Jakob Lorber: 'Gesundheitspflege und Heilung'


Über den Heilmagnetismus (12.07.1841)


Inhaltsübersicht:

JL.HeiG.093,02] Antwort auf die Fragen:


Warum vermögen sich magnetisierte Personen im wachen Zustand der Ereignisse und Reden, die sie im magnetischen Zustande erlebten oder selbst taten, nicht zu erinnern? (JL.HeiG.094,01)

01] Der Herr: Wenn ihr die Mitteilungen sowohl aus dem Gebiete der »Zwölf Stunden« wie auch diejenigen im Anschluß zum »Mond« sowie die viel früheren über die beiden Pole der Erde genau in vergleichende Erwägung zieht, so dürftet ihr beinahe selbst finden, daß einige dieser Fragepunkte überflüssig sind - so zum Beispiel: Warum sich Magnetisierte in ihrem wachen Zustande alles dessen nicht erinnern können, was sie in ihrem isolierten, seelenwachen Zustand getan und gesprochen haben.

Treten magnetisierte, somnambule Personen in scheinbaren oder in wirklichen Verkehr mit solchen von der Welt abgetretenen, in die Seligkeit eingegangenen Menschen? (JL.HeiG.094,02)

02] Ebenso (überflüssig) ist auch die Frage, ob magnetisierte Personen in wirklichen oder Scheinverkehr mit den Abgeschiedenen treten. Denn was soll hier das »scheinbar« oder »wirklich« besagen? Oder vermögt ihr in eurem körperlichen Zustand entweder in eine wirkliche oder scheinbare Verbindung einzutreten? Wenn aber ihr dieses nicht vermögt, wie soll es die Seele vermögen, die da ist ein wohlbereitetes Aufnahmegefäß, vermöge dessen sie nur imstande ist, das aufzunehmen, was ihr wirklich entgegenkommt, nicht aber auch das, was ihr nicht entgegenkommt. Solange sie im Körper ist, mag sie wohl scheinbare Bilder, welche in dem Gedächtnis haften, beinahe für wirkliche aufnehmen. Allein selbst bei dieser Aufnahme, so ihr die Sache tiefer beleuchten wollt, hat es mit dieser Scheinbarkeit einen bedeutenden Ungrund. Denn fragt euch selbst: Woher rührt denn das Bild im Gedächtnis? Und die Antwort, die ihr euch selbst geben müsst, kann keine andere sein, als daß ihr sagt: Es rührt von einer Wirklichkeit her. Ja selbst wenn die Seele gewisserart phantastische Bilder in sich erschaut, die in der Wirklichkeit nirgends vorhanden sind, da werdet (zwar) ihr sagen: Es müssen doch nur lauter nichtssagende Scheinbarkeiten sein. Ich aber sage euch, daß diese Behauptung einen doppelten Ungrund hat. Denn fürs erste kennt ihr die Formationen und all die zahllos vielen Gebilde in eurer Körperwelt noch durchaus nicht (wie zum Beispiel jene euch zunächstliegende, für euch aber gewiß überwunderbare Bildung auch nur eines einzigen Haares auf eurem Haupte) -, um wieviel weniger erst jene unendlichen Mannigfaltigkeiten in der kleinen, ursprünglichen Tierwelt.

JL.HeiG.095,01] Wenn nun die Seele eines feiner organisierten Menschen gewisserart leidend - ohne zu wissen wie und woher - zur Anschauung solcher in der Wirklichkeit vorhandenen Formen gelangt, sagt, rühren diese nun von einer phantastischen Scheinbarkeit oder von einer unphantastischen Wirklichkeit her? Und fürs zweite, so die Seele aus den vorhandenen Wirklichkeits-Abdrücken in sich neue Bilder zusammenstellt, rühren diese von einer Scheinbarkeit oder Wirklichkeit her? So ihr dieses nur ein wenig durchdenkt, so wird es euch ja augenblicklich klarwerden müssen, daß aus nichts durchaus nichts gemacht werden kann. Oder könnt ihr wohl behaupten, daß ein Spiegel auch imstande sei, irgendein formelles Gebilde (das gar nicht existiert) auf Augen zu werfen? Die Unmöglichkeit werdet ihr sicher ohne weitere Erklärung einsehen.

02] So aber die Seele als Aufnahmegefäß gleich ist einem nach allen Seiten überaus fein polierten Spiegel, woher und wodurch soll sie dann in Konflikt mit allerartigen Wesen treten, wenn diese ihr nicht irgend in aller Wirklichkeit objektiv begegnen werden? Solches wäre unmöglicher, als daß jemand von seinen eigenen Gedanken aussagen möchte, er habe manchmal wirkliche, manchmal bloß scheinbare Gedanken. Ich aber sage euch: Wer da vermöchte scheinbare und wirkliche Gedanken voneinander wohlbegreiflich abzusondern, den müßte Ich ins uralte Testament, und zwar in die Gesellschaft des Adam verweisen, und zwar in jene Zeitperiode, da Adam, durch die Lüge der Schlange verleitet, weiser und verständiger werden wollte als Ich Selbst.

