Jakob Lorber: 'Das große Evangelium Johannes', Band 1, Kapitel 54


Jesus bekleidet und schmückt die Töchter Jonaels. Ärger der Jünger. Jesu Tadel.

01] Als der Bürger fort ist, berufe Ich Jonaels Weib und Töchter, die, als sie den Bürger bei Mir ersahen, aus Furcht wieder von des Hauses Flur ins Haus zurückgewichen sind.

02] Auf Meinen Ruf kommen sie alle eiligst hervor, gehen behende auf Mich zu mit den freundlichst heiter-frommen Mienen und danken Mir mit Tränen in den Augen, dass Ich ihnen ihre durch den schlimmen Menschen verunglimpfte Unschuld wiedergegeben habe!

03] Ich aber lege Meine Hände auf ihre Häupter, segne sie und sage, dass sie den ganzen Tag über an Meiner Seite wandeln sollen! Sie aber entschuldigen sich und sagen: «O Herr, solcher zu großen Gnade sind wir nimmer wert! Wir sind schon überselig, Dir als die letzten dieser großen Schar folgen zu dürfen!«

04] Ich aber sage: »Ich kenne eure rechte Demut wohl und berufe euch eben deshalb, in Meiner nächsten Nähe zu wandeln den Weg, dahin an diesem Tage Ich in dieser Gegend wandeln werde!«

05] Die Töchter danken Mir für solche für sie kaum begreiflich höchste Auszeichnung. Jonael aber fragt die Töchter, sagend: »Meine lieben Töchter! Wo habt ihr denn diese herrlichen Kleider, die euch wahrhaft himmlisch schön stehen, bekommen?«

06] Nun erst bemerken die Töchter, dass sie Kleider vom feinsten, gediegensten Byssus anhaben, und dass ihre Häupter mit den kostbarsten Diademen geschmückt sind, dass sie aussehen, als wären sie die Töchter eines Königs.

07] Als die sieben solcher Pracht an sich gewahr werden, da ist es vollends aus bei ihnen! Ihre Herzen fangen an, zu flammen vor Liebe und Bewunderung, und in süßester Verwirrung wissen sie gar nicht, was da mit ihnen vorgefallen ist. Nach einer Weile des Staunens erst fragen sie den Jonael, wie denn das zugegangen sei, denn sie wüßten nichts von dem, ob ihnen jemand solche königlich herrlichsten Kleider und Diademe überbracht hätte.

08] Jonael aber sagt, selbst ganz entzückt über die große Anmut seiner Töchter: »Bei Dem, Der euch gesegnet hat, bedankt euch! Er hat es euch gegeben wunderbar!«

09] Hier fallen die Kinder auf Mich hin, weinen vor Liebe und Freude und sind nicht imstande zu reden. Die Jünger aber sagen hinter Mir: »Wenn so was nur in einem Hause geschähe! Aber hier auf offener Straße im Angesichte von etlichen tausend Zuschauern macht die Sache denn doch zu viel Aufsehen!«

10] Ich aber vernahm es wohl, dass sie also redeten, wendete Mich um und sagte zu ihnen: »Ich bin schon lange bei euch, aber ihr habt Meinem Herzen noch nie solch eine Freude bereitet als wie diese sieben Töchter hier! Ich sage euch, diese sind schon am rechten Wege und haben den besten Teil sich erkoren; so ihr nicht solchen Weges wandeln werdet, da werdet ihr kaum Eingang finden in Mein Reich! Denn die Kinder, die also zu Mir kommen, werden auch bei Mir bleiben; die aber nur kommen mit purem Lob und Preise, die werden nur Meinen Abglanz, aber nicht Mich Selbst haben in ihrer Mitte!

11] Mein wahres Reich aber ist nur dort, wo Ich Selbst bin in aller Wirklichkeit unmittelbar! Solches fasst auch! Der Herr aber ist auch ein Herr vollkommen über alle Welt und hat nicht zu bedenken, was sich vor der dummen Welt schicke oder nicht! Habt ihr das verstanden?«

12] Sagt Petrus: »Herr, habe Geduld mit unserer großen Torheit! Du weißt es ja, dass wir nicht aus dem Himmel, sondern von dieser Welt unsere Bildung haben. Es wird schon alles wieder gut werden; denn wir lieben Dich ja auch über alles, sonst wir Dir nicht gefolgt wären!«

13] Sage Ich: »Also bleibt denn in der Liebe und nehmt nicht Kenntnis von dieser Welt, sondern von Mir aus den Himmeln!« Damit sind die Jünger zufrieden und preisen Mich in ihren Herzen.



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