Jakob Lorber: 'Das große Evangelium Johannes', Supplemente S. 248


01] Man wird aber hier von einer gewissen zelotischen Seite her die Einwendung machen: Ich war aber nicht nur purer Mensch, sondern auch Gott zugleich, und die Gottheit in Mir habe Meinen Leib vollkommen gut vierzig Tage und Nächte ohne Speise und Trank am Leben erhalten können! - Ich aber sage dagegen: Wenn das der Fall war, so habe Ich nicht gefastet, denn die natürliche Speise hat auch nur, von Gott aus verordnet, die Kraft, den menschlichen Leib zu ernähren und zu erhalten. Ist das demnach nicht alles eins, ob jemand mittelbar oder unmittelbar durch die göttliche Kraft und Macht ernährt, erhalten und gekräftigt wird?!

02] In Asien, namentlich in so manchen Grotten des hohen Indiens, gibt es heutzutage noch eine eigentümliche Luftgattung, in welcher ein Mensch viele Wochen lang ohne Speise und Trank zubringen kann. Man heißt sie daher auch die 'Lebensgrotten'. Sie haben eine so stärkende und nährende Ausdünstlung, daß sie den menschlichen Leibesorganismus ebensogut ernährt als eine magere Speise und verhältnismäßiger Trank. Diese Grotten, auch das sie umgebende Erdreich auf eine ziemlich sie umgebende Strecke, wurden - und werden zum Teil noch - für heilig gehalten, und dienen vielen armen Menschen, die dahin wallfahrten, zur oft monatelangen Unterkunft; denn fürs erste werden sie in solchen Grotten genährt und besonders Kranke auf eine eigentümliche Weise gestärkt und dadurch wieder geheilt. Wenn oft die vorfindbaren Grotten nicht hinreichen, so werden in das schon vorbesagte Erdreich Gräber gemacht und die Kranken und Hungrigen werden da hinein gelegt, manche in einer Art von durchlöcherten Särgen, die meisten jedoch ganz nackt, bloß der Kopf in ein Tuch eingehüllt, und darauf mit etwa einem Schuh Erde überdeckt, wo sie dann in solch' einem Grabe ebenfalls mehrere Wochen lang aushalten können, und darauf wie von einem magnetischen Fluidum gestärkt und von ihren mannigfachen Krankheiten geheilt, sich in ihre Heimat begeben können, natürlich unter Hinterlassung etwelcher kleiner Opfer an die diese Grotten und Gräber bewachenden Priester; und für's Zweite ziehen solche genährte und geheilte Pilger als lebendige Zeugen von diesem Wunder, die sie in sehr lebendigen Farben zu schildern verstehen, gar leicht viele Fremde an, daß diese dann mit größern Schätzen beladen zu diesen Wundergrotten und Gräbern hin wallfahrten und den dortigen Priestern für die von ihnen ausgeführten Heilproben ganz erkleckliche Summen Goldes und Silbers hinterlassen.

03] Jetzt geschieht erst die Frage: Woher nehmen diese Grotten und das sie umgebende Erdreich solchen Nährstoff? Die Antwort wird einem wissenschaftlichen Forscher sicher nicht schwer zu verstehen sein. Das hohe Tibet ist im Besitze weithin gedehnter Reihen der höchsten Gebirge der ganzen Erdoberfläche. Diese vielen überaus hohen Gebirgs-, respektive Gletscherspitzen ziehen denn auch fortwährend die stärkste Portion des elektromagnetischen Fluidums zum größten Teil von Norden und als Austausch auch vom Südpole an sich. Das elektromagnetische Fluidum vom Norden (als positiv) verbindet sich besonders in den schon mehr südlich gelegenen Teilen dieses großartigen Gebirgsstockes mit dem aus Süden herströmenden negativen Fluidum und blildet daselbst einen ganz eigentümlichen Lebensstoff, der oft so mächtig ist, daß von den Bäumen abgehauene Zweige auf das ERdreich gelegt gar nicht vertrocknen, sondern gleichfort grünen, in das Erdreich neue Wurzeln treiben und abermals zu Bäumen werden, aus welchem (lebenskraftvollen) Grunde man in jenen Gegenden noch auf Höhen von 14 000 Fuß über der Meeresoberfläche eine so üppige Gras- und Gesträuchvegetation findet wie sonst auf der ganzen Erdoberfläche nirgends. -



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