Jakob Lorber: 'Himmelsgaben', Band 2


09] Dieses wüßten wir! Aber auf welche Weise wird denn die also gequetschte Luft entzündet, und was ist demnach das Leuchtende bei dem Akte der Entzündung der Luft?

10] Hier kann die Sache unmöglich anders erklärt werden, als daß euch zu wiederholten Malen kundgegeben wird, daß da die Luft zur Hälfte nichts anderes ist als ein materieller Leib der in ihr enthaltenen intellektuellen Geister. Die Physiker würden es zwar lieber hören, wenn Ich hier anstatt »Geister« - »freie, ungebundene Kräfte« gesetzt hätte. Allein, da wir gründlich gehen wollen, so nehmen wir auch statt der Eigenschaft die mit der Eigenschaft behaftete Sache selbst, welche da ist der Geist selbst oder, da wir es hier nicht mit einem, sondern mit sehr vielen Geistern zu tun haben, alsonach die Geister selbst.

11] Da wir nun solches festsetzten, so können wir jetzt der Sache alsogleich auf die alleruntrüglichste Spur kommen. Und so vernehmt es denn:

12] Da der Geist eine positiv-polarische Kraft ist, so strebt er fortwährend nach der allerungebundensten Freiheit und ist im gebundenen Zustande nur so lange ruhig, als er von der ihn umgebenden negativen Polarität oder - noch verständlicher - von seiner Hülse keine ungewöhnliche Beeinträchtigung erfährt. Erleidet aber diese von außen her was immer für einen Druck, so wird der Geist alsbald aus seiner angewohnten Beengungssphäre geweckt und gibt sein Dasein durch seine ausdehnende Bewegung zu erkennen, welches Erkennen sich dann allzeit durch das euch bekannte Phänomen des Leuchtens kundgibt.

13] So weit hätten wir es nun gebracht! Aber dessenungeachtet wird ein jeder sagen. »Solches mag wohl richtig sein; aber was das eigentliche Leuchten an und für sich ist, wissen wir denn doch noch nicht!«

14] Ich aber sage: Nur noch eine kleine Geduld! Denn ihr wißt es ja alle, daß eine bejahrte, umfangreiche Eiche nicht auf einen Hieb fällt!

15] Wir werden somit auch mit dem ganz eigentlichen Leuchten ja wohl noch zurechtkommen.

16] Was ist demnach dieses Leuchten an und für sich?

17] Ein Beispiel wird euch die Sache anschaulich machen! - Was bemerkt ihr an einem Menschen, dessen Herz noch voll Hochmutes ist, so er von irgendwoher einen so recht derben, demütigenden Stoß erhält? Wird er nicht alsbald über die Maßen in Zorn geraten, also zwar, daß er darob am ganzen Leibe vor Grimm zu beben wird anfangen und seine Augen glühend werden, als wäre hinter ihnen eine Feueresse angebracht, und seine Haare sich sträuben werden nach allen Seiten?! So er sich in einer gleichgesinnten Umgebung befindet, wird diese nicht auch sobald, wenn auch nicht in diesem hohen Grade, aber dennoch nach dem Grade der Befreundung, entweder mehr oder minder mit zornig werden?!



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