Jakob Lorber: 'Kindheit und Jugend Jesu'


228. Kapitel: Das fröhliche Morgenmahl. Joseph redet über die Güte des Herrn. Das Kindlein bei Tisch. Idyllische Szene zwischen dem kleinen Jesus und Cyrenius. (12.06.1844)

01] Als sich nun alles am Speisetische befand, da wurden auch alsbald gar schmackhaft zubereitete Fische auf den Tisch gesetzt,

02] und Cyrenius verwunderte sich hoch, wie denn Joseph schon also in aller Frühe eine solche Menge ganz frischer Fische hat bekommen können!

03] Und Joseph zeigte hier auf den großen Jonatha und sprach etwas scherzhaft;

04] Siehe, wenn man einen so großen Fischmeister zum Freunde hat, da braucht man nicht weit zu greifen - und die Fische sind da!«

05] Hier lächelte Cyrenius und sprach: »Ja, da hast du wohl recht.

06] Wahrlich, bei solchen Umständen kann man allezeit frische Fische haben, und ganz besonders, wenn man noch Wen in seinem Hause hat!

07] Und Joseph hob hier seine Hände auf und sprach mit dem gerührtesten Herzen:

08] »Ja, Bruder Cyrenius, und noch Wen, dessen wir alle ewig nicht würdig sein werden!

09] Dieser segne uns allen dieses gute Morgenmahl, daß es uns wahrhaft stärken möchte in unseren Glieder und in unserer Liebe zu Ihm, dem Allerheiligsten!«

10] Dieser Ausruf Josephs brachte alle Gäste zum Weinen, und alle lobten den großen Gott in dem noch schlafenden Kindlein.

11] Als sich aber die Gäste nach der beendigten Lobpreisung an die Fische machten, da ward auch das Kindlein wach;

12] und der gute Geruch von den Fischen sagte Ihm gleich, was sich dem Tische befinde.

13] Daher war Es auch schnell aus Seinem niederen Bettchen, lief gleich ganz nackt zum Tische, da die Mutter befand, und verlangte was zu essen.

14] Maria aber nahm Es sogleich auf ihren Schoß und sagte zu Jakob:

15] »Gehe,und bringe mir geschwind ein frisches Hemdchen aus der Kammer!«

16] Und Jakob tat sogleich nach dem Wunsche Mariens und brachte ein frisches Hemdchen.

17] Das Kindlein aber wollte Sich diesmal das Hemdchen nicht anziehen lassen.

18] Da ward Maria ein wenig unwillig und sprach: »Siehe, Du mein Kindlein, das schickt sich ja nicht, nackt bei Tisch zu sein;

19] daher werde ich recht schlimm sein, wenn Du Dich nicht anziehen lässest!«

20] Cyrenius, ganz zu Tränen gerührt über den Anblick des zarten Knäbleins, sagte zu Maria:

21] »O liebe, holdeste Mutter, gib mir also das Knäblein, auf daß ich Es noch einmal also ganz nackt locke und kose!

22] Wer weiß es, ob mir auf dieser Welt noch einmal dieses endlose Glück zuteil wird!?«

23] Und das Kindlein lächelte den Cyrenius an und verlangte sogleich zu ihm.

24] Und Maria übergab Es auch sogleich dem Cyrenius, und er weinte vor Freude und Seligkeit, als das gesunde Knäblein gar munter auf seinem Schoße herumstrampelte.

25] Und Cyrenius fragte Es sogleich, welches Stück vom Fische Es essen möchte.

26] Und das Kindlein sprach in ganz kindlicher Weise: »Gib Mir dasjenige weiße Stück in die Hände, wo keine Gräte darinnen sind!«

27] Und Cyrenius gab dem Kindlein sogleich das beste und reinste Stück in die Hände, welches Dasselbe mit Freude ganz behaglich verzehrte.

28] Nachdem Es Sich gesättigt hatte, da sprach Es: »Das war gut! Jetzt ziehe du Mich an!

29] Denn wenn Ich hungrig bin, da will Ich früher (zuvor) essen und dann erst ein Kleid nehmen!« - Darauf sprach das Kindlein nichts weiter und ließ Sich ganz ruhig das Hemdchen von Cyrenius anziehen.



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