Jakob Lorber: 'Himmelsgaben', Band 2


04] Wenn irgendein armer, mittelloser Mensch in das Haus eines reichen Weltherrn käme und möchte da um die Hand einer Tochter dieses reichen Weltherrn anhalten, wie wird er da zaghaft sich dem Hause nähern. Sein Gemüt wird voll Unruhe sein und voll Furcht seine Seele, so daß er an Ort und Stelle kaum ein Wort wird herauszubringen imstande sein ob des starken »Unfriedens« seiner Seele! -Aber mit welch' ganz anderer Gemütsbeschaffenheit wird sich ein ebenbürtiger Fürstensohn diesem Hause nähern! Voll Mut und voll der sichersten Überzeugung wird er in dies Haus treten, wohl wissend, daß er in diesem großherrlich reichen Hause nur mit der größten Zuvorkommenheit aufgenommen wird, ob seiner noch größeren Schätze, seiner Macht und seines Ansehens.

05] Sonach aber stellt sich nun heraus, daß der Friede nichts anderes ist als der volle Mut der Seele, den sie aus der Zuversicht schöpft, aus der sie sich solcher Fähigkeiten bewußt ist, mit denen sie jeder wie immer geartet sein sollenden, möglicherweise vorkommenden feindlichen Begegnung siegreich entgegensieht. Wem demnach diese Fähigkeiten fehlen, dem fehlt natürlich auch das Vertrauen und die Zuversicht auf solche Fähigkeiten. Wo aber kein Vertrauen und keine Zuversicht, da ist auch kein Mut und also auch kein Friede.

06] Wenn Ich daher im Evangelium sage: »Frieden lasse Ich euch, Meinen Frieden gebe Ich euch«, so heißt das so viel als: Meine Fähigkeiten, Mein zuversichtliches Vollvertrauen auf dieselben und somit Meinen vollsten Mut lasse und gebe Ich euch; natürlich einen Mut, den die Welt nicht kennt, nicht hat und also auch nicht geben kann.

07] Die Wirkung dieses Mutes aber sei, daß euer Herz nicht furchtsam und nicht unruhig werde bei was immer für feindlichen Begebnissen, die euch hie und da begegnen können. - Ich meine, das wird doch klar genug sein!



Home  |    Inhaltsverzeichnis  |   Werke Lorbers