Jakob Lorber: 'Himmelsgaben', Band 2


04] Er selbst rief zu öfteren Malen aus: »O Herr, erbarme Dich meiner! Heilige Maria, du liebe Mutter, hilf mir, erbarme dich meiner fürstbischöflichen Würden und Gnaden, die ich trage zu deiner Ehre und zur Ehre deines Sohnes! O verlasse deinen getreuesten Diener nicht, du alleinige Helferin aus jeder Not, du einzige Stütze aller Leidenden!«

05] Aber es half alles nichts; unser Mann verfiel in einen recht tiefen Schlaf, aus dem er diesseits nicht mehr erwachte.

06] Was hier (auf Erden) mit dem Leichnam eines Bischofs alles für ,hochwichtige' Zeremonien geschehen, das wisst ihr, und wir brauchen uns darum dabei nicht länger aufzuhalten; dafür wollen wir sogleich in der Geisterwelt uns umsehen und schauen, was unser Mann dort beginnen wird!

07] Seht, da sind wir schon - und seht, da liegt auch noch unser Mann auf seinem Lager; denn solange noch eine Wärme im Herzen ist, löst der Engel die Seele nicht vom Leibe! Denn diese Wärme ist der Nervengeist, der zuvor von der Seele ganz aufgenommen werden muß, bis die volle Löse von Seite des Engels vorgenommen werden kann; denn alles geht da den ordnungsmäßigen Gang.

08] Aber nun hat dieses Mannes Seele schon völlig den Nervengeist in sich aufgenommen, und der Engel löst sie soeben vom Leibe mit den Worten: »Hephata«, d.h. »Tue dich auf, du Seele! Und du, Staub, aber sinke zurück in deine Verwesung und zur Löse durch das Reich der Würmer und des Moders durch sie! Amen.«

09] Nun seht, schon erhebt sich unser Bischof, ganz wie er gelebt hatte, in seinem vollen Bischofsornate und öffnet die Augen und schaut erstaunt um sich und sieht außer sich niemanden, auch den Engel nicht, der ihn geweckt hat! Die Gegend ist nur in sehr mattem Lichte, gleich dem einer schon ziemlich späten Abenddämmerung, und der Boden gleicht einem dürren Alpenmoose.

10] Unser Mann erstaunt nicht wenig über diese sonderbare Bescherung und spricht nun mit sich: »Was ist denn das? Wo bin ich denn? Lebe ich noch, oder bin ich gestorben? Denn ich war wohl sehr stark krank, und es kann sehr leicht möglich sein, daß ich mich nun schon unter den Abgeschiedenen befinde! - Ja, ja, um Gotteswillen, es wird schon so sein! - O heilige Maria, heiliger Joseph, heilige Anna, ihr meine drei mächtigsten Stützen - kommet, kommt und helft mir in das Reich der Himmel!«



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