Jakob Lorber: 'Himmelsgaben', Band 3, Seite 062


43] Dann muß er sich ganz fest vornehmen, mit der Welt ganz zu brechen, und sich ganz Mir übergeben und in seiner Liebe eine große Sehnsucht haben nach Mir - und muß in dieser großen Sehnsucht tagtäglich sich von der Welt und allen Geschäften in ihr zurückziehen und wenigstens 7 Viertelstunden lang bei verschlossenen Türen und Fenstern weder beten noch etwas lesen, sondern er muß diese Zeit in der völligen Ruhe, bloß nur sich in seinem Innersten mit Mir beschäftigend, zubringen. - Und allzeit aber, sooft sich jemand in diese Ruhe begeben hat, soll er folgende kleine anregende Rede halten in seinem Herzen an Mich im allerfestesten Ernste und sagen:
   44] Herr! - Hier bin ich. Ich ließ Dich, o liebevollster heiliger Vater, lange warten, da Du mir schon seit meiner Kindheit unablässig zugerufen hast: Komm zu Mir, Ich will dich erquicken! - Nun, o Vater, ist die Zeit gekommen, daß sich mein Ohr geöffnet und mein sonst starrer Wille ganz in den Deinigen ergeben hat voll Demut und Gehorsam vor Dir, wie auch nach Deinem Willen zu allen meinen besseren Brüdern. Daher komme Du, mein allerliebster Jesus, zu mir und erquicke meine kranke Seele mit dem Balsam Deiner unendlichen Liebe; laß mich finden meine große Unbild (Unrecht, d. Hg.) in Deinem bitteren Leiden und Sterben; lasse mich sehen die heiligen fünf Wundmale und erkennen darinnen meine große Misstat! O Jesus, Du Überwinder des Todes und der Hölle, komme zu mir und lehre mich Deinen Willen erst recht verstehen; lehre mich erkennen mein völliges Nichts und Dein Alles!

45] O Du mein süßester, liebevollster Jesus, Du Herr aller Heerscharen, komme zu mir Armem, - komme zu mir Schwachem, - komme zu mir Blindem, - komme zu mir Taubem, - komme zu mir Aussätzigem, - komme zu mir Gichtbrüchigem, - komme zu mir Lahmem, - komme zu mir Krummem, - komme zu mir Besessenem, - ja o mein, mein, mein allerliebster Jesus! komme, komme, komme zu mir Totem und laß mich nur anrühren Dein heilig Kleid, so werde ich leben. - Herr, lasse Dir ja nicht Zeit, denn ich habe Deiner unendlich nötig; ich kann ja nicht mehr ohne Dich sein, da Du mir Alles und alles andere aus Liebe zu Dir zunichte geworden ist! Ohne Dich kann ich nicht mehr leben; daher, o mein liebster Jesus, komme alsobald zu mir! - Doch wie allezeit, so geschehe auch diesmal Dein heiliger Wille Amen. -

46] Nach dem begebet euch zur Ruhe und wachset in der Sehnsucht und Liebe zu Mir. So ihr das nur eine kurze Zeit üben werdet, so sage Ich: Ihr werdet bald blitzen sehen und donnern hören; aber dann erschrecket nicht, und werdet auch nicht ängstlich, denn nun komme zu jedem Ich erst als Richter unter Sturm, Blitz und Donner, und hernach erst in sanftem, heiligen Wehen als Vater! -



Home  |    Inhaltsverzeichnis  |   Werke Lorbers