Jakob Lorber: 'Kindheit und Jugend Jesu'
01] Jonatha nahm sogleich zehn der allerschönsten Fische und übergab sie seinem Koche, daß er sie sogleich zurichte.
249. Kapitel: Jonatha zieht mit Joseph heim. Das Haus wird leer und ausgeplündert angetroffen. Joseph ergrimmt darob sehr. Denkwürdige Erklärung des Kindleins. (10.07.1844) 02] Er aber half seinen Gehilfen die andern Fische teils in die Lägel bringen und teils in die Selchkammer.
03] In einer Viertelstunde waren die Fische bereitet, und alle Angehörigen Josephs begaben sich zum Frühmahle.
04] Als das Mahl eingenommen war, da war es auch schon gegen Mittag und Joseph sprach:
05] »Nun aber haben wir auch die höchste Zeit, uns nach Hause zu begeben!
06] Und du, Bruder Jonatha, wirst mich begleiten und wirst heute noch bei mir zubringen!«
07] Und Jonatha sprach voll Freude in seinem Herzen:
08] »O Bruder, das tue ich wohl am allerliebsten; denn du weißt es ja, wie endlos und unbegrenzt lieb ich dich habe!«
09] Darauf nahm Jonatha drei große Lägel voll der edelsten Fische wieder und zog überheiteren Mutes mit Joseph und seiner Familie zur Villa.
10] Als sie da wieder anlangten, da fanden sie zu ihrem nicht geringen Erstaunen keinen Menschen von den Abgebrannten mehr,
11] sondern ganz leer stand das Haus da und offen in allen seinen Gemächern.
12] Joseph sagte bei solchem Anblicke seines Hauses: »Das ist kein gutes Zeichen;
13] denn hier scheinen Diebe gehandelt zu haben! Nur diese Art flieht, so sie ein Haus bestohlen hat; der ehrliche Mensch aber bleibt!
14] Geht ihr, meine Söhne, hinein und untersuchet, ob noch etwas im Hause ist, und kommet dann und sagt es mir!«
15] Und die vier Söhne gingen und untersuchten das Haus und fanden es bis auf das Vieh im Stalle rein ausgeplündert.
16] Also war auch die Speisekammer leer, und im Geldkasten war kein Groschen mehr zu finden.
17] Da die vier Söhne solches alles also fanden, da wurden sie sehr traurig und kamen zurück und zeigten solches alles dem Joseph an.
18] Da ward Joseph zornig über die Schlechtigkeit der Menschen, die für Wohltaten mit solchem Danke ihre Wohltäter lohnen!
19] Und er sprach ganz ergrimmt: »Wahrlich, läge es in meiner Macht ein solches Schandgesinde auf das empfindlichste zu strafen, da würde ich sogleich Feuer vom Himmel über solcher Diebe Häupter regnen lassen!«
20] Hier trat das Kindlein zu Joseph und sprach: »Ei, ei, Vater Joseph, du bist heute sehr schlimm!
21] Haben die Diebe dir ja noch Mich gelassen; wie magst du denn ihrer gar so zürnen?
22] Siehe, die Diebe haben deinem Hause nur eine recht große Wohltat erwiesen, daß sie es also ausgereinigt haben!
23] Denn wahrlich, wo in Zukunft ein Haus (das Herz des Menschen) nicht also gereinigt sein wird, da werde Ich nicht einziehen!
24] Dieses Haus aber ist nun von jeglicher Weltschlacke gereinigt, und es gefällt Mir also sehr wohl!
25] Denn fürs erste ist es offen in allen seinen Fächern und Gemächern,
26] und fürs zweite ist es ganz gereinigt, und so ist es nun ganz geeignet zu Meinem Einzuge; daher zürne den Dieben nicht, auf daß ihre Sünde nicht größer werde!«
27] Joseph und alle nahmen sich diese Worte zu Herzen, und das Kindlein sprach am Ende:
28] »Seht, also handeln alle Menschen an Mir, wie diese Abgebrannten an diesem Hause, und dennoch lasse Ich nicht Feuer vom Himmel regnen!
29] Also fluchet auch ihr denen nicht, die Übles für Gutes tun, so werdet ihr wahre Kinder des Einen Vaters im Himmel sein!« - Diese Worte beruhigten den Joseph vollkommen, und er ging darauf ganz wohlgemut in sein Haus.
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