Jesus Christus: 'Himmelsgaben', Band 3, S. 264


03] Bei solchen Lesern macht das Wort aber auch eine Wirkung, o eine herrliche Wirkung! - Denn es macht, daß sie gähnen und bald darauf zu schlafen beginnen, leiblich und geistig für ewig, das heißt, sie gehen so recht sanft in den ewigen Tod über! - Denn wer nach dem Worte nicht tätig wird, der stirbt für ewig geistig und leiblich mit. - -

04] Ich aber habe für solche schon zu öfteren Malen das Wort des Alten wie des Neuen Bundes durch verschiedene Seher und Knechte klar enthüllen lassen, d.i. durch Meinen heiligen Geist in ihnen. Aber da macht die Enthüllung denselben Effekt, und man sagt dazu: die alte Bibel sei wie ein Proteus und wie ein Chamäleon, das in allen Gestalten und Farben brauchbar ist, und ein geweckter Kopf kann daraus machen, was er will, wie ein geschickter Bildner aus der rohen Materie. Mit dieser Kritik werden für den Geist des Menschen wohl sicher keine goldenen Berge im Reiche des Lebens erwachsen!

05] Wieder gibt es andere Leser, diese haben zwar wohl einen gewissen Respekt vor der Bibel und lesen wohl auch manchmal recht aufmerksam darin; aber da sie denn doch gar vieles darin nicht fassen und manchmal sogar auf buchstäbliche Widersprüche stoßen, da sagen sie dann gewöhnlich bei sich und manchmal wohl in Gegenwart ihrer Freunde: Wenn Gott durch die Bibel Seinen Willen an die Menschen hätte offenbaren wollen, so müßte es Ihm ja doch vor allem daran gelegen gewesen sein, fürs erste von jedermann und fürs zweite zu allen Zeiten verstanden zu werden, und um den letzten Zweck zu erreichen, dahin Sorge zu tragen, daß solch ein heiligst sein sollendes Kleinod aller Menschen auch für alle Zeiten unverfälscht erhalten werden möchte.

06] Diese Kritik ist zwar um ein Haar besser als die obige, aber sie hält nicht Stich; denn um was sich so ein Kritiker abmüht, für das ist ohnehin tausendfältig gesorgt. - So er aber blind ist und'solches nicht merkt, so kann er es sich nur selbst zuschreiben, wenn er dabei ein Esel bleibt und seines Geistes Kräfte um eine Eselskost vergeudet! -

07] Wer heute politische Weltsachen vor Augen hat, morgen allerlei andere Dinge, am dritten Tage Geldgeschäfte, am vierten Tage Mist- und Heugabeln, am fünften allerlei Obstbäume und Rebenverbesserungen, am sechsten Tage schöne Mädchen, Theater und dergleichen, am siebenten Tage vor lauter Welt nicht weiß, wo ihm der Kopf steht, am achten sich allenfalls in einem Gasthause mit seinen Weltfreunden über allerlei Welt bespricht, um sich doch ein wenig zu zerstreuen und auszuheitern, am neunten Tage nichts als bloß denkt und simuliert, was ihm der elfte, zwölfte, dreizehnte und vierzehnte Tag alles für Arbeiten geben und machen wird, und höchstens am fünfzehnten Tage ein paar Verse aus der Bibel auf die Art verschluckt, wie ein Reisender ein paar Löffel Suppe, wenn der Postillion schon zur Abfahrt das Zeichen gibt; -frage, kann der wohl verlangen, daß ihm, wie ihr zu sagen pflegt, etwa gar des heiligen Geistes gebratene Vögel ins Maul fliegen sollen? - Da ist's, wie es heißt: Von Dornen und Disteln erntet man nie Feigen und Trauben.



Home  |    Inhaltsverzeichnis  |   Werke Lorbers