Jesus Christus: 'Himmelsgaben', Band 3, S. 235


02] Damit aber dieser Satz des Evangeliums gründlich verstanden werden möge, will Ich ihn euch in einem Bilde dartun in der Art, wie er so ganz eigentlich im Geiste und in der Wahrheit verstanden werden soll. Und so vernehmt denn das Bild, welches also lautet:

03] Es war im Morgenlande ein großer, mächtiger und weiser König. Sein Reich war groß, und viele Völker beugten sich unter sein Zepter. Dieser König beschloß einmal bei sich, um seiner Untertanen mannigfache Fähigkeiten näher kennenzulernen, ein übergroßes Gastmahl zu geben, zu dem alle Hausväter mit ihren ältesten Söhnen und Töchtern zu erscheinen geladen wurden, auf daß der König die weisesten und geistreichsten Söhne aus den vielen Geladenen erwählte für seinen mannigfachen Hofdienst, und die Töchter, so sie wohlgestaltet und wohlgebildet wären, zu seinen Weibern und sonstigen Beischläferinnen.

04] Da aber die Untertanen solche Einladung vernommen hatten, entsetzten sie sich heimlich, da sie meinten, das werde nur ein schlauer Vorwand des mächtigen Königs sein, um sie alle in die Residenz zu locken, und wenn sie dann dort wären, sie dann alle übel umzubringen, und seine Augenweide zu haben am Blute seiner Untertanen. - Daher ließ sich ein jeglicher entschuldigen, und es kam niemand von den Geladenen in den königlichen Palast.

05] Als aber der König merkte, aus was für heimlichem Grunde die vielen Geladenen zu seinem großen Gastmahle sich nicht zukommen getrauen, da sagte er zu den Einladern: "Was soll ich nun tun? - Seht, das große Gastmahl ist bereitet, wer soll es verzehren? Ich sehe aber dennoch viele Neugierige auf den Gassen und auf den Straßen und viele, die auf die Zäune steigen und dort warten und gaffen, um zu sehen, was ich mit den Geladenen und zum Gastmahle Gekommenen tun werde. Geht daher mit großer Macht hinaus an die Zäune, Gassen und Straßen, und wen immer ihr da treffet, den treibt herein, auf daß mein großes Mahl verzehrt werde. Seht dabei auch nicht auf die geziemende Bekleidung, ob hochzeitlich oder nicht, das ist nun gleich; denn nun handelt es sich vor allem um die Aufzehrung des Mahles, auf daß es nicht verderbe. Ist dieses geschehen, dann erst wollen wir untersuchen, was mein Gastmahl für Gäste hatte, und ob sie wohl alle würdig waren, an diesem meinem Gastmahle teilgenommen zu haben."

06] Als die vielen Diener von ihrem großen Könige solches Gebot erhalten hatten, eilten sie zu allen Toren jählings hinaus und trieben alle, die sie trafen auf den Gassen, Straßen und Zäunen, zum Gastmahle des Königs, und darunter waren viele, die geladen waren.



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