Jakob Lorber: 'Himmelsgaben', Band 1


16] Wenn ihr auf den Zug der Täler nur ein wenig Aufmerksamkeit gewendet habt, so werdet ihr mit leichter Mühe entdeckt haben, daß sie sich samt und sämtlich mehr oder weniger südöstlich hinziehen. Dieses bekundet nichts anderes, als den Zug der vormaligen großen Wasserströmung, welche einst ihr Ufer an den Kärntnerischen Alpen und andererseits an den Karpaten Ungarns hatte und somit eine beinahe dreimalige Breite des Adriatischen Meerbusens hatte, da dieser am breitesten ist.

17] Später hat sich das Wasser mehr und mehr verloren, und es waren dann nur ebensoviele einzelne Ströme von derselben Breite zu sehen, wie ihr jetzt noch die einzelnen Täler erblickt. Und von allen diesen Strömen ist nun nichts mehr übriggeblieben als die in den Tälern vorfindlichen Bächlein, welche nur dann einen etwas bedeutenderen Fluß ausmachen, wenn sie sich zu Hunderten nach längerem Zuge vereinigt haben.

18] Nun seht, wenn ihr ein nächstes Mal auf irgendeine solche Höbe kommet, sei es die nämliche oder eine von euch gewählte oder eine von Mir bestimmte, so müsst ihr eure Phantasie und Einbildungskraft in diesem Gefühle erwecken und schauen die Vorzeit im Vergleiche der Gegenwart, und zwar allezeit das nur, was die Erde selbst euch zur Anschauung bietet, so habt ihr den wahren Grund zur inneren Anschauung gelegt.

19] Darinnen werdet ihr Meine Arbeit entdecken und Meine Baukunst bewundern und werdet euch Mir nahen in eurem immer wacher werdenden Gefühle.

20] Wenn ihr aber auf einer solchen Anhöhe nichts anderes zu tun habt, als nur mit Kalk übertünchte Stein- und Holzhaufen anzugaffen, da tut ihr ja bei weitem besser, wenn ihr zu Hause in eurer Stadt bleibt, daselbst ihr nicht das Auge so abzumühen habt, um eine Menge von übertünchten Steinhaufen mit einem Blicke zu überschauen, welche noch obendrauf zum größeren äußeren Vergnügen des Auges kunst- und prachtvoller erbaut sind als die Mir über alles widrigen Landpreßkammern (Gutsherrensitze), in welchen Menschen wohnen, welche sich darum für mehr als die andern Menschen halten, weil sie neben vielen tierischen Eigenschaften auch noch die der Blutegel und Vampire besitzen, vermöge welches traurigen Prädikates sie für nichts und wieder nichts ihren vermeintlichen Untertanen das Blut ihrer kärglichen Habseligkeiten ohne alles Bedenken abzapfen können.



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