Jakob Lorber: 'Die Haushaltung Gottes', Band 3


Kapitelinhalt 282. Kapitel: Zug in den Garten der Schönheitsgöttinnen unter der Führung Mahals. Fungar-Hellan an der Urne mit dem Haupte Waltars. (18.05.1844)

01] Und der Mahal sprach: »Gut, Freund, ich will mit dir gehen; denn ich fürchte mich nicht vor dir, da der Herr mit mir ist! Doch wehe dir selbst, so in deinem Herzen arge Gedanken aufsteigen sollten; denn dann sollst du alsbald gewahr werden, daß da der Herr Himmels und der Erde mit mir ist! Und so will ich nun mit dir gehen!«

02] Nach diesen Worten Mahals berief der Fungar-Hellan sogleich seine sehr glänzende und sehr zahlreiche Ehrenwache zusammen und machte sich zum Abzuge bereit; aber im Augenblicke fiel ihm ein, daß er auch die beiden Töchter Mahals mitnehmen solle samt dem Kisarell, weil diese sonst leicht Schaden leiden könnten durch irgendeinen geheimen Grimm der Agla. Er fragte darum den Mahal.

03] Und der Mahal willigte in diesen Vorschlag ein und sprach: »Das magst du wohl tun; denn es ist nicht geheuer, einer brudermörderischen Schwester noch die anderen Geschwister für den Tod zu überlassen.«

04] Bei diesen Worten erschrak Fungar-Hellan und fragte den Mahal: »Geheimnisvoller Mann, wer entdeckte dir das, was Agla getan hat an ihrem Bruder zur Sicherung dieses Reiches? Wie kannst du wissen, was uns selbst noch ein Geheimnis ist zum größten Teile?«

05] Und der Mahal sprach: »Ich kann es wissen, weil es mir der Herr sagt; ihr aber vermöget nichts zu wissen, weil ihr alle schon endlos tief in aller Nacht der Welt und somit der Hölle stecket, in der kein göttlicher Lichtstrahl waltet, sondern nur Gottes Zorn, des Geistes Nacht und Tod!

06] Aber nun laß uns hinausziehen, aber zuerst dahin, wohin dich mein Sinn wenden wird, - worauf ich dir dann folgen will, wohin du mich ziehen wirst!«

07] Und der Fungar-Hellan sprach: »Gut, so macht euch auf den Weg, und ich will sehen, wohin du geheimnisvoller Mann mir den Weg weisen wirst als ein Fremdling in dieser übergroßen Stadt!«

08] Nach diesen Worten brachen der Fungar-Hellan, der Mahal, Kisarell, die Pira und die Gella auf, und der Mahal führte den Fungar-Hellan schnurgerade den Weg in den Garten der ehemaligen Schönheitsgöttinnen, worüber sich der General höchlichst verwunderte, daß der fremde Mann in dieser Stadt sich durch alle hundert Gassen zurechtfand.

09] Als sie aber im Garten anlangten, da führte der Mahal den Fungar-Hellan sogleich schnurgerade an die Stelle, allwo am vorigen Tage zur tiefabendlichen Zeit die Agla das Haupt Waltars samt der Glasurne hatte einmauern lassen.

10] Allda angelangt, fragte der Fungar-Hellan: »Nun, Freund, - was soll ich hier?«

11] Und der Mahal sprach: »Laß diese frische Mauer ausbrechen - aber behutsam -, auf daß du dich überzeugest, wie das göttliche Licht im Herzen mehr sieht als all dein geheimes Stadt- und Bürger-Durchspionierungswesen!«

12] Fungar-Hellan tat solches sogleich; und als die Nische von der neuen Übermauer entledigt war, da ward alsbald die Urne mit dem Haupte sichtbar.

13] Fungar-Hellan entsetzte sich und schrie: »Aber um alle Teufel, wie kommt dieses Haupt hierher?«

14] Und Mahal sprach: »Wie fragst du das? Mußt du denn als der Verständigste nicht in alle Geheimnisse deines Reiches eingeweiht sein?! Wußtest du denn nicht, was gestern die Agla anbefohlen hatte ihrer Dienerschaft?«

15] Hier machte Fungar große Augen; Mahal aber hieß den General ihm weiter folgen, allda es noch ganz andere Geheimnisse gebe. Und Fungar folgte dem Mahal.



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