Jakob Lorber: 'Himmelsgaben', Band 1


04] Siehe, das ist die eigentliche, verborgene Ursache (vom Seelenübel des Sohnes), was da eine unkundige Folge ist dessen, daß der Knabe von mütterlicher Seite, den Töchtern entgegengehalten, zu sehr fürgedeckt wurde, wodurch er als Kind insgeheim zu willensfrei geworden ist und ohne deine Gegenwart tat, was er wollte, dieweil er wohl wußte, daß seine Schwestern aus Furcht vor mütterlicher Rüge von allen den geheimen Bübereien dir nichts melden mochten und es sich auch nicht getrauten (was noch heutzutage ein wenig der Fall ist).

05] Jedoch was Ich der Mutter nicht zur Last lege, das lege auch du ihr nicht zu, da die Mutterliebe zumeist völlig blind ist und neben dem Zuge ihres Herzens nichts davon merkt, wie da eine Natter um die andere durch solche Blindeliebe-Wärme ausgehegt wird.

06] Jedoch, da sich nun die Sache also verhält, so ist nun vor allem nötig, dem Kranken wieder zu helfen. - Das aber ist das Rezept:

07] Erstens, verlange für die Zukunft von allen deinen Kindern ein offenes Geständnis über ihn.

08] Zweitens, lasse dem Knaben nun durchaus keinen freien Willen! Schreibe ihm darum zur Erholung eine bestimmte Beschäftigung genauest vor, die er bei strenger Ahndung pünktlichst verrichten muß, so wirst du gar bald die (leere) Unterhaltungslust bei ihm töten.

09] Drittens, lasse ihn vor jeder Beschäftigung bei einer Viertelstunde laut beten, und zwar allezeit recht langsam und wohlbedächtig ein »Vaterunser« und dann mehrere passende Stellen aus den Psalmen Davids, aus den Propheten und so manches aus dem Buche Sirach. Dadurch wird er gar bald seiner üblen Gesellschaft los werden.

10] Und solches mag er dann beständig fortsetzen fürs ewige Leben und zur einst möglichen, sicheren Gewinnung Meiner Gnade, die mehr wiegt denn alle hohen Schulen der Schulen.

11] Viertens aber mußt du dich bei dir, d.h. im Herzen, ja nicht ärgern, sondern denken, Ich, dein himmlischer Vater, gebe auf der Erde allen Meinen Nachfolgern ein ihnen am allermeisten zusagendes Kreuz, darüber sie nicht murren sollen, sondern alles Mir wohl aufopfern. - Tue desgleichen, so wirst du deinen Kindern ihren Weg mit Edelsteinen pflastern.



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