Jakob Lorber: 'Die geistige Sonne' (Band 2)


Kapitelinhalt 8. Kapitel: Große Bedeutung dieses Mahles, besonders für die Erde. Verlassen der Sphäre des Markus.

(Am 9. Mai 1843, von 4—6 Uhr Nachmittags.)

Originaltext 1. Auflage 1870 durch Project True-blue Jakob Lorber

Text nach 6. Auflage 1976 Lorber-Verlag

01] Da wir uns nun bei der Tafel befinden, so wollen wir auch an dem hohen Schatze der Tafel Theil nehmen. Höret aber, was der Herr vor dem Mahle spricht, indem Er sagt: Meine geliebten Kindleins! Als Ich einst auf Erden nach Meiner Auferstehung zu euch kam, da fragte ich euch, indem ihr etwas hungrig waret, und eben nicht viel zu essen hattet: Kindlein, habt ihr nichts zu essen? - Da zeigtet ihr Mir etwas Brod und etliche Fische; Ich segnete euch die Fische und das Brod, und setzte Mich dann mit euch zu Tische und aß mit euch. Nun frage Ich euch nicht mehr, ob ihr zu essen oder nicht zu essen habt, sondern aus Meinem unendlichen Schatze und Vorrathe habt ihr in endloser Fülle ewig genug; aber soll darum dieses von Mir auf Erden ausgesprochene Wort für hier keine Geltung haben?

02] Ich sage euch: Diese Frage soll hier um so mehr eine vollkommene Geltung, denn auf der Erde haben; und Ich kann aus diesem Meinem Reiche allezeit diese höchst gewichtige Frage thun? - Ihr werdet Mir daraus antworten:

03] O liebevollster Vater! Wir haben hier in Deinem großen Hause nur zu unendlich viel zu essen; Ich aber sage euch:

04] Diese Frage soll von Mir aus nicht gestellt sein, als beträfe sie euch, sondern diese Frage soll also gestellt sein, daß sie von Mir aus durch euch hinab zu Meinen Kindern auf die Erde dringen und durch diese übergehen soll in die ganze Unendlichkeit; denn die Kinder auf der Erde sind nun in dem Zustande, als ihr waret sobald nach Meiner Auferstehung. Sie sind voll trauriger Gedanken, und wissen noch nicht, was mit dem Herrn geschehen ist. Sie haben ebenfalls nur eine dürftige Nahrung, die da gleicht den Fischen und dem Brode, das ihr hattet.


05] Die Fische sind das alte, und das Brod das neue Testament. Wie aber diese Speise ist bei den Kindern auf der Erde zum Theil versalzen, zum Theil ausgetrocknet, so ist es hier unter uns um so mehr an der Zeit, uns nun öfter mit dieser Frage an diese Kindlein zu wenden, und sie zu fragen: Kindlein! habt ihr nichts zu essen?


06] Und sie werden uns ihren Vorrath vorweisen, und wir wollen ihnen diese Speise segnen zum guten lebendigen Gedeihen, wie Ich euch euere Fischlein und euer Brod gesegnet habe, und wollen uns dann mit ihnen zum Tische ihres Glaubens und ihrer Liebe setzen, und mit ihnen essen, d. h. wir wollen sie im Geiste und in der Wahrheit aus ihrem schwachen Vorrathe die wahren Wege zum ewigen Leben kennen lernen!

07] Sehet, hier ist die Mahlzeit; die Tafel gedeckt mit dem wohlbereiteten Lamme, Brode und Weine. Das Lamm eine Speise gleich Meinem Herzen, das Brod eine Speise gleich Meiner Liebe und Erbarmung, der Wein ein Trank aus Meiner unendlichen Weisheit Fülle.

08] Ihr genießet es mit Mir, und Ich habe nicht nöthig euch zu fragen: Kindlein, habt ihr Etwas zu essen? - Aber so ihr es genießet mit Mir, da gedenket der armen Kindlein auf der Erde und fraget sie aus Meiner höchsten Liebe in euch: Kindlein, Brüder und Schwestern! habt ihr Etwas zu essen? Und die Kindlein werden euch erwiedern: O Brüder! sehet uns an in unserer großen Armuth; ein wenig hartes Brod und etliche stark versalzene Fischlein ist all' unsere Habe! - Machet sie uns nur einigermaßen genießbar.

