Jakob Lorber: 'Kindheit und Jugend Jesu'


17. Kapitel: Überprüfung der Jungfernschaft Marias durch kritische Salome; Gottesgericht (26.8.1843)


Inhaltsübersicht:

  • Salomes Bitte an Maria, sie hinsichtlich Jungfräulichkeit betasten zu dürfen. Marias Erlaubnis dazu. Salomes bejahender Befund, Strafe und Reue. [jl.kjug.017,01-08];
  • Weisung eines Engels, Salome solle das Kind tragen; ihre Heilung nach Lobpreis Jesu [jl.kjug.017,13-14];
  • Himmlisches Verbot an Salome, das außerordentliche Erlebte und Erkannte zu verbreiten. [jl.kjug.017,15-17];



01] Nachdem aber Salome solches geredet hatte, trat sie alsbald hinein in die Höhle und sprach:

02] »Maria, meine Seele beschäftigt kein geringer Streit; daher bitte ich, daß du dich bereitest, auf daß ich mit meiner wohlerfahrenen Hand dich untersuche und daraus ersehe wie es mit deiner Jungfrauschaft aussieht!«

03] Maria aber fügte sich willig in das Begehren der ungläubigen Salome, bereitete sich und ließ sich untersuchen.

04] Als aber Salome Marias Leib anrührte mit ihrer prüfenden Hand, da erhob sie alsbald ein gewaltiges Geheul und schrie überlaut:

05] »Wehe, wehe mir meiner Gottlosigkeit wegen und meines großen Unglaubens willen, daß ich habe wollen den ewiglebendigen Gott versuchen! Denn seht, seht hierher, meine Hand verbrennt im Feuer des göttlichen Zornes über mich Elende!!!«

06] Nach diesen Worten aber fiel sie alsbald vor dem Kindlein auf ihre Knie nieder und sprach:

07] »O Gott meiner Väter! Du allmächtiger Herr aller Herrlichkeit! Gedenke mein, daß auch ich ein Same bin aus Abraham, Isaak und Jakob!

08] Mache mich doch nicht zum Gespötte vor den Söhnen Israels, sondern schenke mir meine gesunden Glieder wieder!«

09] Und siehe, alsbald stand ein Engel des Herrn neben der Salome und sprach zu ihr: »Erhört hat Gott der Herr dein Flehen; tritt zu dem Kindlein hin und trage Es, und es wird dir darob ein großes Heil widerfahren!«

10] Und als solches die Salome vernommen hatte, da ging sie auf den Knien vor Maria hin und bat sie um das Kindlein.

11] Maria aber gab ihr willig das Kindlein und sprach zu ihr: »Es möge dir zum Heile gereichen nach dem Ausspruche des Engels des Herrn; der Herr erbarme Sich deiner«

12] Und Salome nahm das Kindlein auf ihre Arme und trug es kniend und sprach, sobald sie das Kindlein auf dem Arme hatte:

13] »O Gott, Du allmächtiger Herr Israels, der Du regierst und herrschst von Ewigkeit! In aller, aller Fülle der Wahrheit ist hier Israel ein König der Könige geboren, welcher mächtiger sein wird denn da war David, der Mann nach dem Herzen Gottes! Gelobt und gepriesen sei Du von mir ewig!«

14] Nach diesen Worten ward Salome alsbald völlig wieder geheilt, gab dann unter der dankbarsten Zerknirschung ihres Herzens das Kindlein der Maria wieder und ging also gerechtfertigt aus der Höhle wieder.

15] Als sie aber draußen war, da wollte sie alsbald laut zu schreien anfangen über das große Wunder aller Wunder und hatte auch ihrer Schwester sogleich zu erzählen angefangen, was ihr begegnet war.

16] Aber alsbald meldete sich eine Stimme von oben und sprach zu Salome: »Salome, Salome, verkündige ja niemandem, was Außerordentliches dir begegnet ist! Denn die Zeit muß erst kommen, wo der Herr von Sich Selbst zeugen wird durch Worte und Taten!«

17] Hier verstummte alsbald die Salome, und Joseph ging hinaus und bat die beiden Schwestern, nun wieder in die Höhle zurückzutreten nach dem Wunsche Marias, auf daß da niemand etwas merken solle, was Wunderbarstes in dieser Höhle nun vorgefallen sei. Und die beiden traten wieder demütig in die Höhle.



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