Jakob Lorber: 'Himmelsgaben', Band 3, Seite 109


07] Wenn ihr nun dieses zusammenfasst und danach schließet, so wird euch die gleich darauf eingtretene Kälte in euren schon ziemlich südlichen Gegenden sicher nicht mehr rätselhaft vorkommen. Denn wenn fürs erste die Luftmasse vom Nordpole aus über alle oft über hundert Meilen weitgedehnten Eisfelder wieder gegen den Äquator zu strömen anfängt und auf ihrer Rückreise auch mehrere tausend und tausend berge- und ländergroße Stücke mit sich führt, so wird es euch etwa doch begreiflich sein, daß die Luft also vom Norden wiederkehrend nicht warm sein kann, als käme sie vom brennenden Äquator.

08] Aus diesem Grunde haben sich bei euch auch wenige elektrische Wetter eingefunden, und das Steigen und Fallen des Silbers im Barometer ist bis jetzt noch nicht eine Folge der inneren Erdrinde-Erhöhungen, sondern wird bloß dadurch bewirkt, da bald eine größere und bald eine geringere Portion Luft vom Norden sich über die Erdfläche hinzieht und dadurch vermöge ihrer größeren oder geringeren Schwere auch das Fallen und Steigen des Silbers in der Röhre bewirkt.

09] Seht, also kann es auch allzeit regnen, mag das Quecksilber in der Röhre stehen, wie es wolle, oder mag es fallen oder steigen, da die Luft allzeit kühl ist und die Erdtemperatur aber warm. Und dadurch auch allzeit dieselbe Erscheinung, die ihr im kleinen schon an euren Fensterscheiben bemerken könnt, wenn es außen kalt wird und ihr eure Zimmer beheizet, allda sich eben auch der Sauerstoff der kälteren Luft mit dem Stickstoffe, welcher in den Zimmern eine Folge der Beheizung ist, verbindet und an der Scheibe als tropfbares Wasser zum Vorscheine kommt.

10] Wie hoch die Luft sich über dem Nordpol angehäuft hat, mögt ihr sehr leicht aus der lange anhaltenden Abenddämmerung erkennen, vermöge welcher ihr noch sogar gerade um die Mitternacht gegen den Norden einen bedeutenden Lichtschimmer entdecken mögt, und dieser Lichtschimmer ist nichts anderes als die erleuchtete weitgedehnte Luftsäule über dem Norden. Wer rechnen kann nach der Kreisbiegung und nach der Zahl der Grade von euch bis zum sogenannten Polarkreise, der kann mit ziemlicher Sicherheit nach Meilen die Höhe der Luftsäule bestimmen, welche sich über dem Nordpole auf dem schon bekannten Wege aufgeschichtet hat. Vorläufig aber sage Ich euch, daß dieses Mal die Luftsäule eine Höhe von siebentausend Meilen erreichte. Nun hättet ihr den naturgemäßen Grund dieser Erscheinung, insoweit ihn euch auch ein wohlverständiger, sogenannter Naturforscher hätte bekannt geben können.



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