Jakob Lorber: 'Himmelsgaben', Band 2


Die leidige Zukunft (09.12.1846)

01]Also fragte dein Freund und Bruder, was da wohl die Zukunft bringen werde? - Das ist freilich wohl eine sehr eitle Frage. Aber gleichwohl will Ich eine Antwort darauf geben. - Nun siehe, da ist sie schon:

02] Die Zeit ist und bleibt »Zeit«, wie die Welt fortwährend »Welt« bleibt. Wer da bessere Zeiten und eine bessere Welt erwartet, der irrt sich sehr in seiner irdisch frommen Erwartung! Denn die Welt war allezeit arg und wird es auch sein bis aus Ende aller Zeit.

03] Daher kann auf der Welt für die Welt die Zeit nichts als nur Arges bringen! - Für den aber, der mit Mir ist und Ich mit Ihm, dem wird weder die Welt noch ihre lose Zeit etwas anhaben können - wie euch alle schon die tausendfache Erfahrung hinreichend belehrt hat.

04] Es ist mit der Welt nahe also wie mit der Hölle. In ihr finden nur ihre Eigenen die Hölle, nicht aber auch Meine Engel, die zumeist sich daselbst befinden, um die argen Geister zu bessern oder zu strafen.

05] Aus dem geht aber für den Geistesverständigen leicht hervor, daß der Gute auf der Welt allezeit nur Gutes, wie der Schlechte allezeit nur Schlechtes zu erwarten hat.

06] Wer auf Meinen Wegen wandelt, der wird mit seinen Füßen an keinen Stein stoßen; will aber jemand nur ein wenig die Wege der Welt prüfen, der wird sicher schon beim ersten Tritte auf einen tüchtigen Stein stoßen.

07] Was fragt ihr aber: »Werden wir Krieg bekommen? Werden die Polen aufstehen? Was wird Frankreich, was England machen? Was Österreich, was Preußen, was Rußland?« - Oh, das sind eitle Fragen!

08] Glaubt denn auch ihr noch an eine Vorbestimmung der Volksschicksale? - Sollte Ich etwa sagen und fest bestimmen, so und so wird es diesem oder jenem Volke ergehen?! - So Ich das täte, wäre da wohl Liebe in Mir, Geduld und Erbarmung? Oder ist wohl Liebe im Richter, der da über einen Gesetzesübertreter den Stab bricht und dann zu ihm spricht: »Morgen mußt du sterben!«? Dasselbe wäre bei Mir ja um so mehr der allerliebloseste Fall, wenn Ich mit den sündigen Menschen der Welt also verfahren möchte, da Mir, als der ewigen Allmacht, doch ewig nie eine sonderheitliche Macht trotzen kann.



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