Jakob Lorber: 'Himmelsgaben', Band 2


03] Siehe, du beschuldigst Mich einer unbilligen Forderung, darum Ich von dir eine Mir wohlgefällige Erziehung deiner Kinder verlange und dir doch nicht mehr als zwei Augen gegeben habe, mit welchen du kaum deine Ohnmacht und Blindheit zu erkennen wähnst.

04] Ich aber sage dir, erkenntest du solches an dir, dann hättest du Mich hier nicht einer solchen Unbilligkeit beschuldigt, der Ich dir doch allezeit den sichersten, richtigsten und leichtesten Weg vorgezeichnt und nichts weiter von dir verlangt habe, als dich doch wenigstens täglich ein einziges Stündchen in Meinem Namen mit deinen Mägden so recht väterlich liebeernstlich abzugeben! - Das also ist es, wozu du vielleicht tausend Augen haben möchtest!

05] Also dieses unendlich leichte Kreuzlein willst du auch noch auf Mich schieben, der Ich für dich ohnehin schon von jeher ein weltenschweres Kreuz unausgesetzt bis auf den gegenwärtigen Augenblick zu schleppen habe! - O du bequemer Geist! Es war dir doch nicht zuviel, in der stummen Lust deines Fleisches all die Kinder zu zeugen! - Aber solche geringe Forderung von Mir zur Tilgung deiner Fleischsünden ist dir ein Mühlstein am Halse!

06] Sage Mir, ist es dir denn wirklich unmöglich, dich in Meinem Namen täglich mit den Deinen ein Stündchen nur liebeernstlich abzugeben, sie zu belehren und ihre Herzen für Mich zu erwecken? - Oder trauest du dir nicht einmal soviel Kraft zu, daß dich deiner Töchter Fleisch nicht locke, beschwichtige und am Ende unfähig mache, dich mit ihnen in Meinem Namen zu besprechen!? So lerne es doch wenigstens von Meinem Knechte, der sich täglich mehr als Freundbruder mit ihnen abgibt, denn du als Vater! Er hat alle wahrhaft von ganzem Herzen lieb und kann doch, wenn es von Mir aus not tut, sehr ernst mit ihnen umgehen, ohne darum etwas von der wahren inneren Liebe hintangeben zu müssen!

07] Weltliche Konversation aber mit den Kindern von Seite der Eltern ist ein Gift für ihre Herzen; ja Ich sage dir, ein wahres Klapperschlangengift! Und siehe, doch hättest du dazu eher Kraft, Sucht und Begierde, mit deinen Töchtern zu reden wie mit den verteufelten Masken auf einer höllischen Tanzredoute!

08] Da du dich in solchem nicht zu erkennen scheinst, muß Ich dir es schon deutlich unter die Augen reiben, daß du durch manche solche läppisch-törichten Gespräche und unüberdacht hingeworfenen Wortschlammbröckchen deinen Töchtern bis jetzt mehr geschadet als im eigentlichen, rein geistigen Sinne genützt hast! - Ich könnte dir noch viel mehr des stärksten »Zimmts« unter deine Augen reiben! Allein Ich habe dir alle die Fehler schon lange nachgesehen, habe dich schon lange gesegnet. Nur das einzig Geringe, das »tägliche Stündchen«, verlange Ich von Dir für so viele deiner Gebrechen und Sünden vor Mir, deinem Vater. Und du hast Mich einer Unbilligkeit beschuldigen können, als wenn Meine Liebe und Weisheit unvollkommen wäre, da sie unausführbare Forderungen stelle an die Kräfte der Menschen!



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