Jakob Lorber: 'Die Haushaltung Gottes', Band 3


Kapitelinhalt 10. Kapitel: Ghemelas Fragen über das Leben im Diesseits und das Jenseits. Antwort des Geistes Zuriel. (06.04.1843)

01] Es fragte aber darauf auch die Ghemela ihren Vater Zuriel, ob es viel Unterschiedes sei zwischen dem Leben dieser Welt und dem Leben des Geistes, und ob der Geistmensch wohl auch sehen könne die naturmäßige Welt und jene Menschen, die da noch im Leibe auf ihr leben.

02] Und der Zuriel erwiderte ihr: »Höre, du Tochter des Herrn, das ist etwas Eitles der Frage! Das Leben ist allenthalben ein und dasselbe, und es kann in sich da kein Unterschied sein zwischen Leben und Leben, wenn dasselbe ein Leben aus dem Herrn ist; ist aber das Leben nicht aus dem Herrn, dann ist es auch kein Leben mehr, sondern ein barster Tod, der sich seiner selbst wohl auch bewußt ist, aber das Bewußtsein ist nur ein Eigentrug, indem alles das, dessen sich ein Toter bewußt ist, also gestaltet ist wie ein arger, nichtig eitler Traum, da seine Welt kein Grund und all sein Besitz nichtiger ist denn ein allerlosester Schaum!

03] Du mußt hier aber nicht etwa die Materie der Dinge betrachten, als wäre sie tot, da sie für dich kein Bewußtsein äußert; denn diese ist nicht tot, indem in ihr gar mächtige Kräfte walten und sie selbst nichts anderes an und für sich ist als ein Ausdruck der sich allenthalben äußernden göttlichen Willenskraft und Macht, sondern als tot mußt du dir nur das vorstellen, was zufolge der vom Herrn erhaltenen Willensfreiheit vom Herrn sich möglicherweise eigenwillig getrennt hat und dann fortbestehen will ohne Gott aus eigener Kraft.

04] Es besteht zwar zufolge der göttlichen Liebe und Erbarmung wohl fort, aber wie entsetzlich, - das ist ein ganz anderer Satz.

05] Aus dem aber kannst du, meine Tochter im Herrn, schon schließen, daß das eigentliche Leben sich überall und unter allen Umständen auf eine und ganz dieselbe Weise ausspricht.

06] Kannst du solches noch nicht völlig erfassen, da siehe nur hin auf den Herrn! Siehe, Er ist in Sich das vollkommenste Leben alles Lebens; aus Ihm ist all unser Leben! Findest du einen Unterschied zwischen Ihm und mir?

07] Du sagst: ,Dem erscheinlichen Wesen nach keinen!'

08] Gut, sage ich dir; darin aber liegt ja die völlige Beantwortung deiner Frage! Merke es nur: wir sind, was wir sind, aus Gott dem Herrn; unser alles ist Sein völliges Ebenmaß!

09] Also ist auch ganz sicher unser Leben Sein Leben, und wir mögen leben, wann und wo wir wollen, - sobald wir den Grund des Lebens erschauen und begreifen, so wir unser Herz nach Ihm gewendet haben, so leben wir schon ein vollkommenes Leben, ob noch im fleischlichen Leibe, oder ob im reinen Geiste, das ist kein Unterschied!

10] Ob der reine und ledige Geist aber auch die naturmäßige Welt und alles, was auf ihr ist, sehen kann, siehe, meine liebe Tochter im Herrn, das ist wohl eine sehr überflüssige Frage! Wenn sich das eigentliche Leben allenthalben völlig gleich ist, so wird da wohl das Schauen keinen Unterschied machen!

11] Frage dich aber, ob du die Welt mit deinem Fleische, welches an und für sich nur eine ganz unempfindliche Materie ist, oder mit deinem Geiste aus deinem Fleische heraus schauest!

12] Siehe, dir geht jetzt ein Licht auf! Also, wenn dein mit der Materie umhüllter Geist die Dinge schauen kann, da wird solches wohl auch der reine, freie Geist imstande sein, wenn es der Herr haben will!

13] Wenn es aber der Herr nicht haben will, so vermag weder der freie noch der gefesselte Geist etwas zu erschauen; denn wie der Herr dem Leibe die Sehe nehmen kann, also kann Er es auch dem Geiste.

14] Wie du aber nun nach dem Willen des Herrn erschauest die geistige und die natürliche Welt, also sehe ich jetzt, wie allzeit, wenn es der Herr will, und wenn es nötig ist, auch beides!

15] Wenn wir Geister aber bestimmt sind, mit großer Liebesmacht aus dem Herrn den Welten zu dienen, sage mir dann, wie solches möglich wäre, so wir das nicht angesichts (das heißt sichtbar vor Augen) hätten, dem wir dienen sollen!

16] Du siehst jetzt die Materie durch und durch, du kannst mich, einen Geist, erschauen, also kann ich auch dich erschauen, - und also ist kein Unterschied zwischen dem wahren Leben und Leben!

17] Es ist zwar ein Unterschied nun zwischen mir und dir, und dieser Unterschied liegt in deinem Fleische, welches keiner geistigen Bewegung fähig ist und nicht einen so schnellen Ortswechsel machen kann; aber dennoch liegt es in deinem Geiste, solches zu denken und lebendig zu fühlen!

18] Siehe, das ist aber auch alles, was dir vorderhand zu wissen notwendig ist! So du selbst stets tiefer in deinen Geist gehen wirst, da wirst du alles dieses noch in deinem Leibe lebendigst erfahren. - Solches wünsche ich dir auch von ganzem Herzen im Namen des Herrn! Amen.«



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