Jesus Christus: 'Himmelsgaben', Band 3, S. 394


11] Ich habe aber den Aposteln schon zu Meiner Zeit zu mehreren Malen gesagt, daß sie bei Weiterverbreitung Meiner Lehre viel weniger von Meinen Wundern als vielmehr von der inneren Wahrheitstiefe Meiner Lehre reden und predigen sollen.

12] Nur der einzige, Johannes, blieb dieser Mahnung getreu, alle die andern um vieles weniger; sie fingen lieber gleich bei den Wundertaten an und fingen dann erst vom Reiche Gottes und der inneren Wahrheit zu reden an, so die Zuhörer schon vorher mit den Wundertaten umgarnt waren.

13] Die Sucht, Wunder zu erzählen, stieg dann von einem Dezennium (Jahrzehnt) zum andern so sehr, daß eine große Anzahl von teils geschriebenen und noch mehr von den traditionellen Evangelien derart anwuchs, daß daraus kein Mensch mehr klug werden konnte.

14] Lukas wie auch der Pseudo-Evangelist Matthäus (I'Rabbas) haben ihre Evangelien eben nicht gar zu sehr viele Jahre nach Mir aufzuzeichnen angefangen und haben sich aber dennoch in manchem derart verstiegen, daß am Ende unter ihnen selbst in so manchen ganz wichtigen Dingen der größte Widerspruch ans Tageslicht kommen mußte.

15] Vom Prüfen war in jener Zeit ohnedies keine Rede; denn ein jeder Evangelist hatte seine gewissen Leser und Zuhörer und hat sich um einen andern Evangelisten wenig gekümmert, und die Evangelisten selbst hielten sich auch nur an das, was sie niedergeschrieben hatten und hatten sogar mitunter eine rechte Freude daran, so ein anderer Evangelist das in seinem Evangelium nicht hatte, was der eine oder der andere in seinem Evangelium besaß.

16] So kümmerte sich denn auch l'Rabbas wenig oder gar nicht um den nach dem achten Tage der Geburt im Tempel beschnittenen Jesus, und so auch nicht um die drei Weisen aus dem Morgenlande und um die Flucht nach Ägypten und den grausamen Kindermord durch Herodes in Bethlehem.

17] L'Rabbas (Pseudo-Matthäus) hat solche Kunde zu Tyrus und Sidon erhalten und hat sie auch aufgezeichnet, aber da er selbst, wenigstens ehedem, mehr Heide als Jude war, so kümmerte er sich auch wenig um die Beschneidung des Kindes Jesus. Und so weisen diese bei den Evangelisten einen der merkwürdigsten Widersprüche unter sich auf, während sie in vielen andern Stücken bis auf die Orts- und Zeitangabe miteinander harmonieren.



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