Jakob Lorber: 'Himmelsgaben', Band 1


19] Ich sage: Es hat ein jeder recht und redet die Wahrheit - und wieder: Es lügt einer so gut wie der andere. Der Anteil der Lüge besteht hier freilich bloß in der Einseitigkeit der Behauptung, wodurch die eine Wahrheit sich wider die andere auflehnt. Und in dem Grade, als sie die andere Wahrheit anficht, ist sie Lüge. An und für sich aber ist sie so gut wahr wie das von ihr Angefochtene.

20] Die eine Wahrheit aber ist diese: Es besteht und entsteht eines aus dem andern - und eines ist für das andere da. Ich aber bin der ewige Urgrund alles Seins und habe alles so eingerichtet, daß das Naturmäßige entsteht und besteht aus dem Geistigen und das Geistige aber wieder, umgekehrt, im beständigen und unwandelbaren Kreislaufe aus dem Naturmäßigen.

21] Daraus wird euch auch klar, wie die Geisterwelt beständig hineinragt in die naturmäßige und die naturmäßige wieder in die geistige. Denn so irgendein Geist frei wird, so liebt, denkt und handelt er in seiner ihm zugewiesenen Sphäre. Dieses Handeln und Wirken eines Geistes, da es nun einmal vor sich ging, kann aber unmöglich so spurlos vorübergehen, als wäre da gar keine Handlung und Wirkung vor sich gegangen. Es fragt sich demnach, wie wird denn aber die Handlung und Wirkung des freien Geistes ersichtlich?



Home  |    Inhaltsverzeichnis 'Himmelsgaben' Band 1  |   Werke Lorbers