Jakob Lorber: 'Himmelsgaben', Band 1


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9. Nur wenn das stumme Schnee- und Eisgelichter ist gewichen,
allwann ein warmer Frühling hat den Winter weggestrichen,
da kehrt dann das Pflanzenleben wohlgestärkt wieder.
Doch nimmer wiederkehren da erfror'ner Vöglein Lieder.
Selbst Menschen, die auf unsrem Rücken hat der Nord erdrücket,
die werden schwerlich mehr von unsrer Sonne Strahl erquicket.
Doch so ein freies Leben hier gefährdet ist geworden
durch ein zu friedsam Walten unser's übertreuen Norden,
so soll darob wohl niemand gar zu sehr uns Berge klagen.
Denn solch Gefang'nen fängt ein andres Leben an zu tagen!«

10. Und so mag dieses Liedchen euch zu einer »Fahne« dienen,
mit der ihr all der Berge Sinn könnt überleicht gewinnen
und leichter auch verstehen, was Ich euch noch werde geben.
Fürwahr, ihr könnt durch diese »Fahne« manchen Zweifel heben.
Denn leichter ist's auf Berge geh'n und von da andre schauen,
als zu versteh'n, woher auf selben rührt solch wonnig Grauen.
Darum denn gab Ich vor der größer'n Gabe diese »Fahne«
zu Händen euch, damit sie euch getreu zuvor ermahne,
daß Meine nächste Gabe sich in Weisheit wird ergießen,
die ihr durch diesen Schlüssel euch gar leichtlich könnt erschließen.



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