Jakob Lorber: 'Die Haushaltung Gottes', Band 3


Kapitelinhalt 11. Kapitel: Ghemelas überschwenglicher Dank und Gottes Rede über den hohen Wert der Liebe. Eine Verheißung an Ghemela und Pura als zukünftige Maria. Puras Entrückung. (07.04.1843)

01] Als die Ghemela solches vom Zuriel vernommen hatte, da ward sie überaus heiter und fröhlich und ging alsogleich hin zum Herrn Himmels und der Erde, dankte, lobte und pries Ihn in ihrem brennenden Herzen für solche große Gnade, daß Er ihr es hat so seligst erfahren lassen, wie das Leben des Geistes also völlig gleiche dem Leben eines noch auf der Erde im Fleische lebenden Menschen, der da ist in der vollen Liebe zu Ihm, dem heiligen, aller Liebe und Erbarmung vollsten Vater.

02] Und der Herr wandte Sich zu ihr: »Ja, also ist es bei den Menschen: Die da viel empfangen, sind undankbarer als jene, die da wenig empfangen! Siehe, die Gnade, die dir zuteil ward, ist allen hier im überschwenglichen Maße zuteil! Sie haben an Meinem Tische gespeist, während du mit deiner kleinen Gesellschaft dich drüben am Herde befandest und bis jetzt noch keinen Bissen von Meinem Tische erhieltest; aber noch keiner kam, dir gleich, von Liebe getrieben zu Mir!

03] Ich sage dir aber: Mein Herz ist der beste Tisch! Hast du auch nicht am Tische gespeist, so sollst du aber nun an Meinem Herzen speisen; und diese Kost ist denn doch wohl noch ums unvergleichbare besser und sättigender als jede andere noch so wohlgekochte!

04] Wahrlich, sage Ich dir, Meine geliebte Tochter, die Liebe im Herzen eines Kindes zu Mir, dem Vater, ist mehr wert als alle noch so erhabene Weisheit und alle erdenkliche Wissenschaft!

05] Denn wer die Liebe hat, der hat alles; wer aber die Liebe allein nur der Weisheit, der Wissenschaft und der Stärke wegen hat, der soll auch haben, was er haben will; aber wie du jetzt und allezeit soll er dennoch nicht haben Mein Herz!

06] Glaube Meinem Worte, du Menschengeschlecht auf der Erde: So dir mehr liegt an der Erfahrung der Dinge als an Meiner Vaterliebe, da wird es wohl geschehen, daß du mit deiner mächtigen Weisheit die Armut unterjochen wirst; aber dann sollst auch du von Mir unterjocht werden, und Ich werde da deiner nicht schonen und werde dich nicht hätscheln!

07] Aber dich, du Meine Ghemela, werde Ich schonen und werde dich erhalten fürder und fürder; ja, deine Frucht soll ein neuer Vater der Menschen auf Erden werden, und dein Blut soll dereinst erfüllen den ganzen Erdkreis!«

08] Hier stürzten auch die andern weiblichen Wesen hin zum Herrn und baten Ihn um Vergebung, darum sie es versäumt hätten, das zu tun, was die Ghemela getan hatte.

09] Ganz besonders aber fing die arme Pura an zu weinen und wußte sich aus lauter Angst und Traurigkeit nicht zu helfen.

10] Der Herr aber bog Sich alsogleich zur Erde nieder, hob sogleich alle auf und nahm die arme Pura auf den Arm und sagte dann zu ihr: »O weine nicht, du Mein Töchterchen; denn du hast wohl am wenigsten Ursache dazu! Ich weiß gar wohl, wie du Mich liebst; daher sei heiter, denn du und die Ghemela seid Mir so nahe wie Mein ewig allmächtig eigenes Herz!

11] Dir, Ghemela, gebe Ich ein neues Geschlecht, und dir, Pura, gebe Ich Mein lebendiges Wort! Also wirst du bestehen im Geiste ein lebendig Fleisch und wirst in der Zeit der Zeiten im Fleische nicht mehr gezeugt werden, sondern hervorgehen aus einem gezeugten Fleisch ein ungezeugtes Fleisch und aus dir ein lebendiges Fleisch, das da sein soll ein künftiger Grund alles Lebens. Daher sei ruhig und heiter; denn Ich habe dich endlich und unendlich lieb, da außer Mir wohl weder im Himmel noch irgend auf Erden jemand herrlicher und schöner ist als du!

12] Siehe aber, dort an der Schwelle der Hütte harrt jemand deiner! Es ist dein irdisch gewesener Zeuger; diesem folge! Sein Name ist Gabriel. Er wird dich bringen in Meine Himmelswohnung, allda du beständig um Mich sein sollst bis zur Zeit der Zeiten. Was dann, - solches wirst in Meinem großen Vaterhause du erfahren! Amen.«

13] Die Pura aber umklammerte mit ihren Armen den Herrn und wollte nicht von Ihm.

14] Aber Er sagte zu ihr: »Mein Töchterchen, wohin dich der Gabriel bringen wird, da wirst du nicht warten auf Mich; denn ehe du dort sein wirst, werde Ich es sein und werde dir entgegenkommen und dich dann Selbst führen in Mein Haus. Also gehe nur getrost; denn Ich werde Mein Wort sicher halten! Amen.«

15] Hier drückte die Pura noch einmal sichtbar des Herrn Haupt an ihre Brust und ward dann nicht mehr gesehen; denn des Herrn Engel brachte sie ins Haus des Herrn mit vergeistigtem Fleische. Das Haus des Herrn aber ist die Liebe des Vaters.

16] Auch die Mira, die Purista und die Naeme weinten noch stehend; aber der Herr sättigte sie bald mit Seiner Liebe und segnete sie.

17] Aber eine große Sensation hatte diese Rede und Handlung des Herrn bei den Vätern hervorgebracht, darob auch bis auf den Henoch sie alle dastanden wie leblose Bildsäulen und keiner sich auch nur mit einer Silbe etwas zu reden getraute; denn alle haben sich gar getroffen gefühlt, indem in ihnen bei der Erschauung der Tiefe allerlei heimliche Pläne haben aufzusteigen begonnen.



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