09] Wenn ihr Solches vernehmen werdet, da kehret euch hin zu ihnen und bringet ihnen die lebendigen Ueberreste von dieser Tafel, d. h. gebet ihnen eine lebendige Erleuchtung; helfet ihnen reinigen ihr Gemach, damit Ich auch bei ihnen einziehen kann und sie dann Selbst fragen: Kindlein! habt ihr nichts zu essen?

10] Und wenn sie dann sagen werden: O Herr, Du liebevollster Vater! Siehe, ein wenig Brod und einige Fischlein haben wir, so werde ich dann zu ihnen sagen: Bringet Alles her, was ihr habet, und Ich will es euch segnen mit Meiner Liebe, Gnade und Erbarmung, und will euch geben nun ein lebendiges, inneres, geistiges Brod; so ihr dieses Brod essen werdet, und trinken von Meinem Weine, so werden dadurch euer hart gewordenes Brod und eure versalzenen Fische erweicht und gereiniget und euch also zu einer lebendigen Speise werden, an welcher ihr euch hinreichend sättigen werdet zum ewigen Leben.

11] Also Meine lieben Kinder, Brüder und Freunde, ist diese einst von Mir an euch gestellte Frage auch hier von der größten Wichtigkeit und von der allertiefsten Bedeutung!

12] Esset also nun mit Mir und trinket, und seid dabei in aller Liebe eingedenk Derjenigen, die noch in der Tiefe ihres Fleisches wohnen und nicht erschauen können Mein Reich, Meine Gnade, Meine Liebe und Erbarmung!

13] Sehet, nun zertheilt der Herr das Lamm, wie auch das Brod, und theilt es an Alle aus. Nun ist es ausgetheilt; wir haben unsere Portionen vor uns, danken wir dafür dem heiligen Geber so guter Gaben, und genießen dann in Freude und großer Liebewonne unseres Herzens dieß heilige Mahl des ewigen Lebens!

14] Sehet, Alle greifen nun nach dem dargereichten Mahle und verzehren dasselbe mit großer freudiger Rührung im Hinblick auf den allerliebevollsten heiligen Geber! Also greifen nun auch wir darnach und thun, was die Andern thun.

15] Wir zehren nun an dem heiligen Mahle des Lebens; - wie herrlich, wie wohlschmeckend, wie stärkend und belebend ist es! Mit jedem Schlucke empfinden wir, als würden unsere Blicke in die unendlichen Tiefen der göttlichen Gnade erweitert, und desto heller fängt die Flamme der ewigen Liebe in unsern Herzen an zu lodern! Mit dem Genusse des Fleisches enthüllen sich wunderbare neue große Gedanken Gottes in uns; mit dem Genusse des Brodes werden diese großen Gedanken zu einer endlos großen neuen Wirklichkeit, und mit dem Genusse des Weines strömt in die neuen Schöpfungen ein neues wunderbarst herrlichstes Leben über, und wir sehen in dem Gesammtgenusse eine Vollendung, von deren Größe, Erhabenheit, Herrlichkeit und Heiligkeit aus dem Herrn selbst unsere allergrößten himmlischen Gedanken und Gefühle wonnigst angenehm erschauern, und vor dem Herrn wie in ein Nichts herab sinken!

16] Was saget ihr, meine lieben Freunde und Brüder, zu dieser Mahlzeit? - Ihr seid, wie Ich merke, stumm vor der zu großen Enthüllung, welche euch sammt mir ward in diesem Mahle.

17] Ich aber sage euch: Bei solchen Gelegenheiten geht es Niemanden aus uns auch nur um ein Haar besser; denn niemalen ist der Herr größer und unerforschlich wunderbarer, als eben in solchen Momenten, da er Sich am allermeisten herabläßt zu Seinen Kindern!

18] Er liebt zwar fortwährend alle Seine Kinder gleichmächtig, aber nicht immer läßt Er sie die große Macht Seiner Liebe in aller Fülle empfinden; in solchen Momenten aber läßt Er Solches zu. Daher sind aber auch seine Kinder von einer solchen Seligkeitsfülle durchdrungen, in welcher sie zwar von der größten Liebe zum Herrn ergriffen werden, aber zugleich auch die größte Demuth in ihren Herzen zu dem Herrn empfinden.

