Jakob Lorber: 'Himmelsgaben', Band 3, Seite 172


Fortsetzung (18.08.1842. Vormittag)
12.
   12a] "Wenn du fastest, da salbe dein Haupt und wasche dein Angesicht, auf daß du nicht prunkest vor den Leuten mit deinem Fasten." (mt.06,17)
   12b] Dieser vielsagende Vers taugt ebenfalls ganz besonders für diese Zeit, in der die Gleißnerei aller Art allenthalben den höchsten Gipfel erklommen hat. Einige laufen in die Kirchen, nur um als fromme Menschen gesehen zu werden und daß sie darum bei einem oder dem andern Geistlichen so recht in die Gnade kommen möchten, andere, um in der Kirche ein wenig faulenzen zu können, wieder andere, um allda in irgendeinem Kirchenwinkel mit ihren bestellten Liebhabern zusammenzukommen und sich da über eine oder die andere vorhabende Gelegenheit zu sündigen gegenseitig zu verständigen. Andere wieder, um mit einem Nachbarn oder einer Nachbarin die Menschen auszurichten (schlecht von jemandem sprechen, d. Hg.) oder zu sehen, mit was für Kleidern dieser und jener oder diese und jene angetan sind. Ein anderer geht wieder wegen seiner frömmelnden Anverwandten, um sich dadurch bei ihnen recht in die Achtung zu setzen, damit sie ihn dann lobten und ihn manchmal auch beschenkten. Mancher geht in die Kirche, um dadurch so manchem argen Verdachte, der auf ihm rastet, zu begegnen. Der Beste geht allenfalls mit einem halben Glauben, besser Aberglauben, in das Bethaus, um sich zwar seltener von Mir, aber dennoch von irgendeinem Heiligen einen zeitlichen Vorteil zu erbitten, - aber keiner, daß er Mir die Ehre gebe! -



Home  |    Inhaltsverzeichnis  |   Werke Lorbers