Jakob Lorber: 'Kindheit und Jugend Jesu'


89. Kapitel: Josephs Opfergelübde. Des Jesuskindleins Einspruch und Hinweis auf das Gott wohlgefälligste Opfer. Josephs Einwand und seine Entkräftung durch das Kindlein. (09.12.1843)

01] Darauf begab sich Joseph alsbald mit seiner ganzen Familie in das Schlafgemach und lobte und pries Gott laut bei einer Stunde lang.

02] und machte auch ein Gelübde, demzufolge er, sobald er wieder nach Jerusalem käme, dem Herrn ein Opfer darzubringen sich verpflichtete.

03] Das Kindlein aber sprach zu Joseph: »Höre du Mich an! Meinst du, der Herr hat daran ein Wohlgefallen?

04] Oh, da irrst du dich gewaltig! Siehe, weder an den Brandopfern noch am Blute der Tiere und ebensowenig am Mehle, Öle und Getreide hat Gott ein Wohlgefallen,

05] sondern allein nur an einem reumütigen, zerknirschten und demütigen Herzen, das Ihn über alles liebt.

06] Hast du aber etwas Übriges, so gib denen, die da nackt, hungrig und durstig sind, so wirst du eine rechte Opferung dem Herrn darbringen!

07] Ich enthebe dich daher von deinem Gelübde und der Pflicht für den Tempel, darum, weil Ich dazu die volle Macht habe.

08] Ich selbst aber werde einst dein Gelübde in Jerusalem auf eine Art erfüllen, daß daran die ganze Erde gesättigt wird für die Ewigkeit!«

09] Joseph aber nahm das Kindlein auf seine Arme und küßte Es und sagte dann zu Ihm:

10] »Du mein allergeliebtester kleiner Jesus, Dein Joseph dankt Dir dafür zwar aus ganzem Herzen und erkennt die vollste heilige Wahrheit Deines wunderbarsten Ausspruchs,

11] aber siehe, Gott, Dein und unser aller Vater, hat dennoch solches durch Moses und die Propheten angeordnet und uns, Seinen Kindern, zu halten befohlen!

12] O sage es mir: Hast Du, mein Söhnchen, obschon göttlicher, heilig wunderbarer Abkunft, wohl das Recht, die Gesetze des großen Vaters, der in Seinen Himmeln ewig wohnt, aufzuheben?«

13] Das Kindlein aber sprach: »Joseph, so Ich es dir auch sagen würde, wer Ich bin, so möchtest du es Mir dennoch nicht glauben, indem du in Mir nur ein Menschenkind erschaust!

14] Aber dennoch sage Ich dir: a Da (wo) Ich bin, da ist auch der Vater, da (wo) Ich aber nicht bin, da ist auch der Vater nicht! (a Johannes.10,30; jl.ev01.084,02; jl.ev01.210,16; jl.ev02.032,04-07; jl.ev03.016,02; jl.ev04.110,11-13; jl.ev04.110,16; jl.ev04.163,06; jl.ev06.230,02-06; jl.ev04.163,06; jl.ev11.048,10; jl.kjug.091,12; jl.hag2.251,20; jl.rbl2.254,12; jl.gso1.051,14-15; jl.gso1.074,14; jl.gso1.074,14-17; jl.ev08.200,13; jl.ev08.026,04-05)

15] Ich aber bin nun hier und nicht im Tempel; wie sollte dann der Vater im Tempel sein?!

16] Verstehst du das? - Siehe, wo des Vaters Liebe ist, da ist auch Sein Herz; in Mir aber ist des Vaters Liebe und somit auch Sein Herz!

17] Niemand aber trägt sein Herz außer sich, also auch der Vater nicht; da (wo) Sein Herz ist, da ist auch Er! - Verstehst du solches?"

18] Diese Worte erfüllten den Joseph, die Maria wie die fünf Söhne mit tiefer, heiliger Ahnung. Und sie gingen dann hinaus und lobten in ihrem Herzen den so nahen Vater; und die Maria machte sich dann an die Bereitung eines Morgenmahles.



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