Jakob Lorber: 'Kindheit und Jugend Jesu'


284. Kapitel: Der tote Hirtenknabe wieder erweckt, und seine Furcht vor dem heiligen Kindlein. Der Vater desselben belehrt ihn eines Besseren und gibt über Joseph und das Kind ein rechtes Zeugnis. Die Liebe des Kindleins (21.08.1844)

01] Am nächsten Tage aber um dieselbe Zeit, als der Knabe an das Kindlein stieß, ward er im Bette wieder lebend, stand auf und fragte wie ein aus dem Traume Geweckter was es sei, und wie er daher in dies Bett gekommen.

02] Und sein Vater gab ihm alles kund, was da geschehen ist, und wie er dahingekommen.

03] Da ward der Knabe voll Furcht und sprach: »O Vater, das ist ein schreckliches Kind;

04] das soll ja ein jeder Mensch meiden, dem sein Leben wert ist!

05] O gib mich weit von hier in einen Dienst, auf daß ich ja nimmer mit dem schrecklichen Kinde zusammenstoße irgendwo bei einer ungünstigen Gelegenheit;

06] denn da könnte es mich augenblicklich wieder töten!

07] Aber zu dem früheren Dienstherrn gehe ich nicht wieder; denn der hat mich zum Bösen angeführt!«

08] Der Vater aber sprach: »Mein Sohn, ich danke Gott, daß ich dich nun wieder habe!

09] Darum sollst du mir in keinen Dienst mehr kommen,

10] sondern ich werde dich bei mir behalten, solange ich leben werde!

11] Das Kind Josephs aber haben wir nicht so sehr zu fürchten, als wie du es meinst;

12] denn siehe, eben dieses Kind hat dir offenbar das Leben wiedergegeben zur vorausgesagten Zeit.

13] Wenn aber also, wie solle da das Kind Josephs gar so schrecklich sein, als wie du es dir vorstellst?

14] Siehe, mein Sohn, wer da tötet und nicht wieder lebendig machen kann, der ist schrecklich;

15] aber wer da töten ohne Blut und dann wieder lebendig machen kann, der ist nicht so schrecklich, als du ihn dir denkst.

16] Wir wollen aber nun etwas Besseres tun! Hinziehen wollen wir und wollen dort dem Zimmermann danken für deine Erweckung!

17] Denn das weiß ich schon gar lange, daß der Zimmermann ein überrechtlicher (überaus rechtlicher) und gottesfürchtiger Mann ist.«

18] Auf diese Rede des Vaters ließ der Knabe seine Furcht fahren und ging mit demselben zu Joseph.

19] Dieser aber begegnete ihnen schon im Dorfe mit seinen vier älteren Söhnen und mit dem Kindlein, das auch wieder mit Joseph ins Dorf zog.

20] Als der Knabe des Kindleins ansichtig ward, da ward er ganz schwach;

21] denn er meinte, er müsse nun schon wieder sterben.

22] Das Kindlein aber kam Selbst sogleich zum furchtsamen Knaben und sprach zu ihm:

23] »Joras, fürchte dich nicht vor Mir; denn Ich liebe dich mehr denn die ganze Welt!

24] Denn liebte Ich dich nicht so mächtig, da hättest du das Leben nicht wieder erhalten.

25] Denn siehe, Meine Liebe ist dein Leben für ewig!

26] Als der Knabe das Kindlein also reden hörte, da ward er bald besser aufgelegt und blieb dahin den ganzen Tag über und spielte mit dem Kindlein.

27] Und das Kindlein zeigte dann auch dem Knaben eine Menge sehr sinnreicher Spiele, worüber der Knabe eine übergroße Freude hatte.



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