Jakob Lorber: 'Himmelsgaben', Band 1


22] Daß mit der Zeit teils durch das Abspülen des weicheren Steines, teils durch einen schlamm- und lavaartigen Auswarf durch die Klüfte und Spalten, teils durch den Niederschlag von verschiedenen mineralischen Quellen diese schroffen Steinbrüche ausgefüllt worden sind und noch dazu von dem lange über denselben stehenden Gewässer gewisserart abgesänftet und abgerundet, wie auch mit allerlei Erdarten überzogen worden sind - das alles dürfte euch schon durch die vorhergehende Mitteilung, wenn auch nicht ganz, so doch schon ziemlich klar geworden sein.

23] Aber daß die Bildung dieser Gebirgsgegend um beinahe tausend Jahre älter ist als die der Choralpe und noch anderer bedeutender Berge im untern Teil eures Landes, seht, dieses durfte euch wohl nicht bekannt sein.

24] Aber, werdet ihr fragen, wie sollen wir das erkennen? - Die Antwort ist leicht und klar! Denn je dichter irgendeine Steinlagerung eines Berges ist und je mehr sie gebrochen und wieder mit Kalk zusammengefügt erscheint, desto älter ist auch eine solche Formation, da sie Spuren und deutlich leserliche Kennzeichen urzeitlicher, großer Zerstörungs-Szenen in sich birgt - wogegen die Formation solcher Berge wie die Choralpe und noch mehrere andere ihresgleichen feiner und sandiger in ihrem Getäfel ist. Und da dieselbe fast an gar keiner Stelle bedeutende, mit Kalk wiederverbundene Stellen aufzuweisen hat, sondern jeder Bruch ein neuer Bruch zu sein scheint und auch wirklich ist, so ist auch die Formation viel jünger und kann nicht eine urzeitliche, sondern nur eine vorzeitliche genannt werden.

25] Das Gestein eures Schloßberges ist älter als das der Choralpe und auch das der Kleinalpe, und so auch noch das Gestein anderer kleiner Hügel, die sich in euerer Nähe befinden, obschon die Bildung dieser Hügel viel jünger ist als die der sämtlichen Alpen. Aber was die Bildung dieser kleinen Hügel oft vor der der Alpen voraus hat, ist dieses, daß deren Gestein um vieles tiefer aus dem Innern der Erde gewaltsam heraufgehoben wurde als das Gestein der Alpen.

26] Das wäre nun die naturmäßige Bildung dieser Gebirge, wovon noch einige wenige pyramidenartige Hügel den nämlichen Ursprung haben, welcher klar und deutlich euch von Mir schon zu »Straßengel« bekanntgegeben wurde. Und solcher Berge gibt es allenthalben sehr viele. Besonders wo ihr bei solchen kleinen Hügeln Steinkohlen antreffen werdet, da könnt ihr beinahe allezeit versichert sein, daß ein solcher Berg meistens eine solche Entstehung zum Grunde hat, besonders wo sich die sogenannte Braunkohle vorfindet. Denn das beurkundet das hie und da noch unversehrte Holz, wo nur an der Rinde desselben wirkliche Verkohlungen ersichtlich sind, was von den die Wälder ergriffen habenden Feuerhosen herrührt. Jedoch was die Schwarzkohle betrifft, so rührt diese teils noch von der Noahischen Sündflut her, teils durch später erfolgte vulkanische Eruptionen, teils aber auch durch Bergabstürze und große Erdlawinen, welche in früherer Zeit umso häufiger stattfanden, je höher noch die Fluten an die Berge hinaufreichten und sie ihrer Vegetation beraubten.



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