Jakob Lorber: 'Himmelsgaben', Band 1


17] Ich will euch ein kleines Gleichnis geben, und es soll euch zu einem geistigen Spiegel dienen, darinnen ihr ersehen sollt das Bild eines kostenscheuenden Hausbesitzers, wie es ihm am Ende eine bei weitem größere Mühe und Arbeit kostet, wenn er sein Haus verschmieret, statt daß er selbes alsobald abbrechen und unter der Leitung des großen Baumeisters ein neues, festes Haus aufbauen möchte.

18] Dieses aber ist das Gleichnis: Jemand ist in dem vollsten, überzeugtesten Bewußtsein, daß der Monarch eines Staates ein so herablassender, guter Mensch ist, demnach ein jeder, der bei ihm etwas ansucht, es ohne alle weitere Beanstandung erhält. Trotz dieser Wissenschaft aber getraut sich der Bedürftige nicht vor die Schwelle des Monarchen, sondern kriecht bei allen Hofleuten herum, welche ihm endlich den Zutritt zum Monarchen also erschweren, daß es ihm eine platte Unmöglichkeit scheint, je zu dem Monarchen zu gelangen und noch weniger vom selben etwas zu empfangen.

19] Daher bleibt er dann auch bei den Hofleuten stehen und sucht alles bei denselben und korrespondiert in der unbegreiflichsten Kriecherei mit dem Monarchen.

20] Der Monarch aber sieht solche Zaghaftigkeit; und damit dem Supplikanten kein Zwang angetan werden möchte, so läßt er es auch bei dieser demütigen Kriecherei bewenden bis zur Zeit, da es dem Monarchen zu bunt wird, daß sich bei aller seiner unbegrenzten Güte und Herablassung die armen Menschen verleiten lassen, durch andere gewinnsüchtige Mäkler den Haupthelfer zu scheuen und Hilfe zu suchen bei denen, die nie helfen können und, wenn sie es auch könnten, nicht helfen wollen, weil sie eigennützig sind, und auch darum nicht, weil der Monarch sie übel ansehen würde, so sie sich etwas anmaßen möchten, das doch allezeit nur einzig und allein die Sache des Monarchen selbst war, ist und sein wird.

20] Seht, wie dieses Gleichnis zeigt, also steht es mit dem Menschen, der irgendwo anders Hilfe sucht, als allein bei Mir.



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