Jakob Lorber: 'Die geistige Sonne' (Band 1)


Kapitelinhalt 78. Kapitel: Zweiter Akt der Komödie im 'Klosterhimmel'.

(Am 21. März 1843, von 5 1/4 - 6 1/4 Ur Abends).

Originaltext 1. Auflage 1870 durch Project True-blue Jakob Lorber

Text nach 6. Auflage 1975 Lorber-Verlag

01] Da sehet hinauf, so eben kommt ein wohlgenährtes Krokodil zum Vorschein, und das zwar in proportionirlicher Größe mit den übrigen Gegenständen. Es sperrt den Rachen weit auf, als wollte es eine halbe Schöpfung verschlingen; aber da ihm nichts in den Rachen fliegt, so macht es denselben wieder ganz bescheiden zu. - Seht, dort weiter im Hintergrunde treten mehrere Tiger, Hyänen, Löwen, Leoparden und Bären hervor, noch weiter im Hintergrunde seht ihr allergewaltigste Riesenschlangen hervorkriechen. - Nun seht, wie alle diese Thiere mit den furchtbarsten Sätzen und grimmigsten Windungen gegen einander fahren, als wollten sie sich jählings in Stücke zerreißen, - und sehet, dort ganz in einem Winkel guckt ein großer Affenkopf hervor und beobachtet uns, ob wir uns noch nicht geschreckt haben; allein wir erschrecken uns nicht, und so fängt auch dieses Thiergefecht an sich zurückzuziehen.

02] Ihr fraget wohl, wie eine solche Metamorphose möglich ist? - Ich sage: Eine solche Metamorphose ist einem guten Geiste bei sich selbst zwar unmöglich; dessen ungeachtet aber kann er durch die Kraft des Herrn in ihm solche Bilder durch seinen Willen außer ihm also hervor rufen, daß sie dann eben also in die Erscheinlichkeit treten, als wären sie wirklich vorhanden. Solche Darstellungen werden im Reiche der Geister Täuschungen des Gesichtes genannt; jedoch ist Solches bei diesen vor uns gegenwärtigen Erscheinungen nicht der Fall. Denn Geister, welche irgend etwas Bösartiges in sich haben, können außer ihnen keine zweckmäßige Gesichtstäuschung hervorrufen; wohl aber können sie das Bösartige im äußersten Falle aus ihnen also hervortreten lassen, daß dann dieses Bösartige gestaltlich ihr Aeußeres wird. - Und so ist's denn auch bei diesen Geistern hier der Fall; und so habet ihr die Gelegenheit gehabt, das Rohe und Bösartige dieser Geister gestaltlich zu schauen. - Sehet, also verhalten sich hier die Sachen.

03] Hier ist zwar einerseits Alles Trug und eitel Falsches; aber nach eurem eigenen gar alten biblischen Spruche: „Dem Reinen ist Alles rein", ist auch in all' diesen Trugerscheinungen für uns gar nichts Trügendes; denn eben durch diese Erscheinungen zeigen die Geister ihr ganzes Inneres, und da ist Keinem möglich etwas Anderes hervor zu bringen, als gerade das nur, was seinem inneren Lebensende vollkommen entspricht.

04] Zuerst habt ihr den falschen Petrus kennen gelernt; das besagt, daß die ganze Apostolität eurer Kirche auf einem ganz falschen Petrus basirt ist; daher werdet ihr auch in mehreren Tausenden solcher Klöster allzeit einen solchen falschen Petrus antreffen. - Wie es aber mit dem Petrus geht, so geht es mit all' dem Andern. Ihr habt den Himmel zuerst nach eurem eigenen Geständnisse in der äußerstest schmutzigsten Lächerlichkeit gefunden; betrachtet dagegen den echt heidnischen Tandelmarkt euerer Bethäuser, und ihr müßt dabei noch gestehen, daß dieser Himmel in seiner Entsprechung viel zu gut ist für dergleichen Thorheiten.

