05] Was aber die Einwirkung der göttlichen Weisheit betrifft, so verfügt diese eben solche Zustände über entartete Menschen, durch die sie wieder auf den Weg zum rechten Ziele gebracht werden können. Es ist zwar das auch ein Gericht und gewisserart eine Nötigung, aber nur den Außenmenschen berührend, auf daß der innere desto eher und leichter erwache und seine wahre Bestimmung wieder ergreifen möge und könne. Die Allmacht aber würde den ganzen Menschen richten und töten!

06] Bedenke daher nun, ob du nun wohl noch ein Recht hast, die Gottheit zu beschuldigen, als täte Sie nichts für die Menschen oder, so Sie etwas täte, bloß nur Hartes, Liebloses und somit auch allerbarst Schlechtes!


07] Findest du nun immer noch das Erdenleben so verächtlich? Ist der Erfinder desselben in deiner Kritik noch gewisserart ein Wesen, das Sich solch einer Erfindung durchaus nicht zu rühmen hätte?

08] Ich meine, so du nur irgendeinen Funken eigenen Lichtes und des ,Hegelschen' besitzest, so mußt du es ja doch einsehen, und zwar aus endlos vielen Erfahrungen, daß auf der Erde, wo alles vergänglich sein muß, denn doch unmöglich je eine wahre Glückseligkeit zu suchen und zu finden ist, und das, wie gesagt, eben darum, weil sie, nach der natürlichsten Ordnung aller Dinge der Außenwelt, mit der Zeit notwendig veränderlich und am Ende ganz und gar vergänglich sein muß!

09] Wer sich aber nach Meiner Lehre Schätze sammelt, die kein Rost angreift und die Motten nicht zerstören, der allein nur kann von einer wahren Glückseligkeit reden. Denn was für ewig bleibt wird doch offenbar besser sein, als was dem scharfen Zahne der Zeit unterliegt?

10] Was wohl hast du selbst nun von all deinen rein irdischen Glückseligkeitsbestrebungen? Siehe, ein viertel Lot Pulver und ebensoviel Blei hat all deinen Mühen für die irdische Glückseligkeit ein vollkommenes Ende für ewig gemacht. Ob du das gerade verdient oder nicht verdient hast, das lassen wir nun dahingestellt sein. Denn Ich habe das gleiche Los ertragen müssen, nur mit dem Unterschiede: Ich - für Gott und Geist; du aber - für die Welt und für ihre vermeintliche materielle Glückseligkeit; Ich fürs ewige, und du - fürs zeitliche Wohl der Menschen.

11] Wie Ich, so kannst auch du nun sagen: ,Herr, vergib ihnen; denn was sie taten, das taten sie in ihrem blinden Eifer, glaubend, etwas Rechtes zu tun! - Also darüber ist nicht viel mehr zu reden. - Aber was hast du nun für die sichere Ewigkeit mit herübergebracht?! - Siehe, Freund, das ist eine ganz andere Frage! - Wird dir die für dich so gut wie für immer vergangene Welt wohl etwas zu geben imstande sein? Denke nur einmal darüber nach und sage Mir, wie du es nun hier anfangen wirst?!"

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