Jakob Lorber: 'Himmelsgaben', Band 1


36] Oder sollten vielleicht die geweihten Christusse kräftiger sein als die ungeweihten - und das geweihte Bild in einem Hochaltar noch bei weitem kräftiger, als ein anderes in einer Seitenkapelle?! - Seht ihr die Albernheit nicht auf den ersten Blick?

37] Wenn aber schon Ich, als der lebendige Helfer selbst, keines Menschen, ja nicht einmal eines Engels und noch viel weniger eines geschnitzten Bildes bedarf (denn so Ich helfe, da helfe Ich im Geist und in der Wahrheit, nicht aber im Holz, im Stein und in der Farbe!) - was können demnach erst die Abbilder der Schutzgeister für Kraft und Wirkung haben, da die »Schutzgeister« selbst an und für sich durchaus keine helfende Kraft und Wirkung haben?

38] Setzen wir aber den Fall, sie (die Bilder) hätten nach dem Schwachglauben irgendeine helfende Kraft aus sich, würden aber angefleht zu gleicher Zeit von vielen hunderttausend Menschen, die da knien vor ihren Bildnissen - wie müßte da ein solcher unteilbarer Schutzgeist durch alle seine Bildnisse herumblitzen, um mit seiner Hilfe nirgends zu spät zu kommen!

39] Oder meint ihr, ein Geist kann überall gleichzeitig gegenwärtig sein? Der ewige Geist kann solches wohl, da alle Dinge in Ihm sind. Aber ein geschaffener Geist wird solches ewig nie können, dieweil er, im Verhältnis zu mir, nur ein endlicher Geist ist.

40] Welcher Mensch aber kann tausend Gedanken auf einmal denken? - Es ist aber das Denken ja nur ein Werk des Geistes und ein Schauen der Seele, die da in sich aufnimmt entweder die Gedanken oder, besser, die geistigen Werke aus dem Geiste, wie äußerlich die großen Gedanken oder sichtbaren Werke des ewigen Gottesgeistes. So aber in euch der Geist nur einfach oder nacheinander einen Gedanken um den andern denken kann, so ist er ja selbst nur einfach und unteilbar und kann dadurch Meine Werke, die Ich mit einem Gedanken in der größten Klarheit festhalte, nur nach und nach erschauen und wird mit diesem Erschauen auch in alle Ewigkeiten nicht fertig werden. - Wie möchte er erst hernach als irgendein »Schutzpatron« in all den Bildnissen gleichkräftig helfend und auch gleichzeitig zugegen sein?

41] Es werden aber die (Menschen)Geister, die in die andere Welt gelangt sind, nur mühsam geheilt von dieser Schutzgeisterkrankheit. Und es geschieht sehr oft, daß ihnen alle die vermeintlichen »Schutzgeister« müssen aus dem Wege geräumt werden. Denn wenn solches nicht geschähe, so würden Mich die meisten Römisch-Katholischen fliehen und sich zu ihren Schutzgeistern wenden.



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