Jakob Lorber: 'Die Haushaltung Gottes', Band 3


Kapitelinhalt 257. Kapitel: König Gurat und sein Schwager Waltar im Garten des Venustempels. Die sieben Schönheits-Göttinnen als Weiber Waltars. (15. April 1844)

01] Gurat aber berief den Generaloberpriester und begab sich unter königlichem Großgeleite aller seiner Hofchargen und Dienerschaft mit dem königlich bekleideten Waltar in den bestimmten Tempel.

02] Und da er zum vorbestimmten Zwecke durch einen Wink an den General einen Vorboten an die Göttinnen des Tempels abgesandt hatte, so war bei dieser seiner Ankunft auch schon alles in der verführerischsten und üppigsten Ordnung im großen Staketenirrgarten der Göttinnen der weiblichen Schönheit.

03] Hunderte und Hunderte solcher Hauptgöttinnen schwärmten, von den Untergöttinnen auf schon bekannte Weise begleitet, durch die Irrgänge; einige tanzten, einige machten sonstige allerüppigste Stellungen, einige sangen, und einige gingen mehr ruhig ihren Weg vorwärts.

04] Als der warmblütige Waltar diese verführerischen Spektakel ersah, da ward er ganz wie verwirrt und wußte nicht, was er reden oder was er begehren sollte.

05] Als aber der Gurat solches zu seinem großen Vergnügen merkte, da sagte er zum Waltar: »Freund, wie es mir scheint, so wirst du deine schöne Schwester eben nicht zu schwer vergessen!

06] Sage mir, - hast du dir schon eine von diesen Göttinnen herausgesucht? Zeige mir bald eine, und ich will sie dir sogleich zum Weibe geben samt ihren Untergöttinnen! Oder, so dir mehrere gefallen, da zeige mir auch das an, und sie sollen dein sein! Denn hier in meinem Reiche darf jeder Mann mehr als ein einziges Weib haben, - obschon ich der Meinung bin, daß du an einer Göttin samt ihren Untergöttinnen genug haben dürftest!«

07] Hier sah der Waltar gar aufmerksamst nach den vor ihm vorüberschwärmenden Göttinnen, die ihm über die Maßen wohlgefielen, da ihn eine jede so holdseligst als nur immer anblickte, und er sagte nach einer Weile zum Gurat:

08] »O König! Ich bitte dich nicht um eine, nicht um hundert, sondern um gar alle bitte ich dich! Denn zu herrlich sind sie alle, als daß ich hier nur eine oder nur einige wählen könnte! Darum gib mir lieber alle, auf daß da ja keine beleidigt werde, so sie nicht gewählt würde!«

09] Der König lächelte hier und sprach zum Waltar: »Mein allerschätzbarster Freund, höre mich nun an, was ich dir jetzt sagen werde; bei dem auch soll es vorderhand verbleiben!

10] Siehe, ich will dir vorderhand nur sieben zu Weibern geben! Mit denen sollst du ein Jahr lang leben in meinem Palaste! Wirst du nach einem Jahre noch mehrere für dich für nötig finden, da sollst du deren haben, soviel du willst!

11] So dir aber etwa doch die sieben genügen dürften, da kannst du mir um so wohlgefälliger bei den sieben verbleiben; denn alle diese Göttinnen stehen dir als einem Vizekönige ja ohnehin tagtäglich gegen ein bestimmtes mäßiges Opfer zu Gebote.«

12] Als der Waltar solches vom Gurat vernommen hatte, da willigte er sogleich in den Rat desselben, nahm die sieben Gerufenen samt den Untergöttinnen und begab sich dann, als die Göttinnen bekleidet waren, ganz überseligst mit nun seinen Weibern und mit dem Gurat wieder in den königlichen Palast zurück.



Home  |    Inhaltsverzeichnis  |   Werke Lorbers