War den alten jüdischen und christlichen Völkern der Magnetismus bekannt? (JL.HeiG.095,03)

03] Aus diesem mögt ihr wohl hinreichend entnehmen, daß die dritte Frage ein wenig aus hohler Luft gegriffen ist. Und so ist auch die fünfte Frage ein wenig verdächtig, wenn ihr bedenkt, daß der sogenannte (Heil)Magnetismus oder vielmehr das sogenannte magnetische Fluidum nichts anderes ist als Mein alles gestaltender, ordnender und erhaltender Liebe-Wille.

04] Wenn ihn die Alten auch nicht unter diesem neuerschaffenen, »wissenschaftlich« törichten Namen kannten, so kannten sie ihn aber der Natur und der Wahrheit nach unvergleichlich besser als die gesamte gegenwärtige Generation der Erde.

05] Was waren denn jene euch mehr oder weniger bekannten Wundertaten des Geistes von seiten der alten, frommen Patriarchen und Seher? Was waren die von Mir den Aposteln, Meinen ersten Nachfolgern, befohlenen Handauflegungen zur Heilung der Kranken in aller Liebe und lebendigen Glaubensfestigkeit? - Seht, diese waren nichts anderes als im vollsten Sinne das, was ihr heutzutage - unverständig genug - »Magnetismus« nennet!

JL.HeiG.096,01] Wenn ihr die Sache so recht vom Grunde aus verstehen wollt, so denkt euch Mich Selbst als den Grundmagnetiseur.

Welche Menschen besitzen die Gabe, zu magnetisieren? Welche sind magnetisierbar? Und wie ist die Gabe zu erlangen? (JL.HeiG.096,02)

02] Wenn ihr nun fragt, welche Menschen das Vermögen haben zu magnetisieren, so wird sich etwa doch die Antwort von selbst geben, daß nur diejenigen Menschen, welche entweder durch die Liebe oder wenigstens durch den Glauben mit dem Grundmagnetiseur in Verbindung stehen, auch nach dem Grade der Liebe oder des Glaubens nur allein fähig sind, die Hände auf ihre Brüder zu legen und sie dadurch zu heilen von jeglicher Krankheit.

03] Freilich gibt es auch Menschen, die - ohne Verbindung mit Mir durch die Liebe oder den alleinigen Glauben - eines festen Willens sind, sei es zum Guten oder zum Bösen (Hexerei), welche Menschen auch mit Recht Eigenwillige oder in arger Hinsicht auch Eigensinnige genannt werden können. Dieser Eigenwille ist das gewöhnliche Produkt von irgendwelchen Begründungen. Und je wonach oder worin sich ein Mensch also begründet hat, danach richtet sich auch unabänderlich sein Wille und sein Sinn. Ist eine solche Begründung mehr gestellt auf irgendetwas aus Meinem Worte unrichtig Aufgefaßtes, so kann ein solcher Mensch zwar auch die andern Menschen magnetisch behandeln und sie unterziehen der Kraft seines Willens und dem auf demselben gefesteten Glauben; allein ein solches sogenannte Magnetisieren bewirkt nur die euch bekannten Erscheinungen in diesem Fache, wodurch die beabsichtigte Heilung entweder nur sehr langsam und selbst da nicht durch das eigentliche Auflegen der Hände, sondern mittels der Beihilfe von selbstverordneten Medikamenten vor sich geht, welche aber wieder eben nur durch den Glauben eine halbe Wirkung hervorbringen. Aus diesem aber könnt ihr ersehen, daß Menschen von einem gewissen festen Willen von Mir gewisserart unabhängig solche Handlungen begehen und verrichten können - aber, »wie die Kraft, so der Effekt!«

04] Nach diesem Maßstabe haben dann wohl freilich nur gewisse Menschen die Fähigkeit zu magnetisieren. Aber auf dem Wege der Wahrheit kann solches ein jeder, der mit Mir in Verbindung steht. Ebenso sind auch für solche »Halbmagnetiseure« nur gewisse Menschen magnetisierbar, und zwar nur solche, welche von mehr schwacher Bildung sind und auch einen sehr schwachen Willen besitzen, ja manchmal sogar gänzlich willenlos sind und lediglich von dem Willen des Magnetiseurs abhängen.

01] Wenn da ein solcher Magnetiseur oder besser »Eigenwillensstreicher« sich in seiner Willensstreicherei von der betreffenden Person entfernt oder nach eurem Kunstausdruck »sich außer Rapport stellt oder sich wenigstens stellen möchte, so ist dann eine solche bestrichene (Person) elend (daran, und zwar) wenn sie stark bestrichen worden wäre, daß dadurch ihre Seele vermöge der Überfüllung notgedrungen aus dem Körper treten müßte und dann bei solcher Rapportauflösung nicht mehr in den Leib zurückkehren würde, und würde sie sich zurückbegeben, so träfe sie ein für allemal einen zehnmal geschwächteren Leib, als sie ihn früher hatte. Wenn aber der Magnetiseur ihr nur wenige Striche gegeben hätte und sich darauf absonderte, so ist eine solche Behandlung so gut wie gar keine und gleich einer Liebeserklärung an ein Mädchen, das der Erklärende gleich nach der Zusage wieder sitzen läßt.

