Jakob Lorber: 'Himmelsgaben', Band 1


03] Siehe, gleichwie das aus der Höhe schwer fallende Wasser das Gras nicht belebt, sondern nur zerstört und tötet und unter seiner harten Traufe nichts denn harte, ausgewaschene Steine finden läßt, ebenalso ist auch die nackte Gerechtigkeit, fallend aus der unermeßlichen Höhe der Weisheit. Sie tötet und vernichtet das innere Leben. Und ist das Leben einmal ähnlich geworden einem toten, ausgewaschenen Steine unter der harten Wassertraufe, so wird es sehr schwer werden, aus einem solchen Steine irgendein lebendiges Pflänzchen zu ziehen!

04] Denn der schwere, anhaltende Druck des Gerechtigkeits- und Weisheitswassers hat das früher sanfte und lockere Erdreich zum harten Steine gemacht und dann den totgemachten Stein hohlgewaschen. Was soll nun aus dem Steine werden?

05] Wahrlich, bevor er nicht durch ein übermäßiges Liebesfeuer wieder zur lockeren Erde umgewandelt wird, wird auf ihm jeder gesäte Same verdorren und endlich gänzlich ersterben!

06] Wenn diese Steinkinder und -brüder und -schwestern auf dem Wege der alles mächtigen Liebe nicht zu sänften und zu lockern sind, so wird eine noch größere Wassermenge selbst der weisesten Gerechtigkeit gar wenig mehr vermögen.

07] Lernen wir aber von unserem ewig heiligen, liebevollsten Vater Selbst, wie Er alle Seine lebenden Wesen lenkt: Die Vögel des Himmels, groß und klein, sind nicht gebannt weder an den Morgen noch den Abend, noch Mittag und Mitternacht; die Tiere der Wälder durchstreifen dieselben nach allen Richtungen; selbst die Fische im Wasser und all das Gewürm haben keine Wände gezogen zur Hemmung ihrer Bewegung und Wohnung.

08] ... O Vater, löse die nutzlosen Bande der Gerechtigkeit und Strenge und verbinde sie mit dem allmächtigen Bande der heiligen Liebe, so wird dann die Weisheit aus der Liebe ihnen zu einem freien Wegweiser werden; und sie alle werden sich dann gar bald von diesen neuen Strahlen erleuchtet, als Kinder ein und desselben heiligen Vaters erkennen und werden frohlockend sich selbst an dein Vaterherz schmiegen und dich mit von aller Liebe erglühten Armen umfassen und dich einen lieben Vater nennen!

09] O Väter! In einem Tautropfen Liebe liegt mehr Kraft und heilige Macht denn in einer Welt voll weisester Gerechtigkeit, wenn diese nicht die Liebe zum Grunde hat! Amen.«
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