19] Nun aber ist, wie ihr sehet, die Tafel auch schon zu Ende, und der Herr wendet Sich an den Prior, und spricht zu ihm: Nun, Mein geliebter Sohn, wie hat dir Meine Mahlzeit geschmeckt?

20] Der Prior spricht ganz zerknirscht: O Herr, Du allerbester, allerliebevollster, allerheiligster Vater! Diese Deine Mahlzeit hat mir nicht nur unendlich allerseligst wohl geschmeckt, sondern ich bin dadurch mit einem neuen Leben erfüllt worden. - Nun ist mir Alles klar; ich sehe nun meine Bestimmung, und Deine unendlich wunderbaren Wege, auf welchen Du Deine Kinder zum Leben führest, sind enthüllt vor mir.

21] Ich weiß nun, was ich zu thun habe, und meine größte Wonne sehe ich wie einen klar vorgezeichneten Weg vor mir, wie ich zu gehen und zu wirken habe. Endlos groß ist zwar der Wirkungskreis, den Du mir allergnädigst als einem unwürdigsten Diener zugetheilt hast; aber ich sehe ja auch, wie Du nur allein Alles in Allem bist, und wie leicht mit Dir die größten Dinge zu vollenden sind!

22] Daher bin ich denn nun auch überseligst froh darüber, daß Du mir einen solchen Wirkungskreis ertheilt hast, und freue mich endlos darauf, wann es Dir wohl gefallen wird, mir den ersten Dienst thun zu lassen in Deinem Reiche!

23] Nur Eines, o Herr und allerheiligster liebvollster Vater, ist mir noch ein wenig unklar, nämlich hinsichtlich der Bewohnung dieses Hauses und hinsichtlich derjenigen Dienerschaft, die Du mir schon außer der Stadt in Deinem Reiche gezeigt hast. Soll wohl ich auch in diesem Deinem Hause wohnen, oder wird mir irgend eine andere Wohnung beschieden, und werden dann diejenigen seligen dienenden Geister auch in dem Hause wohnen, wo ich wohnen werde in dieser Stadt?

24] Der Herr spricht: Mein geliebter Sohn, siehe, die ganze Stadt ist im Grunde des Grundes Mein großes Wohnhaus; dessen ungeachtet aber ist dennoch eben dieser Theil, in dem wir uns hier befinden, gewisserart Meine Hauptresidenz, und Ich bin hier der vollkommenste Hausherr.

25] Viele Geister wohnen in abgesonderten Häusern dieser Stadt, die schon bewohnt sind; aber noch gar endlich viele stehen leer, darum Ich dir denn auch gar leicht ein eigenthümlich Haus geben könnte. Allein Ich will Solches nicht, sondern Ich will dich behalten sammt deinem Weibe und deinem Bruder in dieser Meiner Hauptresidenz; also wie Alle, die da an der Tafel gespeist haben, Bewohner dieser Meiner Residenz sind, und sind darum aus Mir die Hauptgrundfesten Meines Himmels und die Hauptlenker Meiner Schöpfungen. - Sonach denn verbleibe du auch hier für ewig bei Mir! - Was die Dienerschaft betrifft, so wohnt sie nicht in der Stadt, sondern ihre Wohnungen sind in den endlos weiten Umkreisen dieser Stadt; aber du hast sie Alle in dir. Den du willst, rufe in dir, und er wird da sein.


26] Wenn Ich dich absenden werde auf eine oder die andere Welt, da rufe zu dir die Geister eben dieser Welt, und du wirst in der Sphäre dieser Geister ihre Welt und das Bedürfniß dieser Welt erschauen. Hast du Solches erschaut, dann rufe in deinem Herzen die Macht Meiner Liebe hervor, und wirke aus dieser dem Bedürfnisse einer oder der andern Welt wohl entsprechend.

27] Ich könnte dir auch alle die Sphären mit einem Blicke erschauen machen, aber du würdest dadurch eines mächtigen Grades der Seligkeit beraubt werden; daher sollst du deiner eigenen größtmöglichsten Seligkeit wegen eine Welt erst dann erschauen in all' ihrer von Mir ausgehenden Wunderfülle und Tiefe, wenn du auf einer oder der anderen Welt wirst aus Meiner Liebe heraus zu thun haben. - Siehe, hier aber gleich anstoßend an diesen Saal ist eine große Wohnung; in dieser wirst du nachbarlich wohnen mit allen diesen Meinen Kindern, Brüdern und Freunden. - Du möchtest zwar wohl auch wissen, wo denn so ganz eigentlich in diesem Hause Meine Wohngemächer find?

