Jakob Lorber: 'Die Haushaltung Gottes', Band 3


Kapitelinhalt 321. Kapitel: Heerlager Fungar-Hellans längs der Gebirgswand. Drohung des zweifelnden Generals gegen Mahal. Mahals prophetische Warnung. Der furchtbare Einsturz der von den Hochländern unterminierten Gebirgswand. Mahals Friedensrat. (12.07.1844).

01] Der Ort aber, wo die Hochlandsbewohner sich den Weg in die Tiefe bahnten, lag hundert Meilen nach heutigem Maße (Geschrieben im Jahre 1844!) nordöstlich von Hanoch und dreißig Meilen von dem See, der auf seiner Insel die Wasserdiener hatte. Und dieser Ort war eine weit ausgedehnte Wüste, in der außer einigen Wildbeersträuchern nichts wuchs. Dennoch aber wurde zu seiner Zeit das Gebirge auch hier längs einer zwanzigstündigen Ausdehnung auf eine Höhe von dreißig Klaftern skarpiert, und man konnte also nirgends weder von oben herab, noch von unten hinauf gelangen.

02] Bei hundertfünfzig Klafter von der Gebirgswand entfernt, richtete Fungar-Hellan sein gelb- und rotfärbiges Gezelt auf; und als also die ganze, große Armee längs der Gebirgswand eingeteilt und gelagert war, da sprach der Fungar-Hellan zum Mahal, der sich auf seinem Lager gütlich tat:

03] »Freund, wir sind nun hier nach deinem Rate gelagert; aber ich sehe noch nicht im entferntesten Sinne etwas, das da deiner Vorsage entspräche! Solltest du mich hierher gefoppt haben?! - Wahrlich, ob ich schon dein innigster Freund bin, so sage ich dir aber doch, daß dir solch eine Fopperei sehr teuer zu stehen kommen dürfte!«

04] Der Mahal aber sprach: »Habe du nur acht, daß dir die Fopperei von oben her nicht etwa am Ende zu teuer zu stehen kommen wird! - Was da mich betrifft, so bin ich schon lange außer aller Rechnung mit dir in dieser, wie in jeder Hinsicht!«

05] Als der Mahal noch kaum diese Worte ausgesprochen hatte, da entstand von der Höhe der Gebirge plötzlich ein schauderhaft dröhnendes Gedonner.

06] Man eilte sogleich aus den Zelten, um nachzusehen, was etwa da doch müsse vorgegangen sein, und man bemerkte die Höhen voll Rauches, der gewöhnlich den Sprengkörnern entstammt, wenn sie angezündet werden, und sah aber unter fortwährendem Gedonner tausend mächtige Erd- und Steinlawinen in die Tiefe herabstürzen, durch die der rechtwinklige Raum zwischen der skarpierten Wand und der wüsten Ebene völlig ausgefüllt ward.

07] Und da mehrere solche Lawinen längs der ganzen Wand der Wüste hier und da erfolgten, so wurde die Wand auch bald verschüttet an verschiedenen Stellen, und der Weg von der Höhe in die Tiefe wurde dadurch unaufhaltsam gebahnt, - welchem verderblichen Akte der Fungar-Hellan ganz ruhig zusehen mußte, da er ihn unmöglich zu hindern imstande war; denn wer hätte es wohl wagen können, die herabgestürzten Lawinen wegzuschaffen, wo immer neue und mächtigere in kurzen Perioden nachstürzten?!

08] Bei dieser schauerlichen Gelegenheit fragte der Mahal den Fungar-Hellan, ob er solche Erscheinung auch für eine Fopperei halte.

09] Und der Fungar-Hellan sprach: »O du schrecklicher Prophet aus der Höhe Gottes! Warum mußt du denn nur schreckliche Dinge verkünden, die so verzweifelt richtig eintreffen, und warum nicht auch gute, die da auch so richtig eintreffen möchten?! Sage mir nun aber auch, wie wir uns als Sieger gegen die rachsüchtigsten Hochlandsbewohner behaupten werden!«

10] Und der Mahal sprach: »Eben dadurch, daß wir hier sind! Denn unser Hiersein wird ihnen sagen, daß wir nur von einer höheren Macht inspiriert wissen konnten, wo sie ihre Abwege in die Tiefe errichten werden! Das wird ihnen eine große Achtung vor uns einflößen, und sie werden da statt des Kampfes sich mit uns in ganz friedliche Verhandlungen einlassen!

11] Nur darfst du sie nicht feindlich angreifen, wenn sie herabkommen werden; aber eine starke Wache magst du immer um dein Gezelt haben, damit du ihnen eine große Ehrfurcht einflößest vor unserer Macht!«

12] Als der Fungar solches vernommen, da tat er sogleich darnach, und man entdeckte aber auch schon Spione, die da nachsahen, ob die Räume schon gehörig ausgefüllt seien.

13] Was weiter, - in der Folge!



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