Jesus Christus: 'Himmelsgaben', Band 3, S. 481


47] Ja, je weniger er aus sich machte, desto mehr würden die anderen aus ihm machen. - Aber nein, der Hochmut als Eigendünkel der meisten Gelehrten vermengt und verbrennt all das Edle und Gute, das aus ihnen hätte hervorgehen können, da er sie, je älter und größer er wird, für die arme und und bedürftige Menschheit ganz unzugänglich macht.

48] Desgleichen steht es auch mit den meisten Beamten, die gewöhnlich auf ihre Amtswürde ein so großes Gewicht legen, daß sie die anderen, ihnen untergeordneten Menschen nicht selten für nahe weniger als nichts betrachten. Diese nicht mit dem Amt, das etwas Nützliches ist, verbundene, sondern eigenmächtig geschaffene Amtserhabenheit des Beamten ist gleichfalls wieder nichts als ein barster Hochmut, der dem Amte nie einen Segen, sondern allezeit nur ganz notwendig den Fluch bereitet. - Wer kann da aufstehen und sagen, daß es nicht also sei?

49] Der Priester, der ein Vorbild aller Demut sein sollte, bildet sich Himmel und Erde ein, huscht nach Gold und Silber, um sein vermeintes himmlisches Ansehen auf einen Glanz zu stellen, vor dem sogar die Sonne, so es möglich wäre, sich weidlichst schämen müßte.

50] Ein Lehrer oder Professor der Jugend macht nicht selten förmliche Studien, wie er den jungen Würmern so recht handgreiflich zeigen könnte, was Außerordentliches da hinter ihm stecke. Es liegt ihm meistens weniger daran, daß seine Schüler von der Nützlichkeit seiner Stellung überzeugt werden möchten, als daß sie nur zittern vor ihm und seiner professorlichen Amtsautorität.

51] Es ist allerdings wahr, daß bei manchen Kindern ein ziemlicher Ernst angewandt werden muß, um sie vom Nutzen und von der Notwendigkeit dessen, was sie lernen müssen, zu überzeugen und sie dadurch mit Liebe zu den zu erlernenden Gegenständen'zu erfüllen. Aber es ist demgegenüber auch das sehr wahr, daß ein Lehrer, der seine Schüler mit der rechten uneigennützigen Liebe zu behandeln versteht, mit ihnen bei weitem mehr ausrichten wird als ein Ehren- und Ansehenschnapper.

52] Ich sage euch: Suchet, sei es in was immer, nie die Ehre der Welt; denn diese ist eine Pest für Seele und Geist, und ihre Folgen kommen früher oder später, die Erde verheerend, zum Vorschein.

53] Betrachtet die gegenwärtigen Kriege, in denen sich viele Tausende der Ehre wegen müssen totschlagen lassen. Wenn Herrscher, Heerführer und ihre was immer für Namen habenden Völker anstatt des Hochmutes der lieben himmlischen Demut dienten, - würden oder könnten die Völker je zu solch einer gegenseitigen Wut entflammt werden? - Wahrlich, bei demütigen Völkern wäre ein Krieg eine allerpurste Unmöglichkeit!



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