Jakob Lorber: 'Die geistige Sonne' (Band 2)


Kapitelinhalt 121. Kapitel: Jedes Leben hat von Jesus bestimmte Wege.

(Am 6. Dezember 1843, von 4 1/4- 5 1/4 Uhr Abends.)

Originaltext 1. Auflage 1870 durch Project True-blue Jakob Lorber

Text nach 6. Auflage 1976 Lorber-Verlag

01] Hat ein solcher Gast eine solche Scene von einer seiner Hauptleidenschaften durchgemacht, so wird er dann gewöhnlich voll Eckels gegen solch' ein flüchtiges Vergnügen, indem er sich dabei überzeugt, daß daran nichts Reelles ist. - Solches müßt ihr wissen, daß solche Geister auch jenseits den Beischlaf pflegen; aber sie empfinden statt des Lustreizes einen sehr bedeutenden Lustschmerz, und diese Eigenthümlichkeit macht ihnen um so eher eine solche Leidenschaft zum Eckel.

02] Ist aber eine solche Leidenschaft auf diese Weise besiegt, dann sucht der Geist in sich etwas Anderes, was ihm sonst irgend auf der Welt Vergnügen machte; z. B. ein Spiel; - ist das der Fall, so sehnt er sich nach einer Spielgesellschaft. Auch diese wird ihm gewährt; er kommt unter bekannte Freunde, und ihr erstes Zusammenkommen verlangt nichts Anderes, als die schnelle Arrangirung eines Spieles. - Und sobald wird er in den Zustand versetzt, in welchem er alles das findet, was zum Spiele, wie in seinem eigenen Hause auf der Welt, vonnöthen ist - Karten, Geld u. d. g. wie sich's gehört. - Das Spiel beginnt; endet aber dann gewöhnlich mit der gänzlichen Verspielung seines Geldes und seines Hauses. - Daß er dadurch wieder einen Haß auf das Spiel bekommt, versteht sich leichtlich von selbst; aber leider auch dabei auf die Spieler, die ihm Alles abgenommen haben. - Aber da sind eben wieder unsere Leiter sogleich bei der Hand, zeigen ihm das Nichtige seiner Leidenschaft und wie er sich durch dieselbe von Gott stets mehr und mehr entfernt, statt daß er sich Ihm nähern sollte;

03] und auf diese Weise taucht in unserem neuen Gaste Alles wieder auf, was er von seinen Kinderjahren an getrieben hat. Selbst die Musik, wenn sie eine mehr sinnliche Leidenschaft ansmacht und mehr von dem Betreiber derselben als eine mit Hochmuth verbundene Gewinnsache betrieben ward, kommt dort in gleicher Reihe als böse Leidenschaft vor, und wird auf die gleiche Weise hinaus gearbeitet. - Auch die Malerei und Poesie, kurz Alles, was den Menschen auf der Welt bei irgend einem Grade von Vorzüglichkeit zu einem Hochmuthseigendünkel verleitet hat, muß auf eine ähnliche Weise hinaus geschafft werden.

04] Aber solches Alles muß der Geist am Ende freiwillig thun; denn Niemand wird je zu Etwas auf was immer für eine Weise gezwungen und gewisserart gerichtet, sondern er selbst muß sich selbst zwingen und sich selbst richten!

05] Und Das ist eben dann das Geschäft vorzugsweise dieser leitenden Engelsgeister, daß sie jeden Neuangekommenen nach und nach vollkommen in sich selbst führen, und ihm allda Alles finden lassen, was er nur immer durch sein ganzes Erdenleben in sich aufgenommen hat; und zwar zuerst das Gröbere, und hernach das Feinere.

06] So Mancher, besonders Römischgläubige wird das nicht sehr billig finden; denn für's Erste will er von den gebeichteten Sünden nichts mehr wissen, und für's Zweite glaubt er an ein besonderes Gericht, welches der Herr mit jedem Verstorbenen gleich nach dem Tode insbesondere vornimmt.