02] Menschen aber, welche an und für sich auch einen ziemlich festen Willen besitzen, werden von einem solchen Magnetiseur entweder ganz fruchtlos behandelt, oder er bringt solche Patienten kaum zum Gähnen, und zwar aus diesem Grunde, weil ein jeder Wille in einer gewissen eigenen Überzeugung, ob richtig oder falsch, sich begründet und dadurch seine Organe in Tätigkeit setzt, ein jeder Wille aber, wenn er nicht mit dem Meinigen in Verbindung steht, ein eigener und eigentümlicher ist. Wenn nun der Magnetiseur bei seiner Behandlung auf einen solchen, seinem Willen entgegenstrebenden Willen stößt, so ist dann das beabsichtigte Faktum ein fehlgeschlagenes und kann sogar auf den unklugen Magnetiseur eine sehr nachteilige Rückwirkung haben, besonders bei solchen Personen, die entweder von sehr sinnlicher Natur sind (welche von einer inneren stummen Besessenheit herrührt), oder aber besonders dann, wenn die zu magnetisierende Person gar von offenbar bösen Geistern besessen ist.

03] Wenn aber der Magnetiseur durch Mich seine Hände auflegt und Meinen allmächtigen Willen »durch sich fließen läßt«;, so braucht er, mag was immer für ein Mensch ihm zur Heilung vorgelegt werden, ihm nicht auch nur einen Strich zu geben, sondern nur lediglich seine gereinigten Hände dem Kranken in Meinem Namen aufzulegen, und es wird schon auf dem Wege des alleinigen Glaubens besser mit dem Kranken. Wer aber solches tut aus der lebendigen Liebe, bei welcher der allerlebendigste Glaube schon ohnehin von selbst sich versteht, wahrlich, sage Ich euch, da mag Luzifer selbst jemand geistig und leiblich plagen, so wird er ihn aber doch schon sogar durch den Blick und durchs Wort - vor der Händeauflegung - verlassen müssen. Ein solcher eigentlicher Magnetiseur kann nicht nur allein jeden Kranken heilen, sondern wenn es zur Verherrlichung Meines Namens nötig ist, auch Tote erwecken.

Ist es recht, daß manche Regierungen das Magnetisieren verbieten? Wäre nicht vielmehr eine größere Verbreitung desselben für die Menschheit, und unter welchen Bedingungen, wünschenswert? (JL.HeiG.098,01)

JL.HeiG.098,01] Wenn ihr nun dies alles recht betrachtet, so ist dadurch auch die letzte Frage schon wie völlig gelöst. Freilich was den Eigenwillens-Magnetismus anlangt, da sage Ich: Es ist in jeder (guten) Hinsicht doch immer etwas besser als gar nichts; aber in arger Hinsicht besser nichts als etwas. Denn eine arge Magnetisierung ist um nichts besser als ein zeitweiliges Besessenmachen von einem argen Geiste, wogegen die bessere Art (des Magnetismus), wenn sie nur ein wenig mit Mir in Verbindung tritt, doch wenigstens nach und nach der gar blinden Menschheit zeigt fürs erste, daß außer den Kräutern noch bessere Heilkräfte wirken, und fürs zweite, daß in dem Menschen eine unsterbliche Seele und ein unsterblicher Geist wohnen. Und in dieser Hinsicht ist es höchst unbillig, aus was immer für einem läppischen Grunde solches in einem Staate zu verbieten.

02] So aber jemand eine solche Eigenschaft aus Mir besitzt, der lasse sich nicht abschrecken von der weltlichen Gewalt, sondern glaube fest, daß er im Besitze Meines mächtigen Willens noch Größeres zu leisten imstande ist, als allein Kranke gesund zu machen und bei außerordentlichen Fällen auch Jüngstgestorbene ins Leben zurückzurufen.

03] Wie aber irgendein Künstler sich von einem Orte entfernt, da er keinen Kunstsinn antrifft, desgleichen tue um so mehr ein Gnadenbegabter. Denn eine solche Gnade ist doch sicher über alle Kunst erhaben. - Am besten aber ist für diese Zeit, daß jeder das Gute übe im Verborgenen, um Ärgernis zu vermeiden. Daher wirket das Gute im Verborgenen und fürchtet nicht die Blindheit der Menschen, die euch schwerer verfolgen, als ihr ihnen entgehen könnt. Denn Ich will den Schall eurer Tritte, so ihr euch gegen Morgen wendet, also leiten, daß er den Blinden ans Ohr gelange, als käme er vom Abende; und da mögt ihr vor wirksamen Nachstellungen der Blinden wohl sicher sein.

JL.HeiG.099,01] Überdenkt alles dies und fasst es gläubig tief in euer liebendes Herz; dann werdet ihr erst völlig begreifen, und zwar in der Tat, was ihr jetzt im Worte vernommen habt. Amen. - Dieses sagt euch der große Grundmagnetiseur. - Amen.



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