05] Was da betrifft den höchst schmutzigen Abrahamstisch, so ist er ja ein getreues Bild des Tisches des Hern in euren Bethäusern; allda nicht selten, nota bene für's Geld noch dazu, für kranke Hunde, Ochsen, Kühe, Pferde, Schafe, Schweine und noch allerlei andere Thiere von allerlei schändlichen Handlungen dem Herrn ein wohlgefälliges Opfer dargebracht wird. An diesem Tische wird das Brod des Herrn ausgetheilt, welch' ein nur einigermaßen erleuchteter Geist kann sich einen noch größeren Unsinn denken? - Gleicht ein solcher Tisch des Herrn nicht einem wahrsten Schweinstroge, in welchem ebenfalls nur den Schweinen ein Futter gereicht wird? - Und gleicht Der, so er eben aus diesem Troge ißt, nicht eben auch einem Schweine? - Ja fürwahr, der Eine ist ein Schwein, und der Andere mengt sich unter das Futter der Schweine, und ist selbst Schuld daran, so er von den Schweinen gefressen wird.

06] Der Herr aber hat Sein Wort mit den Perlen verglichen, die man nicht den Schweinen vorwerfen soll, also meine ich denn auch, es wird aus einem solchen Schweinstroge nicht zu viel des lebendigen Brodes zu erschnappen sein; - und so werdet ihr es auch mit Leichtigkeit einsehen, daß unser Abrahamstisch, wie wir ihn zuerst gesehen haben, noch viel zu gut ist, um die volle Schändlichkeit so manches Tisches des Herrn in euerer Kirche darzustellen. Der Grund aber liegt darin, weil diese Laienmönche in ihrem Inneren sich unter dem weltlichen Tische des Herrn nothgedrungen etwas Besseres vorstellten, als er an und für sich wirklich ist; denn sie hatten davon ja keine Ahnung, daß der Tisch Abrahams, Isaaks und Jakobs nichts Anderes als die reinste Liebe zum Herrn bezeichnet, und aus dieser heraus alle ersprießliche Werkthätigkeit in Beziehung auf das geistige Wohl der Brüder. - Wie demnach aber der Tisch, so auch der Himmel; denn da sich der eigentliche Himmel um's Geld nicht erkaufen läßt, während ihn eure Kirche doch fortwährend fest taxirt verkauft, so ist demnach auch dieser Batzenhimmel ja ganz wohl entsprechend, und muß also aussehen wie das Mittel, durch das man ihn an sich gebracht hat.

01] Da sehet hinauf, soeben kommt ein wohlgenährtes Krokodil zum Vorschein, und zwar in proportionaler Größe mit den übrigen Gegenständen. Es sperrt den Rachen weit auf, als wollte es eine halbe Schöpfung verschlingen. Aber da ihm nichts in den Rachen fliegt, so macht es denselben wieder ganz bescheiden zu. - Seht, dort weiter im Hintergrunde treten mehrere Tiger, Hyänen, Löwen, Leoparden und Bären hervor, noch weiter im Hintergrund seht ihr allergewaltigste Riesenschlangen hervorkriechen. Nun sehet, wie alle diese Tiere mit den furchtbarsten Sätzen und grimmigsten Windungen gegeneinander fahren, als wollten sie sich jählings in Stücke zerreißen. Dort, ganz in einem Winkel, guckt ein großer Affenkopf hervor und beobachtet uns, ob wir uns noch nicht geschreckt haben. Allein, wir erschrecken uns nicht, und so fängt auch dieses Tiergefecht an, sich zurückzuziehen.

02] Ihr fragt wohl, wie eine solche Metamorphose möglich ist? Ich sage: Eine solche Metamorphose ist einem guten Geiste bei sich selbst zwar unmöglich, dessen ungeachtet aber kann er durch die Kraft des Herrn in ihm durch seinen Willen solche Bilder außer sich also hervorrufen, daß sie dann in die Erscheinlichkeit treten, als wären sie wirklich vorhanden. Solche Darstellungen werden im Reiche der Geister »Täuschungen des Gesichts« genannt; jedoch ist solches bei diesen vor uns gegenwärtigen Erscheinungen nicht der Fall. Denn Geister, welche irgend etwas Bösartiges in sich haben, können außer sich keine zweckmäßige Gesichtstäuschung hervorrufen, wohl aber können sie das Bösartige im äußersten Falle aus sich also hervortreten lassen, daß dann dieses Bösartige gestaltlich ihr Äußeres wird. Und so ist's denn auch bei diesen Geistern hier der Fall. So habet ihr die Gelegenheit gehabt, das Rohe und Bösartige dieser Geister gestaltlich zu schauen. Sehet, also verhalten sich hier die Sachen.