07] Der wird das nicht leichtlich annehmen, daß der Herr nie Jemanden richtet, und schon am allerwenigsten in der Geisterwelt. Eher noch wäre Solches auf der materiellen Welt anzunehmen, wenn man die so mannigfachen Züchtigungen gottvergessener Menschen als ein Gericht annehmen will. - Seine That aber ist hernach erst der Richter; denn wie seine Liebe ist, so ist seine That, und so auch sein Leben;


08] nur das Einzige ist vom Herrn von Ewigkeit fest bestimmt, daß ein jedes Leben seine bestimmten Wege hat, über die es ewig nimmer hinaus kann. - Diese Wege aber sind so intim mit der Natur des Lebens verflochten, daß sie eben mit dem Leben selbst das Leben ausmachen; und würde man Jemanden einen solchen Weg abschneiden, so schneidet man ihm seine Freiheit und somit auch sein Leben ab, - und ein solcher Abschnitt wäre so ganz eigentlich ein Gericht, welches jedem Geiste den Tod brächte.

09] Zugleich aber wäre der Herr Selbst nicht mehr vollkommen frei, so Er auch nur einem einzigen Geiste die volle Freiheit nähme; so wie ein Weltrichter schon dadurch nicht mehr frei ist und sich selbst gerichtet hat, sobald er nur einen Menschen in's Gefängniß verurteilt hatte. Denn ist er auch sonst in seinem Wirken frei, so ist er aber schon bei diesem Einzigen beschränkt; denn so gut dieser im Gefängnisse schmachtet, schmachtet auch das Urtheil des Richters mit, und darf nicht eher aus dem Gefängnisse, als der Gefangene selbst. - In der materiellen Welt nimmt sich eine solche Gefangenschaft freilich nicht sehr evident aus, aber desto evidenter und effectvoller wird sie in der geistigen Welt.

10] Wohl aber hat der Herr einem jeden Haupt- und Grundleben ein vollkommen entsprechendes Ziel gesetzt, und das zwar zufolge Seiner unendlichen Liebe und Erbarmung; und dieses Ziel ist eben wieder kein Gericht, sondern nur ein Sammelpunkt, wo ein jeder Geist sein zerstreutes Leben und den Effeet desselben vollkommen wieder finden soll. Desgleichen ein Ziel ist die Hölle sowohl, wie der Himmel; und die Geister einem oder dem anderen Ziele zuzuführen in ihrer vollen Freiheit, macht sonach das Hauptgeschäft unserer bekannten Engelsgeister im Mittelreiche aus.

11] Wie diese Führung geschieht, haben wir bereits gesehen; und was hernach mit dem geführten Geiste geschieht, wissen wir auch; und so bleibt uns nur noch übrig zu erfahren, was nach dieser Arbeit unsere leitenden Geister für ein anderes Geschäft überkommen.

01] Hat der Gast eine solche Szene einer seiner Hauptleidenschaften durchgemacht, so wird er dann gewöhnlich voll Ekels gegen solch ein flüchtiges Vergnügen, indem er sich dabei überzeugt, daß daran nichts Reelles ist. Ihr müsset wissen, daß solche Geister auch jenseits den Beischlaf pflegen; aber sie empfinden statt des Lustreizes einen sehr bedeutenden Lustschmerz, und diese Eigentümlichkeit macht ihnen um so eher ihre Leidenschaft zum Ekel.

02] Ist aber eine solche Leidenschaft auf diese Weise besiegt, dann sucht der Geist in sich etwas anderes, was ihm sonst auf der Welt Vergnügen machte, z.B. ein Spiel. Ist das der Fall, so sehnt er sich nach einer Spielgesellschaft. Auch diese wird ihm gewährt. Er kommt unter bekannte Freunde, und ihr erstes Zusammenkommen verlangt nichts anderes, als die schnelle Arrangierung eines Spieles. Und alsbald wird er in den Zustand versetzt, in welchem er alles das findet, was zum Spiele wie in seinem eigenen Hause auf der Welt vonnöten ist: Karten, Geld u. dgl. m. Das Spiel beginnt, endet aber dann gewöhnlich mit dem Verlust seines ganzen Geldes und seines Hauses. Daß er dadurch einen Haß auf das Spiel bekommt, versteht sich von selbst; aber leider dabei auch auf die Spieler, die ihm alles abgenommen haben. Aber da sind wieder unserer Leiter sogleich bei der Hand, zeigen ihm das Nichtige seiner Leidenschaft und wie er sich dadurch von Gott mehr und mehr entfernt, anstatt sich ihm zu nähern.