28] Ich sage, dir: Ich habe keine eigenthümlichen Wohngemächer in diesem Hause, die Ich als ein unmittelbarer Herr bewohnen möchte, sondern Ich wohne stets unter euch, bald bei Dem, bald bei dem Andern. Und dieser Saal ist unser Rathssaal; von da aus geht es allzeit an's Geschäft. - So werden auch soeben jetzt Mehrere zufolge Meiner ersten Tafelanrede zur Erde hinab gehen und dort an die Kinder Meine Frage thun; du aber sollst erst nach einer nächsten Mahlzeit ein gar wichtiges Geschäft überkommen.

29] Wenn du dich aber unterdessen manchmal mit Meinen Kindern aus dem alten Testamente besprechen willst, so laß dich nur hinab geleiten zu ebener Erde; da wirst du sie Alle antreffen. - Und somit segne ich dich, wie alle die hier Anwesenden, und durch sie die ganze Unendlichkeit, und hebe somit die Tafel auf!

30] Sehet, nun erhebt sich Alles von der Tafel, und Alles danket, und lobt den Herrn; und der Herr geht hin, umarmt einen Jeden und segnet ihn noch sonderheitlich! - Alles geht nun auch seiner neuen Bestimmung zu, und der Herr führt unseren Prior, sein Weib und den armen Bruder in die bestimmte Wohnung, und spricht zum armen Bruder: Siehe, du hast noch kein Weib; es ist aber eines schon auf dem Erdkörper für dich bestimmt. Wenn dieses hier ankommen wird, da sollst du mit demselben in die Ehe treten; unterdessen aber sei ein treuer Bruder aller deiner Brüder, wie du dann ein lieber Bruder aller deiner Brüder bist.

31] Nun ist die große Installation geschehen; - ihr habt gar Wunderbares bei dieser Führung mit angesehen. Bis hierher mußte ich euch führen; nun aber wird euch ein Anderer führen. - Daher möget ihr nun wieder aus Meiner Sphäre treten. - Ihr seid hinaus getreten, und sehet, da harret der Herr eurer am euch schon gar wohl besetzten Platze!

01] Da wir uns nun bei der Tafel befinden, so wollen wir auch an dem hohen Schatze der Tafel teilnehmen. Hören aber, was der Herr vor dem Mahle spricht, indem Er sagt: Meine geliebten Kindlein! Als Ich einst auf Erden nach Meiner Auferstehung zu euch kam, da fragte ich euch, indem ihr etwas hungrig waret und eben nicht viel zu essen hattet: »Kindlein, habt ihr nichts zu essen?« - Da zeigtet ihr Mir etwas Brot und etliche Fische. Ich segnete euch die Fische und das Brot und setzte Mich dann mit euch zu Tische und aß mit euch. Nun frage Ich euch nicht mehr, ob ihr zu essen oder nicht zu essen habt, sondern aus Meinem unendlichen Schatze und Vorrate habt ihr in endloser Fülle ewig genug. Aber soll darum dieses von Mir auf Erden ausgesprochene Wort für hier keine Geltung haben?

02] Ich sage euch: Diese Frage soll hier noch mehr eine vollkommene Geltung haben denn auf der Erde, und Ich kann aus diesem Meinem Reiche allezeit diese höchst gewichtige Frage tun: Kindlein, habt ihr nichts zu essen? Ihr werdet Mir darauf antworten:

03] O liebevollster Vater! Wir haben hier in Deinem großen Hause nur zu unendlich viel zu essen. Ich aber sage euch:

04] Diese Frage soll von Mir aus nicht an euch gestellt sein, als beträfe sie euch, sondern diese Frage soll also gestellt sein, daß sie von Mir aus durch euch hinab zu Meinen Kindern auf die Erde dringen solle und durch diese übergehen in die ganze Unendlichkeit. Die Kinder auf der Erde sind nun in dem Zustande, in welchem ihr waret alsbald nach Meiner Auferstehung. Sie sind voll trauriger Gedanken und wissen noch nicht, was mit dem Herrn geschehen ist. Sie haben ebenfalls nur eine dürftige Nahrung, die da gleicht den Fischen und dem Brote, das ihr hattet.

