Jakob Lorber: 'Himmelsgaben', Band 2


07] Daß solches richtig ist, könnt ihr an so manchen naturmäßigen Erscheinungen beobachten. Nehmt ihr fürs erste eine Glocke - wo ist wohl der Sitz des Tones in ihr? - Ihr werdet sagen: Mehr am äußeren Rande; oder mehr in der Mitte des Metalles; oder mehr am inneren Rande? - Es ist alles falsch! - Der Ton ist das inwendigste, in den materiellen Hülschen verschlossene geistige Fluidum.

08] Wenn nun die Glocke angeschlagen wird, so wird solcher Schlag von dem inwendigsten Fluidum, welches als ein geistiges Substrat (nach eurem Ausdrucke) höchst elastisch und dehnbar ist, auf eine seine Ruhe störende Weise wahrgenommen. Und dadurch wird dann das ganze geistige Fluidum in ein freiwerdenwollendes Bestreben versetzt, welches sich dann in anhaltenden Schwingungen zu erkennen gibt. Wird die äußere Materie mit einer andern Materie bedeckt, welche von nicht also leicht erregbaren geistigen Potenzen durchdrungen ist, so wird diese Vibration der erregbaren geistigen Potenzen - oder vielmehr ihr freiwerdenwollendes Bestreben - bald gedämpft. Und eine solche Glocke wird auch somit bald ausgetönt haben. Ist aber die Glocke frei, so dauert die tönende Schwingung noch lange fort. Wenn aber noch dazu von außen ein sehr erregbarer Körper sie umgibt, als etwa eine reine, mit Elektrizität gefüllte Luft, so wird dadurch das Tönen noch potenzierter und breitet sich weit in einem solchen miterregbaren Körper aus.

09] Wenn ihr nun dieses Bild ein wenig durchblicket, so wird euch daraus ja notwendig klar werden müssen, daß allhier wieder ein Geistiges das Inwendigste, das Durchdringende und das Umfassende ist. - Wir wollen aber noch ein Beispiel nehmen.

10] Nehmt ein magnetisiertes Stahleisen - wo ist denn in dem Eisen die anziehende oder abstoßende Kraft? - Sie ist im Inwendigsten, d.h. in den Hülschen, welche eigentlich die beschauliche Materie des Eisens darstellen. Eben als solche inwendigste Kraft durchdringt sie die ganze Materie, welche für sie kein Hindernis ist, und umfaßt dieselbe allenthalben. Daß dieses magnetische Fluidum die Materie, der es innewohnt, auch äußerlich umfaßt, kann ja ein jeder leicht aus dem Umstande erkennen, wenn er sieht, wie ein solches magnetisches Eisen ein ferne gelegenes Stückchen ähnlichen Metalles anzieht. - Wäre es nicht ein umfassendes und somit auch über die Sphäre der Materie hinaus wirkendes Wesen, wie könnte es einen ferne liegenden Gegenstand ergreifen und denselben an sich ziehen?



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