Jakob Lorber: 'Himmelsgaben', Band 1


28] Daher auch wird jeder alles früher oder später im Geiste finden, wie er es geglaubt hat! Denn wie das Licht, so die Farbe der erleuchteten Gegenstände. Der Glaube aber ist das Licht des Geistes; daher der Mensch auch sehen wird, wie sein (Glaubens-)licht beschaffen ist.

29] Es wird aber aus dem Baume kein anderer Apfel zum Vorschein kommen, als der in den Baum gelegt ist; wie wieder aus dem Apfel kein anderer Baum, als in den Keim gelegt ist. Und so ist auch jeder Mensch die Frucht seines ihm eigenen Glaubens und der Glaube selbst die Frucht der Liebe des Menschen. - Und daher (kurz gesagt): Wie einer glaubt, so wird er schauen, und wie er liebt, so wird er leben.

30] Wer aber Meinen Worten glaubt, der hat Mich in sich aufgenommen, insoweit er glaubt, daß Ich es bin, der ihm solches kundgebe. Und da jeder Mensch im Grunde seines Wesens seine eigene Liebe ist, so werde dann Ich, wenn er Mich durch den Glauben in seine Liebe aufnimmt, seine Liebe, wie er die Meinige wird. Denn wie er Mich aufgenommen hat, so habe auch Ich ihn aufgenommen. Und so werden wir dann eins werden, wie der Baum und der Apfel im Grunde doch nur eins sind - und werden ineinandergreifen wie die Räderzähne einer Uhr - und daraus wird dann eine Wahrheit werden.

31] Denn wer Mich durch den Glauben aufgenommen hat in seine Liebe, der hat die ewige Wahrheit in sich aufgenommen und wird selbst zur ewigen Wahrheit. Und da Ich die Ewige Liebe Selbst bin, so bin Ich auch dann in aller Wahrheit als solche (das Eigentum) des Menschen, der Mich zu seiner Liebe gemacht hat.

32] Und da wird der Mensch sein gleich einem veredelten Baume, der das Höhere in sich aufgenommen hat, damit dieses sein Eigentümliches werde, und wird darob tragen viele edle und kostbare Früchte, in welchen dessenungeachtet seine freie Selbständigkeit doch nie zugrunde geben wird. Denn wie ihr aus dem Samenkorne eines veredelten Baumes die Urwesenheit des Baumes wieder zurückbekommen könnt (da sie trotz des Adels noch immer selbständig vorhanden ist) - so ist es auch mit dem durch Mich veredelten Menschen, daß er ebenfalls, trotz Meiner Aufnahme und der dadurch erfolgten Veredelung, seine Selbständigkeit frei und ewig behalten wird.



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