05] Die »Fische« sind das Alte, und »das Brot« das Neue Testament. Wie aber diese Speise ist bei den Kindern auf der Erde zum Teil versalzen, zum Teil verschimmelt, zum Teil ausgetrocknet, so ist es hier unter uns um so mehr an der Zeit, uns mit dieser Frage an diese Kindlein zu wenden und sie zu fragen: Kindlein! habt ihr nichts zu essen?

06] Sie werden uns ihren Vorrat vorweisen, und wir wollen ihnen diese Speise segnen zum guten, lebendigen Gedeihen, wie Ich euch eure Fischlein nnd euer Brot gesegnet habe. Wir wollen uns dann mit ihnen zum Tische ihres Glaubens und ihrer Liebe setzen und mit ihnen essen, d.h. wir wollen sie im Geiste und in der Wahrheit aus ihrem schwachen Vorrate die wahren Wege zum ewigen Leben kennen lehren!

07] Sehet, hier ist die Mahlzeit, die Tafel gedeckt mit dem wohlbereiteten Lamme, Brote und Weine. »Das Lamm«, eine Speise gleich Meinem Herzen, »das Brot«, eine Speise gleich Meiner Liebe und Erbarmung, »der Wein« ein Trank aus Meiner unendlichen Weisheit Fülle.

08] Ihr genießet es mit Mir, und Ich habe nicht nötig, euch zu fragen: Kindlein, habt ihr etwas zu essen? Aber so ihr es genießet mit Mir, da gedenket der armen Kindlein auf der Erde und fraget sie aus Meiner höchsten Liebe in euch: Kindlein, Brüder und Schwestern, habt ihr etwas zu essen? Und die Kindlein werden euch erwidern: O Brüder! Sehet uns an in unserer großen Armut; ein wenig hartes Brot und etliche stark versalzene Fischlein ist all unsere Habe! Machet sie uns nur einigermaßen genießbar.

09] Wenn ihr solches vernehmen werdet, da kehret euch hin zu ihnen und bringet ihnen die lebendigen Überreste von dieser Tafel, d.h. gebet ihnen eine lebendige Erleuchtung; helfet ihnen reinigen ihr Gemach, damit Ich auch bei ihnen einziehen kann und sie dann Selbst frage: Kindlein! Habt ihr nichts zu essen?

10] Und wenn sie dann sagen werden: O Herr, Du liebevollster Vater! Siehe, ein wenig Brot und einige Fischlein haben wir, so werde Ich dann zu ihnen sagen: Bringet alles her, was ihr habt, und Ich will es euch segnen mit Meiner Liebe, Gnade und Erbarmung und will euch geben nun ein lebendiges, inneres, geistiges Brot! So ihr dieses Brot essen werdet und trinken von Meinem Weine, so werden dadurch euer hart gewordenes Brot und eure versalzenen Fische erweicht und gereinigt und euch also zu einer lebendigen Speise werden, an welcher ihr euch hinreichend sättigen werdet zum ewigen Leben.

011] Also, Meine lieben Kinder, Brüder und Freunde, ist diese einst von Mir an euch gestellte Frage auch hier von der größten Wichtigkeit und von der allertiefsten Bedeutung!

12] Esset also nun mit Mir und trinkt und seid dabei in aller Liebe eingedenkt derjenigen, die noch in der Tiefe ihres Fleisches wohnen, und nicht erschauen können Mein Reich, Meine Gnade, Meine Liebe und Erbarmung! -

13] Seht, nun zerteilt der Herr das Lamm, wie auch das Brot und teilt es an alle aus. Nun ist es ausgeteilt; wir haben unsere Portionen vor uns, danken wir dafür dem heiligen Geber so guter Gaben und genießen dann in Freude und großer Liebewonne unseres Herzens dies heilige Mahl des ewigen Lebens!

14] Seht, alle greifen nun nach dem dargereichten Mahle und verzehren dasselbe mit großer, freudiger Rührung im Hinblick auf den allerliebevollsten heiligen Geber. Also greifen auch wir darnach und tun, was die andern tun.


