Jakob Lorber: 'Kindheit und Jugend Jesu'


246. Kapitel: Joseph segnet den Cyrenius. Köstliche Abschiedsworte Jesu an Cyrenius: "Die Liebe allein kann meine Gegenwart ertragen." Des Cyrenius Abreise. Joseph bei Jonatha.(05.07.1844)

01] Darauf ging Joseph hin zu Cyrenius und segnete ihn samt seinem ganzen Hause.

02] Desgleichen ging auch Maria hin und segnete Tullia und deren Gefährtinnen.

03] Und Joseph sprach zu Cyrenius dann: »Bruder, mit dieser meiner Segnung drücke ich dir auch der Wunsch meines Herzens aus, der darin besteht:

04] Laß du mir die fünf Mägdlein ganz, auf daß sie an mir vollkommen ihren Vater haben sollen!

05] Denn du wirst ohnehin noch eigene Kinder bekommen, die sich in der späteren Zeit mit diesen hart vertragen würden.

06] Bei mir aber wird darob nie eine Disharmonie entstehen; den Grund davon kennst du nun so gut als ich.«

07] Und Cyrenius willfahrte gerne des Josephs Wunsch und übergab ihm die fünf Mägdlein völlig zu eigen, worüber Joseph eine große Freude hatte;

08] denn er hatte die Mägdlein lieb, weil sie so gelehrig und sehr folgsam waren, und waren von gutem Wuchse und von einer lieblichen Gestalt.

09] Als dieses abgemacht war, da umarmte Cyrenius den Joseph und sprach:

10] »Bruder, so es des Herrn Wille sein wird, da hoffe ich dich bald wiederzusehen.«

11] Und das Kindlein, das da neben dem Joseph stand, sprach: »Amen sage Ich! - So nicht hier, so doch in Meinem Reiche!

12] Denn Ich sage dir: Lange werden wir uns nicht mehr in diesem Lande aufhalten, weil wir schon zu bekannt sind.

13] So wir aber ausziehen werden, dann werden wir uns in die Verborgenheit zurückziehen, auf daß da kein Mensch gerichtet werde!

14] Jedoch - wir in der Liebe eins Gewordene werden uns allezeit gegenwärtig sein im Geiste, ewig!

15] Wo dein Schatz sein wird, da wirst auch du sein mit deinem Herzen, in dem der Hauptschatz wohnet.

16] Bin Ich dir ein köstlicher Schatz geworden in deinem Herzen, wahrlich, so sollst du Meiner ewig nimmer ledig werden!

17] Denn da Ich wohne in der Liebe, da bin Ich eigentlichst zu Hause und ziehe ewig nimmer aus solcher Wohnstätte.

18] Laß Mich daher fortwährend wohnen in deinem Herzen, und Ich werde für dich in keiner Verborgenheit wohnen!

19] Denn nur die Liebe allein kann meine Gegenwart ertragen, wie ein Feuer das andere.

20] Alles aber, was nicht Feuer ist, das wird vom Feuer zerstört und verzehrt.

21] Darum auch ziehe Ich Mich von der Welt zurück, auf daß sie Mein Feuer nicht ergreife und zerstöre!

22] Frage aber ja nie: ,Herr, wo bist Du?' - Da werde Ich dir nicht sagen: ,Hier bin Ich!';

23] sondern frage sorgfältig dein Herz, ob es Mich liebt, und Ich werde in deinem Herzen, das Mich liebt, dir zurufen:

24] ,Hier bin ich zu Hause, in aller Fülle Meiner Gnade und Erbarmung!'

25] Nun besteige getrost dein Schiff, und guter Wind soll dich nach Tyrus tragen! Amen.«

26] Hier empfahl sich der Statthalter Cyrenius zum letztenmal bei Joseph in Ägypten und bestieg sein Schiff.

27] Und alsbald kam ein guter Wind und eilte mit dem Schiffe davon.

28] Joseph aber begab sich darauf mit seiner Familie in das Haus des Jonatha und verblieb diese Nacht bei ihm.



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