Jesus Christus: 'Himmelsgaben', Band 3, S. 480


43] Nun aber setzen wir den Fall - der sich leider nur gar zu oft ergibt -, daß andere solch eine ihre eigenen Fähigkeiten überwiegende Vortrefflichkeit anerkennen und sehr beloben, so wird dann der vortreffliche A noch lobbegieriger. Er wendet bald alles an, um seine Vortrefflichkeit noch mehr zu heben. Es gelingt ihm, er wird ein Virtuose, will dann schon viel mehr Weihrauch. Man streut ihm Blumen und Kränze. Er fühlt sich als eine Art Gott, wird am Ende selbst von Bewunderung über sich, sozusagen, ganz hingerissen. Und wenn dann aber etwa doch jemand so keck wäre und sagte zu ihm: "Freund! Du überschätzest dich, es ist nicht soviel an dem, was du bist und leistest. Siehe, einige interessierte Lobhudler und Weihrauchstreuer haben dich mit ihrem ganz leeren Lobgequake trunken und verwirrt gemacht, und du warst so uneinsichtig und nahmst ein glänzendes wertloses Geflitter für bares gediegenes Gold an. Werde aber nun nüchtern und beschaue deine vermeinte außerordentliche Vortrefflichkeit mit klaren Augen, und du wirst finden, daß daran neun Zehntel rein zu verwerfen sind." - -

44] Auf solch eine recht weise Belehrung wird dann der vortreffliche A erbost und wird dem recht weisen Belehren auf eine Art übers Maul fahren, wie man zu sagen pflegt, daß sich dieser für alle Zeiten den Gusto (die Lust, Neigung) wird vergehen lassen, ihm je wieder einmal mit einer weisen Belehrung zu kommen. - Und seht, so wuchert dann der Hochmut fort und verzehrt endlich alles Edle, was sonst der Geist vermöge seiner besseren und ausgezeichneteren Talente hätte zum Frommen vieler schwächer begabten Menschen zustande bringen können. - -

45] Wenn jemand recht viel gelernt hat und hat seinen Verstand mit recht tüchtigen Wissenschaften ausgerüstet, so daß andere, ungelehrte Menschen im Fache des Wissens als bare Nullen gegen ihn sich verhalten, und wenn es nun einem Ungelehrten einfiele, dem Hochgelehrten gegenüber zu behaupten, daß er auch etwas verstehe und es sogar eine Schande wäre, so jemand, der etliche zwanzig Jahre nichts als studiert hat und sich mit Wissenschaften über Wissenschaften beschäftigte, nicht mehr verstünde als einer, der dazu weder Vermögen noch Gelegenheit hatte, - ja da wäre es aus beim Herrn Doktor! Der würde so einem naseweisen Lümmel ganz kurios begegnen und ihm zeigen, ob er das Recht habe, ihm gegenüber solch impertinente Bemerkungen zu machen.

46] Seht, das ist schon wieder Hochmut, der aus dem Herrn Doktor statt des Segens nur einen Fluch für die arme Menschheit zieht. Wie viel Gutes könnte ein demütiger Gelehrter stiften, und wie gesegnet wären alle seine Arbeiten, die er mit Mir zum Frommen der armen Menschheit vollführte! Wie würde er wahrhaft geschätzt, geliebt und gesucht sein!



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