15] Wir zehren nun an dem heiligen Mahle des Lebens. Wie herrlich, wie wohlschmeckend, wie stärkend und belebend ist es! Mit jedem Schlucke empfinden wir, als würden unsere Blicke in die unendlichen Tiefen der göttlichen Gnade erweitert, und desto heller fängt die Flamme der ewigen Liebe in unsern Herzen zu lodern an. Mit dem Genusse des Fleisches enthüllen sich wunderbare neue große Gedanken Gottes in uns. Mit dem Genusse des Brotes werden diese großen Gedanken zu einer endlos großen neuen Wirklichkeit, und mit dem Genusse des Weines strömt in die neuen Schöpfungen ein neues wunderbarst herrliches Leben über. Wir sehen in dem Gesamtgenusse eine Vollendung, vor deren Größe, Erhabenheit, Herrlichkeit und Heiligkeit aus dem Herrn selbst unsere allergrößten himmlischen Gedanken und Gefühle wonnigst angenehm erschauern und vor dem Herrn wie in ein Nichts herabsinken!

16] Was sagt ihr, meine lieben Freunde und Brüder, zu dieser Mahlzeit? Ihr seid, wie ich merke, stumm vor der zu großen Enthüllung, welche euch samt mir ward in diesem Mahle.

17] Ich aber sage euch: Bei solchen Gelegenheiten geht es niemandem aus uns auch nur um ein Haar besser. Denn niemals ist der Herr größer und unerforschlich wunderbarer als eben in solchen Momenten, da Er sich am allermeisten herabläßt zu Seinen Kindern!

18] Er liebt zwar fortwährend alle Seine Kinder gleich mächtig, aber nicht immer läßt Er sie die große Macht Seiner Liebe in aller Fülle empfinden. In solchen Momenten aber läßt Er solches zu. Daher sind dann aber auch Seine Kinder von einer solchen Seligkeitsfülle durchdrungen, daß sie von der größten Liebe zum Herrn ergriffen werden, aber zugleich auch die größte Demut in ihren Herzen zu ihm empfinden.

19] Nun aber ist, wie ihr seht, die Tafel auch schon zu Ende, und der Herr wendet sich an den Prior und spricht zu ihm: Nun, Mein geliebter Sohn, wie hat dir Meine Mahlzeit geschmeckt?

20] Der Prior spricht ganz zerknirscht: O Herr, Du allerbester, allerliebevollster, allerheiligster Vater! Diese Deine Mahlzeit hat mir nicht nur unendlich wohl geschmeckt, sondern ich bin dadurch mit einem neuen Leben erfüllt worden. Nun ist mir alles klar. Ich sehe nun meine Bestimmung, und Deine unendlich wunderbaren Wege, auf welchen Du Deine Kinder zum Leben führest, sind enthülit vor mir.

21] Ich weiß nun, was ich zu tun habe, und meine größte Wonne sehe ich wie einen klar vorgezeichneten Weg vor mir; wie ich zu gehen und zu wirken habe. Endlos groß ist zwar der Wirkungskreis, den Du mir allergnädigst als einem unwürdigsten Diener zugeteilt hast. Aber ich sehe ja auch, wie Du nur allein alles in allem bist, und wie leicht mit Dir die größten Dinge zu vollenden sind!

22] Daher bin ich denn nun auch überseligst froh darüber, daß Du mir einen solchen Wirkungskreis erteilt hast, und freue mich endlos darauf, wann es Dir wohlgefallen wird, mich den ersten Dienst tun zu lassen in Deinem Reiche!

23] Nur eines, o Herr und allerheiligster, liebevollster Vater, ist mir noch ein wenig unklar, nämlich hinsichtlich der Bewohnung dieses Hauses und hinsichtlich derjenigen Dienerschaft, die Du mir schon außer der Stadt in Deinem Reiche gezeigt hast. Soll wohl ich auch in diesem Deinem Hause wohnen oder wird mir irgendeine andere Wohnung beschieden und werden dann diejenigen seligen dienenden Geister auch in dem Hause wohnen, wo ich wohnen werde in dieser Stadt?

24] Der Herr spricht: Mein geliebter Sohn, siehe, diese ganze Stadt ist im Grunde des Grundes Mein großes Wohnhaus; dessen ungeachtet aber ist dennoch eben dieser Teil, in dem wir uns hier befinden, gewisserart Meine Hauptresidenz, und Ich bin hier der vollkommenste Hausherr.

