Jesus Christus: 'Himmelsgaben', Band 3, S. 236


07] Da diese Gäste aber die große Güte und Freundlichkeit des Königs merkten, da verging ihnen bald die große törichte Furcht, und sie wurden überfröhlich und lobten und priesen dann über die Maßen die große Güte und Weisheit des Königs und konnten nicht begreifen, wie sie zu einer solchen törichten Furcht vor ihm haben gelangen können.

08] Als das Mahl aber verzehrt war, da ging der König unter diesen vielen Gästen gar freundlichst umher und besprach sich mit den Vätern und mit den Jünglingen und besah wohl die Töchter; und wer ihm in seiner Art besonders gefiel, den wählte er aus der ganzen großen Gästegesellschaft für seinen Hofdienst und ließ jedem Gewählten sogleich königliche Gewänder antun. Das aber machte gar viele der Gäste traurig, darum, daß ihnen nicht auch solche Ehre widerfuhr.

09] Der König aber wandte sich sobald zu den traurig Gewordenen und sagte zu ihnen: "Warum trauert ihr deshalb, daß ich einige aus euch und euren Kindern für meinen Hofstaat erwählt habe, darum, da ich sie vermöge der an ihnen entdeckten Eigenschaften wohl brauchen kann; sind sie nicht eure Kinder? - Warum beneidet ihr trauernd sie um ihr Los? - O seht, sie haben nichts denn eine größere und oft sehr verantwortliche Arbeit vor euch; in allem übrigen sind sie nichts mehr und nichts weniger denn ihr, meine Freunde, so sie beachten mein Gesetz. Denn sie alle, die ich da gewählt habe, haben das gleiche Gesetz und die gleiche Freiheit wie ihr und können, so sie wollen, demselben zuwiderhandeln und in solcher Handlung ein entsprechendes Gericht finden gleichwie ihr. - Mir, dem Herrn, aber steht es zu, das Gesetz für sie, wie für euch, so ihr weise seid, völlig aufzuheben, auf daß in meinem großen Reiche allenthalben eine große Freiheit herrsche sowohl an meinem Hofstaate als ganz besonders bei allen weisen Untertanen meines großen Reiches! - Darum beruhiget euch ob der Erwählten; denn ich, euer Herr und König, bedarf auch vorzugsweise der Untertanen, derentwegen ich so ganz eigentlich diese Hofdiener erwählt habe."

10] Als die Gäste solches vom Könige vernommen hatten, da wurden sie überfroh und priesen die große Güte und Weisheit ihres Königs. - Da aber die gar sehr vielen Gäste also jubelten, fand sich unter ihnen auch ein räudiges Schaf von einem Gaste. - Während alle andern jubelten und hoch frohlockten und dem großen Könige ,Hosianna' riefen, fing dieser an, den König zu schelten und verfluchte solch eigenwillige gemeinste Herablassung des Königs zu seinem Volke.



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