Jakob Lorber: 'Himmelsgaben', Band 2


14] Und daß ferner der »Ölberg« auch gleichbedeutend ist mit der reinen Liebe und dem eigentlichen ewigen Leben aus ihr (so Jesus sich am Ölberge befindet), ist beinahe überflüssig zu erwähnen, nachdem bereits schon in der Überfülle gezeigt wurde, was alles die Liebe ist und was alles sie enthält.

15] Und so brauche Ich euch hier keine weitere Erklärung zu geben, als bloß nur noch zu sagen: Ganz und voll Liebe ist der erste Vers, ebenalso der zweite, der dritte und der vierte. Habt ihr sonach die Liebe, so habt ihr alles!

16] Es wird sich immer manches, ja gar vieles auf dem Wege der Weisheit nicht ordnen und einen lassen - unter dem Regimente der Liebe aber findet sich alles also wohlgeordnet, daß in ihr die Zahl Tausend nicht entfernter ist von der Zahl Eins als die Zahl Zwei. - Gebt die Weisheit nicht aus auf eine gewisse Rangordnung und hat nicht sie das Zahlensystem erfunden?! Welche Rangordnung aber beachtet die wahre Liebe, und welche alleinige Zahl ist ihr eigen? - Seht, der Liebe - ist alles eins!

17] Wenn ihr einen Stein nehmen möchtet, der schon Jahrtausende lang auf einem Berge gelegen ist, und ihn tragt auf einen ganz andern Berg, wird er daselbst nicht ebensogut ruhen wie auf seinem vorigen Platze? Seht, so ist in der Liebe alles auf dem »rechten Platze« und alles in der »rechten Ordnung«. Ein Sandhaufen, welchen alle vier Winde zusammengetragen haben, ist auf dem Felde der Liebe nicht minder in der größten Ordnung, als so ein allerweisester Baumeister denselben von Körnchen zu Körnchen aufgebaut hätte. Und also paßt auch ein Tropfen des südlichen Meeres also vollkommen zu einem Tropfen des nördlichen, daß er ebensogut der erste wie der tausendste oder der äonste sein kann.

18] Und gerade ebenso verhält es sich mit jedem einzelnen Worte, Verse und Kapitel der Heiligen Schrift, da sich in der Liebe auch hier alles kreuz und quer, auf und ab, hin und her, vor und rückwärts und so auch durcheinander also wohlgeordnet verhält, daß da an eine Unordnung oder an einen Widerspruch ewig nimmer zu denken ist.



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