03] Hier ist zwar einerseits alles Trug und eitel Falsches. Aber nach eurem eigenen alten biblischen Spruche: »Dem Reinen ist alles rein?«, ist auch in all diesen Trugerscheinungen für uns nichts Trügendes. Denn eben durch diese Erscheinungen zeigen die Geister ihr ganzes Innere, und da ist keinem möglich, etwas anderes hervorzubringen, als gerade nur das, was seinem inneren Lebensgrunde vollkommen entspricht.

04] Zuerst habt ihr den falschen Petrus kennengelernt. Das besagt, daß die ganze Apostolität eurer Kirche auf einem ganz falschen Petrus basiert ist. Daher werdet ihr auch in mehreren Tausenden solcher Klöster allzeit einen solchen falschen Petrus antreffen. Wie es aber mit dem Petrus geht, so geht es mit all dem andern. Ihr habt diesen Himmel nach eurem eigenen Geständnisse, zuerst in der äußersten, schmutzigsten Lächerlichkeit gefunden. Betrachtet dagegen den echt heidnischen Tandelmarkt eurer Bethäuser, und ihr müßt dabei noch gestehen, daß dieser Himmel in seiner Entsprechung viel zu gut ist für dergleichen Torheiten.

05] Was da betrifft den höchst schmutzigen Abrahamstisch, so ist er ja ein getreues Bild des Tisches des Herrn in euren Bethäusern, allda nicht selten, nota bene fürs Geld noch dazu, für kranke Hunde, Ochsen, Kühe, Pferde, Schafe, Schweine und noch allerlei andere Tiere wie auch nicht selten fürs Gelingen von allerlei schändlichen Handlungen dem Herrn ein wohlgefälliges Opfer dargebracht wird. An diesem Tisch wird das Brot des Herrn ausgeteilt. Weich ein nur einigermaßen erleuchteter Geist kann sich einen noch größeren Unsinn denken?! Gleicht ein solcher Tisch des Herrn nicht einem wahrsten Schweinetrog, in welchem ebenfalls nur den Schweinen ein Futter gereicht wird? Und gleicht der, so er eben aus diesem Troge ißt, nicht eben auch einem Schweine? - Ja fürwahr, der eine ist ein Schwein, und der andere mengt sich unter das Futter der Schweine und ist selbst schuld daran, so er von den Schweinen gefressen wird.

06] Der Herr aber hat Sein Wort mit den Perlen verglichen, die man nicht den Schweinen vorwerfen soll. Also meine ich denn auch, es wird aus einem solchen Schweinetrog nicht zu viel des lebendigen Brotes zu erschnappen sein. Und so werdet ihr es auch mit Leichtigkeit einsehen, daß dieser »Abrahamstisch, wie wir ihn zuerst gesehen haben, noch viel zu gut ist, um die volle Schändlichkeit so manches Tisches des Herrn in eurer Kirche darzustellen. Der Grund aber liegt darin, daß diese Laienmönche in ihrem Innern sich unter dem weltlichen Tische des Herrn notgedrungen etwas Besseres vorstellen, als er an und für sich wirklich ist: denn sie hatten davon ja keine Ahnung, daß der »Tisch Abrahams, Isaaks und Jakobs nichts anderes als die reinste Liebe zum Herrn bezeichnet, und aus dieser heraus alle ersprießliche Werktätigkeit in Beziehung auf das geistige Wohl der Brüder. Wie aber demnach der Tisch, so auch der Himmel; denn da sich der eigentliche Himmel ums Geld nicht erkaufen läßt, während ihn eure Kirche doch fortwährend fest taxiert verkauft, so ist demnach auch dieser Batzenhimmel ja ganz wohl entsprechend und muß also aussehen wie das Mittel, durch das man ihn an sich gebracht hat.

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