Jakob Lorber: 'Himmelsgaben', Band 2


06] Solche Lehre hatte damals besonders unter den Erzjuden und auch gar vielen Heiden ein großes und sogar vielfach willkommenes Aufsehen erregt. Und Arius befand sich dabei sehr wohl, und das eine geraume Zeit hindurch. Diese Lehre machte große Fortschritte und bedrohte bald die anderen, alten christlichen Gemeinden.

Kanonerstellung ohne Mitwirken des Heiligen Geistes; Primatstreit; Kirchenspaltung

07] Die Bischöfe fingen daher an, sich untereinander zu beraten, wie dieser Sache abzuhelfen sei? Aber Mich besahen sie nicht und ließen Mich aus der Beratung.

08] Sie ließen alle Evangelien sammeln und prüften sie mit ihrem Verstande. Dieser aber konnte ihnen nicht zeigen, welches da das rechte wäre. Sie entschlossen sich daher zu einer allgemeinen Versammlung, in welcher der Heilige Geist offenbar zugegen sein würde, ja sein müßte!

09] Allein der Heilige Geist kam nicht, und so stritt die Versammlung statt um die Wahrheit des Evangeliums nur um das bischöfliche Primat (Der arianische Streit wurde durch die Verdammung des Arius und Aufstellung der Dreifaltigkeitslehre .Trinitätslehre] entschieden), demzufolge denn auch der Patriarch von Konstantinopel und der Bischof von Rom einander in die Haare gerieten, welche Haarreißerei das bisher dauernde Schisma (Kirchenspaltung) zur Folge hatte.

10] Da nahm denn der Bischof von Rom (Hieronymus, 383 n.Chr.) alle die gesammelten Schriften und ließ daraus die Vulgata zusammenschreiben (d.h. ins Lateinische übersetzen) und authentisierte dieselbe. Seine Nachfolger taten noch eine Zeitlang dasselbe und feilten mit Hilfe der sogenannten Kirchenväter über einhundertsiebzig Jahre lang daran.

11] Desgleichen tat auch der Patriarch von Konstantinopel. Da aber der Patriarch seine griechische wegen der vorgeblichen Ursprache für die authentischere ausposaunte, so ward auch die Vulgata allerschnellst geheim ins Griechische (rück-)übertragen und wurde häufig unter die Griechen verteilt. Solchen Unfug erlaubten sich aber auch die Griechen. Darum ward denn für Rom wieder die lateinische geltend und für die Griechen die griechische.



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