25] Viele Geister wohnen in abgesonderten Häusern dieser Stadt, und diese Häuser sind ihnen ein vollkommenes ewiges Eigentum. Gar viele Häuser dieser, Ich sage dir, endlas großen Stadt sind schon bewohnt. Aber noch gar endlos viele stehen leer, darum Ich dir denn auch gar leicht ein eigentümlich Haus geben könnte. Allein Ich will solches nicht, sondern Ich will dich behalten samt deinem Weibe und deinem Bruder in dieser Meiner Hauptresidenz. Alle, die da an der Tafel gespeist haben, sind Bewohner dieser Meiner Residenz und sind darum aus Mir die Hauptgrundfesten Meines Himmels und die Hauptlenker Meiner Schöpfungen. Sonach denn verbleibe auch du hier für ewig bei Mir! Was die Dienerschaft betrifft, so wohnt sie nicht in der Stadt, sondern ihre Wohnungen sind in dþen endlos weiten Umkreisen dieser Stadt; aber du hast sie alle in dir. Den du willst, den rufe in dir, und er wird da sein.

26] Wenn Ich dich absenden werde auf eine oder die andere Welt, da rufe zu dir die Geister eben dieser Welt, und du wirst in der Sphäre dieser Geister ihre Welt und das Bedürfnis dieser Welt erschauen. Hast du solches erschaut, dann rufe in deinem Herzen die Macht Meiner Liebe hervor, und wirke aus dieser dem Bedürfnisse einer oder der andern Welt wohl entsprechend.

27] Ich könnte dir auch alle die Sphären mit einem Blicke erschaulich machen, aber du würdest dadurch eines mächtigen Grades der Seligkeit beraubt werden. Daher sollst du - deiner eigenen, größtmöglichsten Seligkeit wegen - eine Welt erst dann erschauen in all ihrer von Mir ausgehenden Wunderfülle und Tiefe, wenn du auf einer oder der anderen Welt wirst aus Meiner Liebe heraus zu tun haben. Siehe, hier aber gleich anstoßend an diesen Saal ist eine große Wohnung; in dieser wirst du deine bleibende Stätte antreffen und wirst nachbarlich wohnen mit allen diesen Meinen Kindern, Brüdern und Freunden. Du möchtest zwar wohl auch wissen, wo denn so ganz eigentlich in diesem Hause Meine Wohngemächer sind?

28] Ich sage dir: Ich habe in diesem Hause keine eigentümlichen Wahngemächer, die Ich als ein unmittelbarer Herr bewohnen möchte, sondern Ich wohne stets unter euch, bald bei dem einen, bald bei dem andern. Und dieser Saal ist unser Ratssaal; von da aus geht es allzeit ans Geschäft. So werden auch soeben jetzt mehrere - zufolge Meimer ersten Tafelanrede - zur Erde hinabgehen und dort an die Kinder Meine Frage tun. Du aber sollst erst nach einer nächsten Mahlzeit ein gar wichtiges Geschäft überkommen.

29] Wenn du dich aber unterdessen manchmal mit Meinen Kindern aus dem Alten Testamente besprechen willst, so laß dich nur hinabgeleiten zu ebener Erde; da wirst du sie alle antreffen. Und somit segne ich dich wie alle die hier Anwesenden und durch sie die ganze Unendlichkeit und hebe somit die Tafel auf!

30] Seht, nun erhebt sich alles von der Tafel, und alles dankt und lobt den Herrn. Und der Herr geht hin und umarmt einen jeden und segnet ihn noch sonderheitlich! Alles geht nun auch seiner neuen Bestimmung zu, und der Herr führt unseren Prior, sein Weib und den armen Bruder in die bestimmte Wohnung und spricht zum armen Bruder: Siehe, du hast noch kein Weib, es ist aber eines schon auf dem Erdkörper für dich bestimmt. Wenn dieses hier ankommen wird, da sollst du mit demselben in die Ehe treten. Unterdessen aber sei ein treuer Bruder aller deiner Brüder, wie du dann ein lieber Bruder aller deiner Brüder bist.

31] Nun ist die große Installation geschehen. Ihr habt gar Wunderbares bei dieser Führung mit angesehen. Bis hierher mußte ich euch führen; nun aber wird euch ein anderer führen. Daher möget ihr nun wieder aus meiner Sphäre treten. - ihr seid hinausgetreten und seht, da harret der Herr eurer am euch schon gar wohlbesetzten Platze!

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