Jesus Christus: 'Himmelsgaben', Band 3, S. 393


06] Ich habe nie gegen die rechte Wissenschaft der Menschen geeifert, sondern habe bei vielen Gelegenheiten die Menschen über gar vieles belehrt, darin sie früher in der vollen Unwissenheit und Blindheit gestanden sind; darum Mich denn auch die betrugssüchtigen Pharisäer am meisten haßten, weil Ich das Volk in allem belehrte, worin sich früher die Pharisäer die größte Mühe gegeben haben, das Volk nach Möglichkeit zu verdummen zu ihren losen Zwecken.

07] Und sie haben es auch wirklich dahin gebracht, daß so ein hoher Priester Hannas oder Kaiphas, um das Volk zu größerer Opferwilligkeit zu bewegen, im Tempel mit grimmiger Stimme ausgesagt hat, daß im Bache Kydron drei Tage lang nichts als Blut fließen müsse und die Sonne einen ganzen Tag hindurch nicht scheinen dürfe, das Volk solchem Unsinne geglaubt hat, sich aus lauter Furcht vor solcher Strafe in ihre innersten Zimmer verkroch, und wenn die Strafzeit vorüber war, voll Furcht, Angst und Zittern den Kydron besichtigen ging, ob noch Blut fließe. Und hatte der Kydron sein natürliches Wasser, so hatte das Volk nichts Emsigeres zu tun, als schwere Opfer in den Tempel zu bringen und diese den Priestern vor die Füße zu legen.

08] Die Sonne hat freilich auch an einem solchen Tage fortgeschienen und im Bache Kydron ist kein Tropfen Blut geflossen, wovon sich die gescheiten Juden wohl selbst überzeugt haben und darüber auch die armseligen und zu abergläubischen gemeinen Juden belehren wollten, aber meistens ohne Erfolg; denn diese haben in ihrer Einbildung und Furcht Blut fließen und auch die Sonne nicht scheinen sehen einen ganzen Tag lang.

09] Und wie das gemeine Volk zu jeder Zeit in dem allerblindesten Aberglauben sich befand, so befindet es sich heutzutage auch noch. Ihr könnt solchen Menschen die absurdesten Wundermärchen erzählen, und sie werden sie glauben. Und so es diese ihren Nachbarn weitererzählen, so werden diese noch vieles hinzusetzen und es auch noch ins Wunderbare verkehren, was ihnen von seiten des ersten Erzählers etwas zu wenig wunderbar vorgekommen ist. Aber von irgendeiner Wahrheit ist mit ihnen nichts anzufangen.

10] Darum war es auch zu Meiner Zeit überaus schwer, die eigentlichen Stockjuden zur Erkenntnis der Wahrheit zu bringen; es mußte denn ein Wunder geschehen, durch das sie von ihrem Schlafe wachgerüttelt wurden und dann bei sich ein wenig nachzudenken anfingen, was Ich mit dem oder jenem gesagt habe.



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