03] Auf diese Weise taucht in unserem neuen Gaste wieder alles das auf, was er von seinen Kinderjahren an getrieben hat. Selbst die Musik, wenn sie eine mehr sinnliche Leidenschaft ausmacht und mehr als eine mit Hochmut verbundene Gewinnsache betrieben wurde, kommt dort in gleicher Reihe als böse Leidenschaft vor und wird auf die gleiche Weise hinausgearbeitet. Auch die Malerei und Poesie, kurz alles, was den Menschen auf der Welt bei irgendeinem Grade von Vorzüglichkeit zu einem Hochmutseigendünkel verleitet hat, muß auf eine ähnliche Weise hinausgeschafft werden.


04] Aber solches alles muß der Geist am Ende freiwillig tun, denn niemand wird je zu etwas auf was immer für eine Weise gezwungen und gewisserart gerichet, sondern er selbst muß sich zwingen und sich selbst richten!

05] Und das ist eben dann vorzugsweise das Geschäft dieser leitenden Engelsgeister, daß sie jeden Neuangekommenen nach und nach vollkommen in sich selbst einführen und ihn allda alles finden lassen, was er durch sein ganzes Erdenleben nur immer in sich aufgenommen hat, und zwar zuerst das Gröbere und hernach das Feinere.

06] So mancher, besonders der Römischgläubige (Katholik) wird das nicht sehr billig finden, denn fürs erste will er von den gebeichteten Sünden nichts mehr wissen, und fürs zweite glaubt er an ein besonderes Gericht, welches der Herr mit jedem Verstorbenen gleich nach dem Tode insbesondere vornimmt.

07] Er wird das nicht leichtlich annehmen, daß der Herr nie jemanden richtet und am allerwenigsten in der Geisterwelt. Noch eher wäre solches auf der materiellen Welt anzunehmen, wenn man die mannigfachen Züchtigungen gottvergessener Menschen als ein Gericht annehmen will, aber in der Geisterwelt hört das alles auf. Der Geist ist vollkommen frei und kann tun, was er will. Seine eigenen Taten aber sind hernach erst sein Richter, denn wie seine Liebe ist, so sind seine Taten, und so auch sein Leben.

08] Nur das Einzige ist vom Herrn von Ewigkeit fest bestimmt, daß ein jedes Leben seine bestimmten Wege hat, über die es ewig nimmer hinaus kann. Diese Wege aber sind so intim mit der Natur des Lebens verflochten, daß sie eben mit dem Leben selbst das Leben ausmachen. Würde man jemandem einen solchen Weg abschneiden, so schnitte man ihm seine Freiheit und somit auch sein Leben ab. Ein solcher Abschnitt wäre so ganz eigentlich ein Gericht, welches jedem Geiste den Tod brächte.


09] Zugleich aber wäre der Herr Selbst nicht mehr vollkommen frei, so Er auch nur einem einzigen Geiste die volle Freiheit nähme; so wie ein Weltrichter schon dadurch nicht mehr frei ist und sich selbst gerichtet hat, sobald er nur einen Menschen ins Gefängnis verurteilt. Denn ist er auch sonst in seinem Wirken frei, so ist er aber schon bei diesem einzigen beschränkt; denn so gut dieser im Gefängnisse schmachtet, schmachtet auch das Urteil des Richters mit und darf nicht eher aus dem Gefängnisse als der Gefangene selbst. In der materiellen Welt nimmt sich eine solche Gefangenschaft freilich nicht sehr einleuchtend aus, aber desto einleuchtender und wirkungsvoller wird sie in der geistigen Welt.

10] Wohl hat der Herr einem jedem Haupt und Grundleben ein vollkommen entsprechendes Ziel gesetzt, und zwar zufolge Seiner unendlichen Liebe und Erbarmung; und dieses Ziel ist eben wieder kein Gericht sondern nur ein Sammelpunkt, wo ein jeder Geist sein zerstreutes Leben und dessen Wirkung vollkommen wiederfinden soll. Solch ein Ziel ist die Hölle sowohl wie der Himmel und die Geister in ihrer vollen Freiheit, einem oder dem anderen Ziele zuzuführen, macht sonach das Hauptgeschäft unserer bekannten Engelsgeister im Mittelreiche aus.

11] Wie diese Führung geschieht, haben wir bereits gesehen, und was hernach mit dem geführten Geiste geschieht, wissen wir auch. - So bleibt uns nur noch zu erfahren übrig, was nach dieser Arbeit unsere leitenden Geister für ein anderes Geschäft überkommen.

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